TITLE
nämlich: eine von der Geistlichkeit, mit dem Erzbischof Capece Zurlo an der Spitze, eine andere von den Baronen des Königreichs und eine dritte von dem Magistrat und Gemeinderat. Sie kamen alle, um den König anzuflehen, nicht abzureisen, und verbürgten sich mit ihrer Ehre dafür, ihn bis aufs äußerste zu verteidigen. Der König aber wollte niemanden empfangen, ausgenommen den Kardinal und Erzbischof von Neapel. Er ließ die Barken die Runde um den »Vanguard« machen, und die, welche sich darin befanden, vergebens die Hände zum Himmel erheben. Der Erzbischof Capece Zurlo bot alles mögliche auf, um Se. Majestät zurückzuhalten, der König aber war unbeugsam. »Monsignore,« sagte er, »das Land hat mich verraten, ich werde sehen, ob das Meer mir treu sein wird.« Der Erzbischof verließ, den »Vanguard«, den Tod im Herzen und indem er erklärte, daß, er nicht voraussagen könne, was Neapel nun, da es sich selbst überlassen sei, tun werde. »O!« murmelte die Königin, »wenn Sie nicht wissen, was Neapel machen wird, so weiß ich wohl, was ich ihm antun werde, wenn ich jemals wieder den Fuß hineinsetze.«
86. Kapitel.
Gegen fünf Uhr sprang der Wind um, man machte sich segelfertig und lichtete den Anker um sieben Uhr. Dann brach man auf, von der Fregatte »Minerva« und zehn bis zwölf Handels- oder Transportschiffen begleitet. Aber kaum waren wir an Capri vorüber, so wurden wir von einem heftigen Sturm erfaßt. Es war, als ob das Meer, ebenso untreu wie das Land, den König auch verraten wollte. Der ganze Montag ging inKämpfen gegen den Sturm hin. Die Nacht war furchtbar; die drei Bramstangen und der Bugspriet zerbrachen. Zwanzigmal dachten wir, das Schiff würde auseinandergehen, so schrecklich war das Krachen. Man wird sich schwerlich eine Idee von dem Zustande machen, in dem sich die königliche Familie befand. Der vom Schrecken niedergeschmetterte König befahl sich allen Heiligen und besonders dem heiligen Franziskus von Paula, dem er ganz besonders zu vertrauen schien und dem er, wenn er ihn rettete, eine ebenso schöne Kirche wie die Peterskirche zu Rom versprach. Von seiner Familie sprach er dabei gar nicht; ohne Zweifel aber war diese mit darunter verstanden. Die kleinen Prinzessinnen waren vor Hunger und Seekrankheit dem Tode nahe; der Kronprinz schien ebenso niedergeschlagen zu sein wie sein Vater; die Prinzessin Clementine lächelte, ihre Tochter in den Armen haltend, melancholisch den Himmel an. Die Königin war düster und in Gedanken versunken. Von Zeit zu Zeit kam Nelson, der auf dem Verdeck blieb, um über die Sicherheit seiner erlauchten Passagiere zu wachen, herab, um uns ein Wort der Ermutigung zu sagen, welches ich nur mit einer Bewegung der Hand oder mit einem Blick beantwortete, und da es hauptsächlich dieser Blick, dieses Zeichen mit der Hand war, was er sich holen wollte, so stieg er dann zufrieden wieder hinauf. Gegen Morgen hellte sich der Himmel ein wenig auf. Nelson sagte uns, er glaube, es werde nun zwei Stunden Ruhe sein, und wenn wir einen Augenblick auf das Verdeck steigen wollten, so würden wir uns wohlfühlen. Man würde übrigens diesen Augenblick zugleich benützen, um die Kajüten etwas in Ordnung zu bringen. Der König, der den größten Teil der Nacht auf den Knien im Gebet verbracht, atmete wieder auf und ging uns mit gutem Beispiel voran, indem er den einzigen Arm Nelsons ergriff, und mit diesem auf das Verdeck stieg. Die Königin folgte ihm. Als sie sich allein und wankend der Treppe näherte, sprang ich auf Sie zu, um sie zu stützen. Nelson kam wieder mit dem Kapitän Hardy herunter, um der Kronprinzessin und den jungen Prinzessinnen den Arm zu geben. Was den Kronprinzen betrifft, so war dieser erschöpfter und niedergeschlagener als irgendeiner von uns. Der jüngste der Söhne der Königin blieb, unfähig sich zu bewegen, in seiner Hängematte liegen.
Das Verdeck des »Vanguard« bot ein Schauspiel von Verwirrung dar, die nicht weniger groß war, als die unserer Kajüte. Die Matrosen benutzten den Augenblick Ruhe, den ihnen der Sturmgewährte, um die zerbrochenen Stangen durch neue zu ersetzen, und machten sich auf den Wiederbeginn des Sturmes gefaßt. Der König, der sich auf die Schanze des Schiffes gestützt hatte, blickte mit neidischen Augen auf die Fregatte des Admirals Caracciolo, die zu unserer Linken hinsegelte und ein bezaubertes Schiff zu sein schien. Nichts von seinem Tauwerke, nichts von seinem Tafelwerke war beschädigt, und es schien
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