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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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auch für eine Königin sein mag, so möchte ich doch lieber an meiner als an ihrer Stelle sein.« – »Kommen Sie nur,« wiederholte ich. »Ich hoffe, daß, wenn Sie mit Ihrer Majestät gesprochen, Sie eine bessere Meinung von ihr haben werden.« – »Übrigens,« sagte der Greis, »können die Sachen nicht schlimmer werden, als sie schon sind, ich folge Ihnen daher, Madame.«
    Und indem er den Marmor der Stufen küßte, erhob er sich.
    Ich ging voran. Als wir an die Kirchtür kamen, ging Don Giuseppo an mir vorbei, tauchte seine Finger in den Weihkessel und reichte mir das geweihte Wasser.
    Als er sah, daß ich meine Finger nicht benetzte, sah er mich erstaunt an.
    »Ich bin Protestantin,« sagte ich.
    Da schien der letzte Hoffnungsschimmer, der auf seiner Stirn leuchtete, zu schwinden; mechanisch machte er das Zeichen des Kreuzes, stieß einen Seufzer aus, senkte das Haupt auf die Brust und folgte mir.
    Wir stiegen in den Wagen. »In den königlichen Palast,« befahl ich dem Kutscher. Fünf Minuten später hielt der Wagen am Fuße der Treppe, die zu den Zimmern der Königin führte.
    Anstatt sich zu freuen, wie er es doch hätte tun sollen, war der Greis düster wie die Verzweiflung, bleich wie der Tod. Ehe wir in das Zimmer traten, in welchem uns die Königin erwartete, ergriff er mich bei der Hand und stützte sich auf die Einfassung der Tür. Er war nahe daran ohnmächtig zu werden.
    »Aus Gnade, einen Augenblick!« sagte er.
    Was mich betraf, so war alle Freude im Grunde meines Herzens erstorben. So stellte man sich also die Königin vor! Sie war es, die das Urteil durch den Mund der Richter aussprach, die durch die Hand des Henkers tötete!
    Endlich schien Don Giuseppe seine Kräfte wieder zu gewinnen. Ich gab dem Türsteher ein Zeichen, die Tür öffnete sich. Die Königin hatte das Geräusch unserer Schritte gehört, und da sie wissen wollte, was wir in dem anstoßenden Zimmer taten, so hatte sie sich erhoben und kam uns entgegen. Ihr Gesicht war finster, beinahe zornig, denn sie erriet, was vorgegangen war. Ich schob Don Giuseppe zu den Füßen der Königin und sagte zu ihm: »Hier ist sie, von der die Begnadigung Ihres Sohnes abhängt, bitten Sie sie wie die heilige Jungfrau darum und Sie werden diese Gnade erhalten.« Der arme Greis sank auf die Knie, faltete die Hände, seine Bitte aber waren die Worte: »Ist es wahr, Madame?« – »Was?« fragte die Königin mit ihrer kurzen und befehlenden Stimme. – »Daß Sie, wenn ich Sie um Gnade für meinen Sohn anflehe, Sie mir diese Gnade auch gewähren wollen?« – »Ich hoffe doch, daß niemand etwas in meinem Namen versprochen hat?« fragte Karoline, indem sie mich mit der Härte, die bisweilen inihrem Auge lag, anblickte. – »Nein, Madame,« erwiderte ich, »ich habe aber zu einem Vater, der an dem Altar der Jungfrau für das Leben seines Sohnes betete, gesagt: Kommen Sie und ich werde Sie zu einer Königin führen, die schön und gnädig ist wie eine Madonna.« – »Madame! Madame!« sagte Don Giuseppe, der ein wenig Mut faßte, weil ich ihn unterstützte, »Sie können alles: Sie sind Königin, mehr als Königin, Sie sind König! Gnade, Madame! Gnade für meinen Sohn! Er ist vor drei Tagen zwanzig Jahre alt geworden. Er ist mein einziger Sohn, Madame! Ich dachte, er solle mir meine Sterbestunde einmal erleichtern, nie aber ist es mir eingefallen, daß ich ihn überleben würde! Madame, bei Ihren teuren Kindern, bei dem Prinzen Franz, bei dem Prinzen Leopold, bei Ihrem kleinsten Sohn, der noch in der Wiege liegt, bei dem Prinzen Albert, flehe ich Sie an, Madame, beschwöre ich Sie, Königin, Majestät, haben Sie Mitleid mit meinem Sohne!« – »Madame! Madame!« sagte ich zur Königin, indem ich meine Bitten mit denen des armen Vaters vereinigte und ihr die Hand küßte. – »Und wenn ich nun etwas für Ihren Sohn täte, mein Herr,« sagte die Königin, »würde er sich dann weigern, auch etwas für mich zu tun?« – »Für Sie, Madame? Für Sie, die Sie reich, jung, schön, allmächtig sind? Und was sollte er denn für Sie tun? Sagen Sie es! Sagen Sie es, und die ganze Macht eines Vaters will ich anwenden, damit er Sie ehre, verehre und Ihnen auf den Knien diene von dem Tage an, wo Sie ihn mir wieder geschenkt haben werden, bis zu seiner Todesstunde.« – »Ihr Sohn ist ein Jakobiner, mein Herr,« sagte die Königin.
    Don Giuseppe unterbrach sie. »Er ein Jakobiner, er, Madame? Weiß er es wohl selbst, was ein Jakobiner ist? Wissen Sie, daß

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