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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Ämter zu suchen, die zur Erfüllung meines Zweckes gegründet werden mußten. – Nachdem ich beinahe alles geordnet, dachte ich darüber nach, daß alle Mühe, die ich mir gegeben, alle Kosten, die ich aufgewendet, leider ohne Nutzen sein würden, da diese jungen Leute, nachdem ich ihre Erziehung beendet, entweder Müßiggänger werden, oder, wenn sie irgendein Handwerk erlernen wollten, die Kolonie verlassen müßten, um ihren Lebensunterhalt anderswo zu verdienen, da ich in meinem Dienst nur einige beschäftigen konnte. Ich bedachte, wie schmerzlich jede Trennung für die betreffenden Familien sein müßte und wie sehr ich mich selbst betrüben würde, wenn ich mich dieser schönen Jugend beraubt sähe, die ich alle wie meine eigenen Kinder betrachtet und mit soviel Mühe aufgezogen hatte. Ich wendete mich daher einem anderen Zweck zu. Ich beschloß diese Kolonie, die, da sie sich unaufhörlich vergrößerte, dem Staate sehr nützlich werden konnte, in einer Weise zu regieren, welche geeignet wäre, diese armen Leute ruhig und glücklich zu machen und ihnen ein Leben in der Furcht Gottes und vollkommener Harmonie zu bereiten. Sie hatten mir bisher kein einziges Mal Anlaß zu Verdruß gegeben, sondern im Gegenteil dazu beigetragen, daß ich unter ihnen die erhabene Zufriedenheit, die in den Stunden, wo die Staatsangelegenheiten gegen meine Ruhe konspirierten, so beneidenswert war, genießen konnte.«
    Wie man sieht, hatte der König Ferdinand nun endlich »die für das Nachdenken und die Ruhe des Geistes so notwendige Einsamkeit und den so nötigen Frieden gefunden.«
    Als der König diesen unverhofften Zweck erreicht hatte, beschloß er aus Dankbarkeit für die schöne Jugend, die sein Herz erquickte, seiner so gut gedeihenden Kolonie, die immer blühender zu werden versprach, Gesetze zu geben, welche an die erinnerten, die Saturnus und Rhea ihren Völkern im goldenen Zeitalter gegeben. Demnach begann er die tyrannischen Rechte der Eltern über die Kinder aufzuheben, durch welche letztere so oft gehindert werden, den Regungen ihres Herzens und ihrer Natur zu folgen. So standes den Kindern frei, sich zu wählen und zu heiraten, ohne daß die Eltern etwas in dieser ernsten Angelegenheit zu tun hatten, in die sie sich oft nur mischen, um alles zu verderben. Jedes Jahr zu Pfingsten mußten die jungen Leute, wenn sie aus der großen Messe kamen, dem ganzen Dorf zeigen, welche Wahl sie getroffen. Unter dem Portal der Kirche bot der junge Mann, nicht mehr und nicht weniger als ein Schäfer auf einem Gemälde von Watteau oder Boucher, dem jungen Mädchen, das er liebte, einen Strauß roter Rosen. Wenn die Person, welcher er angeboten ward, die Liebe des jungen Mannes erwiderte, so gab sie ihm einen Strauß weißer Rosen, und alles war gesagt. Die beiden Liebenden waren von diesem Tage an Brautleute und wurden den folgenden Sonntag getraut. In der Zwischenzeit ließ der König sie zu sich kommen, natürlich jedes allein. Er hielt ihnen eine Rede über ihre ehelichen Pflichten, und da er sich das Recht vorbehalten, das junge Paar auszustatten, vermehrte oder verminderte sich je nach der Aufmerksamkeit, mit welcher das junge Mädchen die Rede des Königs angehört, die Ausstattung. Nun wird man wohl begreifen, mit welcher Aufmerksamkeit die Braut einer so wichtigen Rede lauschte. Übrigens gab es keine Richter, kein Tribunal. Wenn irgendein Prozeß vorkam, so gaben drei Greise, welche die Kolonie gewählt hatte, unter einer Eiche ihr Urteil ab, wie ehemals der heilige Ludwig. Um Narrheiten und Luxus zu vermeiden, von denen sich selbst Bäuerinnen fortreißen lassen, trugen alle jungen Mädchen der Kolonie dasselbe Kostüm, welches einfach, aber geschmackvoll war, und welches der König durch seinen gewöhnlichen Maler hatte zeichnen lassen. Die Auszeichnungen ausgenommen, welche der König Ferdinand selbst daran zu Gunsten guter Arbeiterinnen vornahm, konnte niemand etwas daran ändern. Unter anderem war auch die Konskription abgeschafft.
    Man wird leicht sehen, daß der König, um zu einem so glücklichen Resultate zu kommen, die Weisheit des Königs Salomo mit dem sozialen Wissen eines Idomeneus hatte vereinigen müssen. Da nun der königliche Gründer der Kolonie von San-Leucio nicht wußte, was er mit dem Kardinal Ruffo anfangen sollte, so stellte er ihn an die Spitze dieser Kolonie. Vielleicht war dies kein geeigneter Platz für einen Kardinal; geistreiche Leute aber, sagt man, sind nirgends am unrechten Platze, und

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