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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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zerknittert in den Busen. »Wer ist der Kurier, der diesen Brief gebracht hat?« fragte sie. – »Derselbe, den Ew. Majestät vor drei Wochen an die Königin von Frankreich abgesendet hat.« – »Ferrari?« rief sie. – »Ja, Ferrari, Majestät.« – »Dann lasse man ihn heraufkommen. Ohne Zweifel wird er mir noch etwas mündlich zu sagen haben.« – »Allerdings hat er gewünscht, daß man nicht vergessen möge, Ew. Majestät seinen Namen zu nennen.« – Es vergingen einige Sekunden, dann trat Ferrari ein. Es war ein Mann von achtundzwanzig bis dreißig Jahren, schon seit acht oder zehn Jahren im Dienste des Schlosses, und ein ganz vortrefflicher Reiter, welcher, ohne auszuruhen, Strecken von hundert und zweihundert Lieues zurücklegte. Er war es, der auf der Rückreise von Wien dem königlichen Wagen vorangeritten war, um überall Pferde zu bestellen. Marie Caroline hatte ihn ihrer Schwester als einen Mann empfohlen, dem sie unbedingt vertrauen könne. Marie Antoinette war es, so scharf sie auch von Lafayette und dessen Generalstab bewacht ward, doch gelungen, Ferrari in den Tuilerien zu empfangen, und man hatte ihm alle Einzelheiten über die Art und Weise mitgeteilt, auf welche man die Wachsamkeit des Generals der Nationalgarde zu täuschen hoffte. Um sich einen Begriff von den Schwierigkeiten, welche die Flucht darbot, machen zu können, muß man zuvörderst wissen, wie die königliche Familie bewacht war. Lafayette, welcher der Nationalversammlung mit seiner eigenen Person haftete, hatte alle seine Vorkehrungen getroffen. Sechshundert Mann Nationalgarde von den verschiedenen Sektionen hielten Tag und Nacht in den Tuilerien Wache. Vor dem äußern Tor hielten fortwährend zwei berittene Gardisten. Schildwachen standen an allen Türen des Gartens, und die Terrasse des Flusseswar ebenfalls in Entfernungen von je hundert Schritt mit Schildwachen besetzt. Im Innern war die Wachsamkeit nicht weniger groß. Die Schildwachen standen bis in die Zugänge, welche zu dem Kabinett des Königs und der Königin führten, bis in einen kleinen, im Dachraum angebrachten finstern Korridor, in welchen die für den Dienst der königlichen Familie bestimmten geheimen Treppen mündeten.
    Der König und die Königin, welche keine Leibgarde mehr hatten, verließen den Palast nicht anders, als unter der Eskorte von zwei oder drei Offizieren der Nationalgarde. Von allen diesen Schwierigkeiten umringt, hatten der König und die Königin folgendes ausgesonnen: Die erste Dame des Dauphin, die, welcher man nicht recht traute, verließ, wie die Königin Marie Antoinette in ihrem Briefe gesagt, ihren Dienst am 12. Das kleine Zimmer, welches sie in den Tuilerien bewohnte, wird dann leer. Dieses kleine Zimmer ging in ein Gemach, welches schon seit sechs Monaten leer stand und von Herrn von Villequier, erstem Kammerherrn, bewohnt gewesen war. Es stand jetzt leer, weil Herr von Villequier ausgewandert war. Dieses im Erdgeschoß befindliche Zimmer hatte zwei Ausgänge – einen auf den Prinzenhof, den andern auf die Rue Royale. Die Königin sollte sagen, weil es ihr an Platz fehle, solle man ihr für ihre Tochter das Zimmer der Frau von Rochereul überlassen, welches durch Beendigung des Dienstes dieser Dame leer ward. Was das Zimmer des Herrn von Villequier betraf, so sollte der König, der ein vortrefflicher Schlosser war, einen Schlüssel fertigen, mit dessen Hilfe man es öffnen könnte.
    Wie zahlreich auch die Schildwachen waren, so hatte man gleichwohl vergessen, eine an die Tür dieses Zimmers zu stellen. Übrigens waren, sobald es elf Uhr geschlagen, die Schildwachen, da der Dienst des Schlosses zu dieser Stunde endete, daran gewöhnt, sehr viele Leute auf einmal herauskommen zu sehen. Man hatte daher Aussicht, mitten unter allen diesen Leuten den Palast verlassen zu können, ohne erkannt zu werden. War man einmal aus den Tuilerien hinaus, so übernahm ein Schwede, Herr o. Fersen, welcher der Königin sehr ergeben war, das übrige. Er wollte, als Fiakerkutscher verkleidet, an dem Pförtchen der Rue de l'Echelle warten, und die Flüchtlinge bis an die Barriere von Clichy bringen, wo ein von ihm bestellter Reisewagen, fertig bespannt, bei einem Freunde von ihm, Mr. Crawford, warten sollte. Der Königsollte als Intendant verkleidet sein, das heißt, einen grauen Rock, Atlasweste, grüne Beinkleider, graue Strümpfe, Schnallenschuhe und einen kleinen dreieckigen Hut tragen. Ein Kammerdiener des Königs, namens Hue, von derselben Größe

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