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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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unserem Ziele näherten und daß er nicht von denen gehört zu werden wünschte, denen unser Besuch galt. Übrigens waren die Schlösser und Angeln dieses letzten Gitters so angebracht, daß sie sich ohne das geringste Geräusch bewegten. Mußten nicht Augen und Ohren sich denen, die sie bespionieren und verraten wollten, schweigend nähern können?
    Wir erreichten eine Art großes Kabinett, in welches die Königin entschlossen eintrat, ich aber blieb auf der Schwelle stehen. An den Wänden hingen, stehenden unbeweglichen Schatten gleich, die langen weißen Gewänder der Bianchi, nur an den Augen durchlöchert, denn, wie wir bereits gesagt haben, legten die Bianchi in diesem Kabinette, welches an die Totenkammer stieß, das unheimliche Kostüm an, in welchem sie die zum Tode Verurteilten zum Schafott begleiteten.
    Die Königin sah meine Furcht und erriet die Ursache derselben. Ohne etwas zu sagen, faßte sie eins der Gewänder und schüttelte es, um mir zu beweisen, daß nichts unter seinen Falten verborgen wäre, nicht einmal ein Gespenst. Dann deutete sie mir an, daß ich eintreten sollte.
    Hierauf zeigte ihr der Kerkermeister in dem Getäfel der Wand so angebrachte Löcher, daß man sie von der Totenkammer aus nichtbemerken konnte. Übrigens konnten die Gefangenen in dieser Kammer, da sie nicht mehr die Freiheit ihrer Bewegungen besaßen, weder das Getäfel noch die Wände untersuchen. Außerdem war eine blecherne Röhre nach Art eines Sprachrohres für das Ohr angebracht, ebenso wie das Auge gerade in die Öffnung hineinpaßte, so daß die in dem Kabinette versteckte Person zugleich sehen und hören konnte, was in der Totenkammer vorging. Es waren zwei solche Öffnungen und zwei solche Röhren vorhanden. Der Kerkermeister zeigte uns dieselben.
    »Erwarten Sie uns unten an der Treppe auf dieser Seite des Gitters,« sagte die Königin zu ihm.
    Der Kerkermeister gehorchte. Er ließ seine Laterne auf der Erde stehen, die Königin hob sie auf und gab sie ihm in die Hand.
    Wir blieben im Dunkeln, da aber die Totenkammer, um den Namen einer »brennenden Kapelle« zu verdienen, tageshell erleuchtet war, so erschienen zwei lichte Punkte an dem dicken Getäfel und zeigten genau den Ort an, zu welchem das Auge hineinsehen sollte. Wir näherten uns, indem wir den Atem einhielten, dem Getäfel, legten sorgfältig die Hand darauf, damit es nicht knistern sollte, dann blickten wir durch die Öffnung und sahen folgendes: In einem viereckigen Gemach von mittlerer Größe, das keinen anderen Ausgang als eine nach einer Kapelle führende Tür besaß, lagen drei Matratzen am Boden, und auf den Matratzen lagen die drei Verurteilten, Emanuelo de Deo, Gagliam und Vitagliano. Ihre Füße und Hände staken in eisernen, am Boden befestigten Ringen Nur waren die Fußringe fest im Boden, während die Handschellen, welche an einer, drei bis vier Fuß langen Kette hingen, den Gefangenen erlaubten, sich auf ihr Bett zu setzen und selbst die Hand zu einer gewissen Höhe zu erheben. Diese drei Matratzen waren an die Wand gelehnt, die eine im Hintergrunde des Zimmers uns gegenüber, die beiden andern uns zur Rechten und Linken. Nur war die zur Rechten liegende, welche dem jungen Emanuele de Deo gehörte, an eine an die Wand gemalte Freske gelehnt, die Christus am Kreuze und Maria zu seinen Füßen kniend darstellte. Vor dieser Freske brannten ungefähr zwanzig Kerzen, die den Gefangenen wie eine feurige Mauer umgaben. Er saß auf seinem Lager, wie das Gemälde oder der Kupferstich – denn ich habe das Gemälde nie gesehen – wie der Kupferstich von Davids Gemälde uns Sokrates darstellt, wie er eben im Begriff ist, den Giftbecher zu trinken. Anstatt des alten Weisen aber mit der gewölbten Stirn,der abgeplatteten Nase, wie er zu den Athenern sagt: »Es war gar nicht der Mühe wert, mir das Leben zu nehmen, Ihr hättet mich nur sterben zu lassen brauchen,« saß hier ein junger Mann mit griechischem Profil, bleichem Teint, flammenden Augen und schwarzem Haar, welches in langen Locken auf seine Schultern herabfloß, denn, wie sein Vater gesagt hatte, hatte sein Haar während der dreijährigen Haft Zeit gefunden, wieder zu wachsen.
    Ich weiß nicht, welches Gefühl des Mitleids oder der Bewunderung der Anblick des jungen Emanuele der Königin einflößte; was mich betraf, so kehrten meine Augen, nachdem ich einen Blick auf seine Gefährten geworfen, wieder zu ihm zurück, um ihn nicht wieder zu verlassen. Ein Maler hätte ein prachtvolles Bild

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