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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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gänzlich verschont zu bleiben von den ungeheuren Wellenschlägen, in deren Folge wir mit einer Bewegung dahinrollten, die der eines Pferdes glich, welches sein Reiter galoppieren läßt. »Sehen Sie dort, Madame!« sagte der König zu Karoline. Und er zeigte ihr die »Minerva«. »Nun?« fragte ihn die Königin. – »Nun, Sie sind schuld, daß ich auf diesem Schiff und nicht auf jenem bin.« – »Es sich sehr glücklich,« antwortete die Königin, »daß der Admiral nicht italienisch versteht.« – »Und warum?« – »Weil es meiner Meinung nach schon genug ist, daß er einen feigen König führt, ohne daß Sie ihm noch beweisen, daß er es mit einem undankbaren König zu tun hat.« Und sie drehte ihm den Rücken zu. »Nennen Sie mich so undankbar, wie Sie wollen,« sagte der König, ohne das erste Prädikat zu rügen; »deswegen ist es nicht weniger wahr, daß ich lieber auf der Fregatte Caracciolos als auf dem ›Vanguard‹ sein möchte.«
    Man hatte mir soeben gesagt, daß der kleine Prinz, der in seiner Hängematte liegen geblieben, nach mir verlange. Ich beeilte mich, hinunter zu gehen. Es war ein Kind von sechs Jahren, was man den Prinzen Albert nannte. Er wurde von der Königin nicht sonderlich geliebt, denn wahre Zuneigung besaß sie bloß für ihren zweiten, neun Jahre alten Sohn Leopold. Die Folge davon war, daß der arme kleine Albert, der diese Vernachlässigung instinktartig fühlte, sich an mich angeschlossen hatte, mich seine »kleine Mama« nannte und allemal in meine Arme eilte, wenn er einer Strafe entgehen oder eine Gnade erlangen wollte.
    Das arme Kind befand sich etwas wohler und bat mich, ihn auf das Verdeck zu führen. Trotz der Bewegung des Schiffes nahm ich ihn auf meine Arme und trug ihn hinauf.
    Während der Stunde, die soeben verflossen war, hatte sich der Himmel von neuem bedeckt und der Wind war nach Südwest umgesprungen, so daß der »Vanguard« genötigt war, dicht bei dem Winde zu segeln. Was die »Minerva« betraf, so war es, als ob ihr alles gleichgültig wäre und selbst der widrige Wind ihr Flügel liehe.Übrigens war es nicht schwer, zu sehen, daß ein neuer Sturm herankam. Dunkle, feuchte, grauweiße Wollen sanken schnell herab und schienen auf den Mastspitzen des »Vanguard« zu ruhen. Starke Stöße einer lauwarmen, entnervenden Luft gingen an uns, einen faden Geschmack zurücklassend, vorüber. Es war dies der lybische Wind, der, welcher den Matrosen des mittelländischen Meeres am meisten zuwider ist. Nelson teilte uns mit, daß die Ruhe, die uns der Sturm vergönnt, zu Ende sei, und daß, wenn wir wieder in unsere Kajüten hinabgehen wollten, er in unserer Abwesenheit dem Sturme die Spitze bieten wolle. Ich warf einen letzten Blick auf die neapolitanische Fregatte, und was für ein Vorurteil ich auch zu Nelsons Gunsten hatte, so war ich doch nicht weniger gezwungen die Vorzüglichkeit ihres Segelns vor dem unsrigen anzuerkennen.
    Wir steuerten mit nur wenigen, kurzgerefften Segeln, während die »Minerva« mit vollen Segeln den Sturm herauszufordern schien. Da ihr Vorderteil spitzer war, so teilte sie die Wogen besser, rollte folglich weniger als der »Vanguard« und rechtfertigte den selbstsüchtigen Wunsch des Königs. Zehn Minuten nach dem Rate, den uns Nelson gegeben, waren wir wieder in unsern Kajüten, und der Sturm stürzte sich wieder auf uns herab. So verbrachten wir den Dienstag und den Mittwoch. Der Donnerstag wurde durch ein schreckliches Unglück gekennzeichnet. Gegen vier Uhr nachmittags ward der junge Prinz Albert, mein Liebling, von Krämpfen befallen, die sich immer mehr steigerten. Der Schiffsarzt kam herunter, aber alle seine Hilfe war vergebens. Ich hielt das Kind in meinen Armen an meine Brust gedrückt, und ich fühlte, wie alle seine Glieder sich unter den Schmerzen der Krankheit krümmten. Einige Male wollte ihn die Königin nehmen, aber er klammerte sich an mich und wollte mich nicht verlassen. Der Sturm heulte schrecklicher als je. Die Wogen bedeckten das Verdeck, das Schiff zitterte von den Masten an bis in den Raum, aber ich gestehe, daß ich weiter nichts hörte, als das Wehklagen des armen Kindes, daß ich weiter nichts fühlte, als den Schauer dieses sich im Todeskampfe windenden kleinen Körpers. Endlich gegen sieben Uhr abends stieß er einen herzzerreißenden Schrei aus, erstarrte in meinen Armen, machte eine Anstrengung, um mich zu umarmen, und ein Seufzer hob seine Brust – es war der letzte. »Madame! Madame!« rief ich fast

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