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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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schüttelte sie den Kopf und sagte: »Ach, meine arme Emma, ich habe traurige Ahnungen.«
    Es muß hierbei bemerkt werden, daß die Königin alle ihre Kümmernisse für sich und für mich behielt und weder dem König noch dem Minister ein Wort davon sagte. Die Tage verflossen. Caroline ging nicht nach Neapel; sie verließ nicht Caserta und ich verließ sie nicht. Sir William, vor welchem wir keine Geheimnisse hatten und der die Besorgnisse der Königin kannte, forderte mich selbst auf, ihr treue Gesellschaft zu leisten. Während des ganzen Tages am 20. hatte sie keine Ruhe und konnte weder stehen noch sitzen. Es war als ob sie, von physischer Ermüdung dazu gezwungen, ihre haßerfüllten Gedanken zu verbannen suchte. Von Mitternacht an stieg ihre Aufregung, wenn dieses überhaupt möglich war, immer höher. Einen Augenblick lang war sie mit dem Gedanken umgegangen, Ferrari wieder nach Paris zu schicken. Sie hatte aber eingesehen, daß, wie sehr er sich auch beeilte, er doch immer nur erst den zweiten oder dritten Tag nach der Abreise der königlichen Familie in Paris anlangen würde. Deshalb hatte man Ferrari dabehalten, um ihn für einen dringenden Fall zur Verfügung zu haben. Sie hoffte, daß der König oder die Königin im Augenblick der Abreise einen Kurier an sie abgefertigt haben würden, um ihr diese Abreise zu melden. In diesem Falle ward dieser Kurier am 29. Juni erwartet. Der Tag des 29., des 30. Juni und der Vormittag des 1. Juli vergingen, ohne daß Nachrichten eintrafen; am 1. Juli aber gegen elf Uhr morgens fand Sir William sich in eigener Person ein und verlangte mich zu sprechen.
    Die Königin, welche für alle ein Gegenstand der Unruhe war, forderte mich auf, sogleich zu Sir William hinunterzugehen. Er erwartete mich in einem kleinen Salon des Erdgeschosses. Gleich auf den ersten Blick sah ich ihm am Gesicht an, daß er der Überbringer schlimmer Nachrichten war. »Was gibt's?« fragte ich ihn auf englisch. – »Der König und die Königin sind in einer Stadt namens Varennes angehalten worden,« antwortete mir Sir William, »und höchstwahrscheinlich hat man sie zu dieser Stunde schon wieder nach Paris zurückgeführt.« – »Wie sagen Sie, Sir William?« rief eine Stimme. Ich drehte mich um. Die Königin stand ungeduldig und ein Unglück ahnendauf der Schwelle der Tür. Sie war mir gefolgt und hatte Sir Williams Worte gehört, ohne dieselben zu verstehen. An dem Tone aber, womit er gesprochen, hatte sie wohl erraten, daß er mir nichts Gutes verkündete. Sie hatte ihre Frage auf französisch getan.
    »Madame,« antwortete Sir William, ich meldete Mylady ein großes Unglück.«
    – »Man hat meine Schwester ermordet!« rief die Königin.
    – »Nein, Madame, ein solches Verbrechen hat Gott nicht gestattet. Ihre Schwester lebt, aber sie ist auf ihrer Flucht erkannt, angehalten und gefangen nach Paris zurückgebracht worden.«
    – »Gefangen? Meine Schwester? Man hat gewagt, die Hand an eine königliche Person zu legen?«
    – »Ihr erster Gedanke, Madame, war ja, daß man sie gar ermordet hatte.«
    »Daß man eine Königin ermordet, ist mir erklärlich. Dazu bedarf es bloß eines Fanatikers oder eines Wahnsinnigen. Um sie aber gefangenzunehmen, dazu bedarf es einer offenen Rebellion, einer Volksempörung, einer Revolution!«
    – »Aber wie wollten denn Ew. Majestät die Bewegung, welche jetzt in Frankreich stattfindet, anders nennen als eine Revolution?«
    – »Wenigstens hoffe ich, daß, wenn die Königin Gefangene, sie es in ihrem Palaste ist?«
    – »Wir wissen noch weiter nichts, Madame, als daß vierzig oder fünfzig Lieues von Paris, in einer kleinen Stadt, welche man Varennes nennt, Ihre Majestäten der König und die Königin von Frankreich angehalten worden sind. Die englische Gesandtschaft hat mir einen Kurier mit einer Depesche zugesendet, die weiter nichts enthält. Beim Abgange des Kuriers waren der König und die Königin schon nach Chalons zurückgebracht und drei Volksrepräsentanten reisten von Paris ab, um ihnen entgegenzugehen und sie zu beschützen.«
    – »Um sie zu beschützen!« rief Marie Caroline; »drei Advokaten wahrscheinlich beschützen den König und die Königin von Frankreich! Das ist seltsam! Kann ich den Kurier sprechen?«
    – »Ich habe ihn mitgebracht, denn ich vermutete sogleich, daß Ew. Majestät ihn vielleicht zu befragen wünschten.«
    – »Ich danke Ihnen; lassen Sie ihn kommen. Nicht wahr, du wirst mir als Dolmetscherin dienen, Emma?«
    – »Ich

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