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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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glaube, er spricht französisch,« antwortete Sir William.
    »Nun dann um so besser,« sagte die Königin.
    Fünf Minuten später stand der Kurier vor ihr. Er wußte aber weiter nichts, als was er auf der Straße sprechen gehört.Man hatte ihm erzählt, daß man, als man die Flucht des Königs erfahren, Lafayette hatte umbringen wollen, weil man ihn beschuldigte, diese Flucht begünstigt zu haben. Das Ernsthafteste bei der Sache sei, daß die Pariser im höchsten Grade erbittert wären, und er könne versichern, daß der König bei seiner Rückkunft nach Paris alles zu fürchten haben würde, wenn nicht zu seiner Sicherheit die größten Vorsichtsmaßregeln getroffen wären. Plötzlich, während der Kurier der Königin die Einzelheiten mitteilte, erinnerte er sich, daß er auf den Straßen »Gefangennehmung des Königs Ludwigs des Sechzehnten« ausrufen gehört und daß er das Zeitungsblatt gekauft hatte, in welchem die Gefangennehmung erzählt ward. Die Königin streckte begierig die Hand aus, der Kurier suchte in seinen Taschen und zog endlich aus einer derselben eine Nummer der »Revolutionen von Frankreich und Brabant« von Camille Desmoulins hervor. Die Königin durchflog das Blatt rasch, dann knitterte sie es Mit einem unbeschreiblichen Ausdruck von Wut zwischen den Händen zusammen und rief:
    »O, die Elenden! Besser wäre es, sie hätten ihn zehn-, hundert-, tausendmal getötet, als auf diese Weise beschimpft.«
    Ich nahm ihr das Journal aus den Händen und wollte es dem Boten zurückgeben.
    »O, lies! lies!« sagte sie; ich will, daß du selbst siehest, wie diese nichtswürdigen Franzosen ihrem König begegnen.« Meine Augen fielen auf folgende Zeilen: »Wovon hängen die großen Ereignisse ab? Sainte-Menehould, dieser Name erinnert unsern gekrönten Sancho Pansa an die berühmten Schweinsfüße. Er will sich nicht nachsagen lassen, daß er durch Sainte-Menehould gekommen sei, ohne von den berühmten Schweinsfüßen an Ort und Stelle gegessen zu haben. Er gedenkt nicht mehr des Sprichwortes: Plus occiclit gula quam gladius. Die Zeit, welche über diesen Zubereitungen verging, war ihm verderblich.«
    »Dergleichen Angriffe verdienen bloß Verachtung,« sagte ich zur Königin.
    Ohne auf mich zu hören, fuhr sie fort: »Und die Könige sehen ihren Bruder auf diese Weise behandeln, und sie erheben sich nicht alle wie ein Mann und schwören, auf Paris zu marschieren und in dieser fluchwürdigen Stadt keinen Stein auf dem andern zu lassen. O Könige! Familie von Feiglingen! Sehet ihr nicht, daß man euch dort allen den Prozeßmacht? Sir William!« – »Madame?« entgegnete Sir William, indem er sich verneigte. – »Kehren Sie jetzt sogleich wieder nach Neapel zurück?« – »Wenn Ew. Majestät es wünscht.« – »Ja, ich wünsche es, und Sie können mir wohl einen Platz in Ihrem Wagen einräumen?« – »Dies wäre eine große Ehre für mich, Madame.« – »Doch nein, eben fällt mir etwas noch Besseres ein. Gehen Sie, in einer Viertelstunde folgen wir Ihnen. Gehen Sie in den Palast und bitten Sie den König in meinem Namen, den Kabinettsrat zusammenzuberufen. Ich will mit allen diesen Männern sprechen. Ich sehe noch gar nicht, daß man sich zum Kriege rüstet, und dennoch haben wir gegen unsern Bruder Leopold Verbindlichkeiten übernommen. Es wäre eine Schande, wenn er bereit wäre und wir wären es nicht. Gehen Sie, Sir William, gehen Sie, und bemühen Sie sich zu erfahren, ob wir auf England rechnen können.«
    Wenn die Königin auf diese Weise so sprach, so lag in ihrem Worte eine solche Macht, in ihrer Gebärde eine solche Würde, in ihrer Person eine solche Majestät, daß jeder, der sie hörte, an weiter nichts dachte, als ihr zu gehorchen. Sir William begnügte sich daher, sie zu hören, stieg wieder in den Wagen und rief dem Kutscher zu: »Nach dem königlichen Palast – so rasch als möglich!« Eine Viertelstunde später stiegen wir, wie die Königin gesagt, selbst in den Wagen und folgten Sir William.

52. Kapitel.
    Obschon die Königin ihren Kutscher auf dieselbe Weise zur Eile ermahnte, wie Sir William den seinigen, so kam dieser doch, da Sir William die besten Pferde in Neapel, selbst die des Königs, nicht ausgenommen, hatte, zwanzig Minuten vor uns an. Die Folge davon war, daß die Königin bei ihrem Eintritt in den Palast den Ministerrat versammelt fand. Der Minister Acton hatte seinerseits ebenfalls die Nachricht von der Gefangennehmung des Königs von Frankreich erhalten und geglaubt,

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