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wird dem Leser einen Begriff von seinem Seelenzustande geben.
»Syrakus, am 22. Juli 1798.
Mein lieber Lord!
Ich habe Ihnen eine Menge Briefe und Papiere zu schicken, da ich aber keine Fregatte habe, die sie Ihnen überbringen könnte, und ich mich in diesem Augenblicke nicht von dem ›Orion‹ trennen kann, so überlasse ich es Ihnen, sich meine Verlegenheit vorzustellen. Ich weiß heute den Ort, wo die französische Flotte sein könnte, ebensowenig, als an dem Tage, an dem ich das Cap Passaro umsegelte. Was ich gewiß weiß, ist bloß der Umstand, daß sie am 18. Juni den Hafen von Malta verlassen hat. In der Dienstagsnacht waren alle Schiffe auf dem offenen Meere und am Mittwoch Morgen hat man sie mit einem Westnordwestwinde schnell weitersegeln sehen. Das ist mir von vierzehn Personen versichert worden, von da an aber sind alles nur Vermutungen. Wenn die Flotte nach Westen gesegelt wäre, so bin ich überzeugt, daß man sich in jedem Hafen, ja selbst an jedem Punkte Siziliens, von dem man siegesehen haben würde, beeilt hätte, mich davon zu benachrichtigen. Weiter darf ich Ihnen nichts sagen, ich bin aber überzeugt, daß wir verraten sind und es ist mehr als wahrscheinlich, daß dieser Brief, den ich Ihnen über Neapel schicken muß, nicht einmal nach Neapel kommen wird, oder daß der französische Minister eine Kopie davon bekommen wird, wenn er ihn nicht selbst kopiert. Was mich betrifft, so sage ich Ihnen, daß ich, wenn nicht auf der einen oder der anderen Seite geradezu eine Unmöglichkeit vorhanden ist, die französische Flotte noch einholen werde. Auf der unsrigen ist kein einziger Kranker. Ich habe Ihnen über alles ausführlich berichtet und meine geheimsten Gedanken mitgeteilt. Gott beschütze Sie!
Ihr stets ergebener
Horatio Nelson .«
»N. S. Die Art und Weise, wie man uns in den Häfen von Sizilien empfängt, ist empörend. Der Gouverneur gesteht uns, daß er, wenn er die Mittel gehabt hätte, den erhaltenen Befehlen gemäß gezwungen gewesen wäre, unsere Einfahrt in den Hafen zu verhindern. Acton hätte versprochen, Befehle zu geben, allein es ist keiner geschickt worden. Was denken Sie davon?«
Noch an demselben Tage schrieb Nelson verzweifelt, fast wütend an Sir William Hamilton:
»Van-Guard, Syrakus, den 22. Juli 1798.
Geehrter Herr!
Ich bin äußerst erstaunt, daß der König von Neapel den Befehl gegeben hat, höchstens drei bis vier englische Schiffe in seine Häfen zu lassen. Ich dachte, es wären geheime Instruktionen erteilt worden, daß man uns ungehindert hereinlassen sollte. Wenn man fortfahren sollte, mir alle nötigen Mittel zu verweigern, so lassen Sie mich es so schnell wie möglich durch das erste Schiff wissen, damit ich noch Zeit habe, mich in Gibraltar zu verproviantieren. Die Weise, in der man uns behandelt, ist eine Schande für eine große Nation. Die Flagge der englischen Regierung ist in allen befreundeten Häfen geschändet worden.
Ich bin mit der größten Hochachtung usw.
Horatio Nelson .«
Dank meinen Bemühungen jedoch waren diese geheimen Instruktionen gegeben worden; sie kamen bloß etwas später. Noch an demselben Tage, an welchem Nelson diesen Brief schrieb, erhielten die Gouverneure von Syrakus sowohl, als auch die der anderen Häfen Befehl, ihm Lebensmittel, Wasser, Holz, kurz alles zu liefern, was er brauchte, und ganz besonders die Zahl der Schiffe, die in die Häfen einlaufen wollten, nicht zu beschränken.
Gleich am folgenden Morgen machte Nelson seine Heftigkeit durch folgenden Brief wieder gut:
»Syrakus, 23. Juli 1798.
Meine guten Freunde!
Dank für alle Ihre Mühe! Wir haben Proviant und Wasser und gewiß ist es eine Vorbedeutung des Sieges, wenn wir unser Wasser an der Quelle Arethusa schöpfen kommen. Bei der ersten günstigen Brise werden wir unter Segel gehen und seien Sie überzeugt, daß ich entweder mit Lorbeeren gekrönt, oder mit Zypressen bedeckt zurückkehren werde. H. N.«
Zwei Tage später schrieb Nelson wieder an Sir William:
»Syrakus, 25. Juli 1798.
Geehrter Herr!
Die Flotte ist segelfertig und in dem Augenblicke, wo der Wind von der Küste her wehen wird, werde ich diese herrliche Reede verlassen, wo alle unsere Bedürfnisse in so reichlichem Maße befriedigt, und die größten Aufmerksamkeiten uns erwiesen worden sind. Ich bin aber in großer Angst gewesen, so lange dem Gouverneur keine geheime Instruktion erteilt worden war, uns ungehindert in den Hafen zu lassen. Ich habe die feste Zuversicht, daß ich die
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