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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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war, um auf Nelson zu warten, der Untergang Ferraris beschlossen. Ich werde zur passenden Zeit und an der geeigneten Stelle den Tod dieses Unglücklichen und die schrecklichen Umstände, welche denselben begleiteten, erzählen.
    Ich war kaum seit einer Viertelstunde allein, als der Kammerdiener Lord Nelson meldete, und ich diesen in dem Rahmen der Tür erscheinen sah. Er war ganz atemlos, denn er hatte die Treppe sehr schnell erstiegen, und sein unruhig aussehendes Gesichtverriet seine Unruhe. Ehe er noch den Mund geöffnet, hatte ich beide Arme um seinen Hals geschlungen, indem ich zu ihm sagte: »Teurer Nelson, unsere einzige Hoffnung sind Sie.« Er zog mich an sein Herz, dessen Pochen ich durch die Uniform fühlte, und drückte seine zitternden Lippen auf meine Augen. Als ob er fürchtete, sich auf einer Liebkosung zu ertappen, entfernte er mich wieder sanft von sich, und indem er mich mit leidenschaftlichem Ausdruck ansah, fragte er mich: »Nun, was gibt es? Sie sprechen mit einem Manne, der sein Leben für die Königin hingeben würde, und –« Er zögerte. »Und seine Ehre für Sie,« endete er den Redesatz. – »O teurer Nelson!« rief ich aus, nahm seine Hand und wollte sie küssen. Bei der Bewegung, die er machte, um sie zurückzuziehen, neigte er den Kopf; ich erhob den meinigen, unsere Lippen begegneten sich. »O!« rief Nelson, indem er einige Schritte zurücktrat; »Sie machen mich wahnsinnig!« – »Was schadet dies,« sagte ich zu ihm, »wenn ich Sie wieder heile?« Er blickte um sich, um zu sehen, ob wir allein wären. Ich verstand seine Blicke und sagte lächelnd zu ihm: »Die Königin und der Generalkapitän sind da.« Und ich zeigte auf das Nebenzimmer.
    Er seufzte, kam auf mich zu, legte seinen einzigen Arm um meine Taille, und ließ mich neben sich Platz nehmen. »Sie haben mir geschrieben, daß Sie einen Dienst vor mir zu erbitten hätten,« sagte er. »Ich bin ein Egoist, weil ich Sie nicht zuerst gefragt habe, womit ich Ihnen dienen könne. Ich mache meinen Fehler wieder gut. Später werden wir von meiner Torheit sprechen.« – »Sobald Sie wollen,« sagte ich, mit einem verheißungsvollen Blick, »und wenn Sie zu lange zögern, so werde ich zuerst davon sprechen.« – »Nehmen Sie sich in acht,« sagte er, »Sie sind Parthenope... ich aber bin nicht Ulysses.« – Dann fuhr er mit Selbstüberwindung fort: »Wohlan, Mack ist geschlagen, nicht wahr? Die Armee ist auf der Flucht. Der König hat einen Kurier geschickt?« – »Noch mehr als das, der König ist selbst vor drei Stunden in Caserta angekommen. Alles ist verloren. In vierzehn Tagen werden die Franzosen hier sein. Die Königin beabsichtigt nach Sizilien zu fliehen und rechnet auf Sie, um sie hinzubegleiten.« – »Gehen Sie auch mit?« fragte Nelson. – »Ich verlasse die Königin nicht.« – »Und ich, ich verlasse Sie nicht.« – »Welcher Befehl auch an Sie gelange?« – »Und müßte ich meine Briefe zerreißen, ohne sie zu öffnen!« – »Nelson!« rief ich, und streckte ihm die Arme entgegen. Er warf sich an meinHerz. »Schon wieder!« sagte er, »schon wieder! Haben Sie doch Mitleid mit mir!« – »Nelson, nicht aus Mitleid sage ich Ihnen, daß ich Sie liebe; es geschieht aus Dankbarkeit ... aus Liebe!« Ganz außer sich warf er sich mir zu Füßen, indem er mir die Hände küßte und dabei ein mattes Murmeln hören ließ, welches ebensowohl Schmerz als Freude ausdrückte. In diesem Augenblicke öffnete die Königin die Tür halb, und als sie Nelson zu meinen Füßen sah, machte sie eine Bewegung, um sich zurückzuziehen. »O! kommen Sie herein, kommen Sie herein, Madame!« sagte ich; »Nelson hat mir soeben gesagt, daß er uns gehöre, und ich habe ihm gesagt, daß ich ihm gehöre. Wollen Eure Majestät geruhen, unserm Retter die Hand zum Kusse zu reichen.«

83. Kapitel.
    Am nächsten Morgen war Staatsrat. Der König setzte die Lage der Dinge auseinander. Er verschwieg nichts von dem Unglück. Er hätte es eher noch größer gemacht, als es war, wenn dies möglich gewesen wäre. Der Admiral Caracciolo wurde in seiner Eigenschaft als Kommandant der Seemacht mit zu dieser Beratung zugezogen. Da man vom Meere her nichts zu fürchten hatte, weil die Engländer den Hafen bewachten, so fragte er, ob man ihm erlaube, die Seesoldaten in ein Korps von tausend bis zwölfhundert Mann zu vereinigen, sich an ihre Spitze zu stellen und gegen die Franzosen zu ziehen. Wenn er sich der Pässe in den Abruzzen bemächtigte, ehe der

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