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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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welches sich in seinem Prinzip oder in seinem Ziel denen näherte, welche jetzt in Frankreich stattfanden.
    Man beschloß die Häuser der Stadt, die es noch nicht waren, zu numerieren; man stellte in jedem Quartier Kommissare an, welche ausschließlich mit einer politischen Polizei beauftragt waren. Ein junger Mann, den der General Acton der Königin als unternehmend, geschickt und ehrgeizig empfehlen zu können glaubte, erhielt einen Titel, der seit langer Zeit abgeschafft war, jetzt aber für diese Zeiten der Unruhe wieder hervorgesucht ward, nämlich den eines Regenten der Vicaria. Dieser junge Mann war der Chevalier Ludovico von Medici, welcher, nachdem er einmal zur Macht gelangt war, dieselbe auch nicht wieder verlassen sollte. Die Königin hatte keinen Grund, sich zu beklagen. Man hatte in einer einzigen Sitzung mehr Arbeit verrichtet, als man sonst in zehn zu erledigen pflegte. Als die Königin den Kabinettsrat verließ, wollte sie wissen,was für ein dringendes Geschäft es wäre, was den König veranlaßt, sich so plötzlich zu entfernen, und warum der Piqueur sich erlaubt hatte, an die Tür zu pochen. Dieser Piqueur kam, um dem König zu melden, daß sich ein prächtiger Schwarm Feigendrosseln in Capo di Monte niedergelassen habe, und da baldiges Wiederauffliegen zu erwarten stand, weil jetzt die Zugzeit dieser Vögel war, so hatte der König seinem Piqueur befohlen, ihn sofort zu benachrichtigen, sobald gut zum Schusse zu kommen wäre. Der Piquer hatte nicht verfehlt, diesem Befehle nachzukommen, und dies war die wichtige Angelegenheit, welche den König Ferdinand abgehalten, seinen Anteil an den Maßregeln zu nehmen, welche, wie man wenigstens hoffte, zur Rettung seines Schwagers Ludwig des Sechzehnten und seiner Schwägerin Marie Antoinette beitragen sollten. Die Königin hatte mir befohlen, punkt sechs Uhr im Palast zu sein. Ich erwartete sie seit einer halben Stunde, als sie aus dem Kabinettsrat kam. Sie erzählte mir achselzuckend die Geschichte des Königs, im Grunde genommen aber machte diese Sorglosigkeit des Gemahls sie gleichzeitig zum König und zur Königin und ihr Despotismus war gern damit einverstanden. Wir stiegen wieder in den Wagen und fuhren nach Caserta zurück.
    Unterwegs begegneten wir einer Art Postchaise, welche mit Staub bedeckt war und einen langen Weg zurückgelegt zu haben schien. Als man die königliche Livree erkannte, stieg eine Dame halb aus dem Wagen heraus und rief ihrem Postillon zu, daß er Halt machen solle. Es war augenscheinlich, daß diese Dame, woher sie auch kommen mochte, zur Königin wollte. Die Königin ließ unseren Wagen ebenfalls halten und wartete. Die Reisende sprang nun vollends von ihrem Wagen herab und war im nächsten Augenblick bei uns.
    »Im Auftrage der Königin Marie Antoinette!« sagte sie. –
    »Sie kommen im Auftrage meiner Schwester?« fragte die Königin.
    – »Ja, Madame.«
    – »Haben Sie einen Brief von ihr?«
    – »In meinem Portefeuille.«
    – »Von ihr selbst?«
    – »Euer Majestät kennt die Chiffre der Königin, nicht wahr?«
    – »Jawohl! Lassen Sie Ihren Wagen dem unserigen folgen und setzen Sie sich mit zu uns. Wie heißen Sie?«
    – »Mein Name ist Ihnen unbekannt, Madame, ich glaube aber nicht mehr, wenn ich Ihnen sage, daß ich die Inglesina bin.«
    – »Ah, ja, ja! Sie gehören zum Haushalt der Prinzessin von Lamballe. Setzen Sie sich mit zu uns – steigenSie ein.« – Die junge Dame richtete einige Worte in vortrefflichem Italienisch an den Postillon, stieg in unsern Wagen und setzte sich auf den Vordersitz. Ihr Wagen folgte.
    »Rasch! rasch!« sagte die Königin, »erzählen Sie uns, wie die Sachen stehen. An welchem Tage haben Sie Paris verlassen?« – »Am 26. Juni, Madame, am Tage nach der Rückkehr der Königin.« – »Und meine Schwester befindet sich wohl?« – »Ja, Madame, abgesehen von den Aufregungen und Anstrengungen dieser furchtbaren Reise.« – »Wie ist ihre Situation in den Tuilerien?« – »Sie ist die einer Gefangenen, dies darf man sich nicht verhehlen, und sie wird Gefangene bleiben bis zu dem Augenblicke, wo der König die Konstitution beschworen haben wird.« – »Er möge sie denn beschwören und Zeit gewinnen, bis wir ihr zu Hilfe kommen können.« – »Ach, Madame, diese Hilfe ist es, um deren Beschleunigung ich im Namen der Königin zu bitten komme.« – »Wir beschäftigen uns bereits damit, seien Sie unbesorgt.«
    Während dieser Zeit entsiegelte die Königin den Brief von ihrer

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