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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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daß die Sache wohl der Mühe verlohne, dem Kabinettsrat vorgetragen zu werden. Da ich der Königin nicht folgte, sondern der Wagen, nachdem er sie im Palast abgesetzt, mich nach dem Gesandschaftshotel brachte, so erfuhr ich das, was nun geschah, nur durch Hörensagen. Der König hatte in ziemlich schlechter Laune Platz genommen, indem er imvoraus erklärt, daß er weit wichtigere Geschäfte habe als die, womit der Kabinettsrat sich beschäftigte, und indem er den Ministern zugleich andeutete, daß er nicht bis zu Ende der Sitzung bleiben würde. Als er die Königin kommen sah, dachte er sogleich den Vorsitz im Kabinettsrat ihr zu übertragen und näherte sich ihr daher, indem er sich sehr liebenswürdig gegen sie zeigte und sie seine »liebe Schulmeisterin« nannte, was er nur tat, wenn er ganz besonders gut gelaunt gegen sie war. Plötzlich und in dem Augenblicke, wo die Diskussion am lebhaftesten war, pochte man auf eine gewisse Weise an die Tür.
    Die Königin fragte ungeduldig, wer die Keckheit habe, mit dieser Vertraulichkeit an die Tür des Kabinettsrats zu pochen; der König mochte aber eine Gebärde. »Meine liebe Schulmeisterin,« sagte er, »beunruhige dich nicht, es gilt mir. Ich weiß schon, was es ist.« Mit diesen Worten ging er hinaus. Die Königin machte einen langen Hals und sah zwischen der sich öffnenden Tür hindurch einen Piqueur, welcher den König erwartete. Nach einigen Sekunden öffnete die Tür sich wieder. »Ich kann nicht länger bleiben, ich habe anderwärts Geschäfte,« sagte Ferdinand. »Vertritt meine Stelle, liebe Karoline. Was du tust, wird wohlgetan sein wie immer.« Mit diesen Worten verabschiedete er sich von der Königin und den Ministern mit einer Handbewegung und schloß die Tür wieder, worauf man sich rasch entfernende Tritte hörte. Die Königin war an eine solche Handlungsweise des Königs gewöhnt und ließ sich in der Regel dadurch weiter nicht beunruhigen. Diesmal aber erschienen ihr die Umstände so ernst, daß der König trotz des Widerwillens, welchen die öffentlichen Geschäfte ihm einflößten, dem Kabinettsrat doch wohl bis zu Ende hätte beiwohnen sollen, denn es war auch ein wenig sein Prozeß, der hier abgeurteilt ward. Im Verlaufe der Beratung brachte man der Königin einen Brief, welcher von Wien kam. Er war von ihrem Bruder Leopold und meldete ihr Nachrichten von der höchsten Wichtigkeit. Der Kaiser schrieb ihr, daß er nächstfolgenden Monat, ungefähr den 20. August, mit dem König von Preußen, Friedrich Wilhelm, eine Zusammenkunft in Pillnitz haben werde. Die Folge dieser Zusammenkunft werde höchstwahrscheinlich eine Kriegserklärung gegen Frankreich sein. Der Kaiser ersuchte deshalb seinen Schwager Ferdinand, sich für diesen Fall bereit zu halten, das Kontingent zu stellen, zu welchem er sich bei seinem Besuch in Wien selbst verbindlich gemacht. Der Kaiser wußte noch nicht die Gefangennehmung in Varennesoder vielmehr er mußte sie zu dieser Stunde wissen, denn die Kommunikationen waren zwischen Paris und Wien rascher, als zwischen Paris und Neapel. Sein vom 23. Juni datierter Brief war aber drei oder vier Tage vorher geschrieben, ehe er die traurige Neuigkeit wissen konnte.
    Es war ein Glück, für die Königin, daß ihr Gemahl den Vorsitz ihr übertragen, denn der König, der um halb zwei Uhr sich im Kabinettsrat eingefunden, würde sich nicht dazu verstanden haben, bis um sechs Uhr auszuhalten. Karoline hatte die Freude, durch die von Acton eingezogenen Erkundigungen zu erfahren, daß, wenn die Feindseligkeiten gegen Frankreich noch nicht begonnen, wenigstens alle Anstalten zum Einrücken in das französische Gebiet getroffen wurden. Fünfunddreißigtausend Mann Deutsche rückten gegen Flandern vor; fünfzehntausend Mann andere gegen das Elsaß; fünfzehntausend Mann Schweizer machten sich fertig, auf Lyon zu marschieren; eine piemontesische Armee bedrohte die Dauphiné und zwanzigtausend Mann Spanier hielten sich bereit, die Grenze zu überschreiten. Der General Acton ward als Marine- und Kriegsminister beauftragt, das Kriegsmaterial an Schiffen, Kanonen und Munition zu vervollständigen. Er versprach der Königin Waffen- und Pulverfabriken einzurichten, und dann schrieb er an die Prinzen von Hessen-Philippstadt, von Württemberg und von Sachsen, um allen dreien Kommandos anzubieten. Dies war das, was das Äußere betraf; die Königin hatte aber beschlossen, auch das Innere einer Überwachung zu unterwerfen, die jedem Ereignisse vorbeugte,

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