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hält ihn für einen halben Franzosen und ich glaube, daß die ändere Hälfte sich irrt, wenn sie ihn für einen Neapolitaner hält. Die Königin und Acton können ihn nicht ausstehen. Kümmern Sie sich daher nicht um ihn, denn da er nur von dem Könige unterstützt wird, so wird er keine sehr große Macht erlangen. Dennoch aber ist ein erster Minister, sei er auch nur ein Minister von Rauch und Dunst, immer etwas, wäre er auch nur da, um jemandem einen schlechten Streich zu spielen. Sie wissen wohl, daß man die drei- oder vierhundert Jacobiner, die man gefangen hielt, alle, nach einer drei- oder vierjährigen Haft für unschuldig erklärt hat. Wenn ich alles glaubte, was man in meiner Umgebung von ihnen sagt, so verdiente wenigstens die Hälfte von ihnen den Tod am Galgen. Garat durch seinen Einfluß und Gatto durch seine Schwäche, ja vielleicht durch seine Sympathie,haben das herrliche Werk verrichtet, diese niedlichen Herren der Gesellschaft wiederzugeben. Kurz, ich bin in großer Angst und sehe alles hier für fast verloren an. Es betrübt mich dies bis zu Tränen, um unserer teuren und reizenden Königin willen, die wirklich ein besseres Schicksal verdient. Sie werden verstehen, lieber Freund, daß ich Ihnen dies alles im Vertrauen und in Eile schreibe. Ich hoffe, daß Sie das Mittelmeer nicht verlassen werden, ohne uns mitzunehmen. Wir haben unseren Abschied genommen und alle Vorbereitungen getroffen, um augenblicklich abreisen zu können, sobald wir dazu aufgefordert werden; unterdessen aber bitte ich Gott, daß er Ihnen beistehen möge, diese Ungeheuer von Franzosen zu vernichten. Die Herrschaft solcher Gottlosen kann nicht von langer Dauer sein. Wenn sich Ihnen Gelegenheit bietet, so schreiben Sie uns, Sie glauben gar nicht, welcher Balsam Ihre Briefe für uns sind.
Gott segne Sie, teurer Freund, und seien Sie versichert, daß ich stets sein werde Ihre dankbare und treue Freundin
Emma Hamilton.«
Nelson erhielt diesen Brief auf dem Meere, während er die französische Flotte suchte, ohne sie finden zu können.
77. Kapitel.
Wirklich hatte Nelson vollkommen jede Spur von Bonaparte und den dreihundertfünfzig Schiffen, die zu dessen Geschwader gehörten, verloren. Drei Tage lang in der Meerenge von dem Sirocco zurückgehalten, benutzte er einen Umsprung des Windes, um Reggio zu umsegeln und in das offene Meer zu steuern. Endlich überzeugt, daß Bonaparte sich nach Egypten begäbe, segelte er gerade auf Alexandrien zu, kam aber noch vor der französischen Flotte daselbst an, da der Admiral Brungs, ohne Zweifel um etwaige Verfolger irrezuführen, an der Küste der Insel Candia vor Anker gegangen war. Von dem Gouverneur von Alexandrien schlecht empfangen, der ihm drohte, auf ihn schießen zu lassen, wenn er die Durchfahrt zu erzwingen versuche, ohne Kenntnis des Weges, den die französische Flotte eingeschlagen, in der Vermutung, daß sie, da sie nicht in Alexandrien war, nach Konstantinopel segele, fuhr Nelson ziellos an den Küsten von Caramania und Morea hin und her, indem er versuchte, hier etwas zu erfahren, und nachdemer den ganzen Archipel durchsegelt, trieb ihn der Mangel an Wasser und Proviant wieder nach Sizilien zurück. Er sagte mir mehr als einmal, daß er vom 30. Juni an, wo er aus der Meerenge von Messina segelte, bis zum 21. Juli, wo er im Hafen von Syrakus einlief, wahnsinnig zu werden geglaubt hatte. Die Situation war in der Tat eine sehr ernste und in England zog sich ein furchtbares Unwetter gegen ihn zusammen. Als man daselbst erfuhr, daß er aus Toulon eine Flotte von vierhundert Segeln hatte auslaufen lassen und dieselbe vergebens einen Monat lang in dem Mittelmeer, also in einem großen See, gesucht hatte, fragte man sich auf allen Seiten, ob er nicht ein Verräter, den man vor ein Gericht stellen müsse, und der Admiral Saint-Vincent ein Leichtsinniger wäre, der sich den Tadel der Admiralität zugezogen, daß er ihr einen Kontre-Admiral vorgeschlagen, der dieses Grades unwürdig sei. Nelsons einzige Hoffnung stand auf uns oder vielmehr auf mir. Ich sollte es bei der Königin dahinbringen, daß er, trotz der Verträge mit Frankreich, allen Beistand erhielt, welche die Gouverneure der sizilianischen Häfen ihm gewähren konnten, denn wenn Neapel die Bedingungen des Vertrags mit Frankreich hielt, so mußte Nelson nach Gibraltar zurück und er war verloren. Ein glänzender Sieg allein konnte ihn retten.
Der folgende Brief, den er am 22. Juli an den Lord von Saint-Vincent schrieb,
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