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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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wahnsinnig »der Prinz ist tot!« Die Königin kam zu uns, sahihren Sohn an, berührte ihn und begnügte sich zu sagen: »Gehe, armes Kind! Du gehst uns so kurze Zeit voraus, daß es nicht nötig ist, dich zu beweinen.« Dann fügte sie, indem sie die Hand mit einer Gebärde ausstreckte, die sie mehr der Medea als der Niobe ähnlich machte, hinzu: »Aber, wenn wir davonkommen, dann sei ruhig, du sollst gerächt werden!« Es war als ob der Sturm nur auf dieses Sühneopfer gewartet hätte, um sich zu beruhigen. Kaum hatte nämlich das königliche Kind den letzten Seufzer ausgehaucht, so legte sich der Wind und der Himmel hellte sich auf.
    Ich glaube, diese Besserung in der Atmosphäre mußte erst eintreten, ehe die königliche Familie wirklich bemerkte, daß sie soeben eines ihrer Glieder verloren. Die Prinzessin Marie Clementine schien am meisten ergriffen zu sein. Sie erhob allerdings kein Geschrei, sie ließ kein Zeichen des Schmerzes sehen, aber bei dem Ausrufe, der meinem Munde entschlüpfte: »Der Prinz ist tot!« drückte sie ihre Tochter an ihr Herz und große Tränen rollten über ihre Wangen.
    Ich legte den kleinen Prinzen in meine eigene Kajüte, und blieb die Nacht über an seinem Bette sitzen.
    Um zwei Uhr morgens hörte ich ein lautes klirrendes Geräusch. Man warf den Anker aus. Wir waren angelangt. Einen Augenblick darauf hörte jede Bewegung des Schiffes auf. Wir hatten fünf Tage auf der schrecklichen Überfahrt zugebracht, denn es war jetzt Freitag, den 26. Dezember. Um fünf Uhr waren alle bereit ans Land zu steigen; aber ich erklärte, daß ich bei dem kleinen Prinzen bleiben würde, bis er zur Erde bestattet wäre.
    Der König, die Königin, die Brüder und die Schwestern des Toten verließen sich, ohne mir sonderlich zu widersprechen, in dieser Beziehung auf mich. Man versprach im Laufe des Tages die Leiche abholen zu lassen, um sie in der Kapelle des königlichen Palastes auf dem Paradebette aufzustellen, und Nelson machte sich anheischig, von dem Schiffszimmermann Sarg und Bahre fertigen zu lassen. Die königliche Familie, Acton, Sir William Hamilton und die Minister Castelcicala, Belmonte und Fortinguerra stiegen in die Schaluppen und ließen sich nach der Marina rudern, wo ihre Landung von der auf den Raaen stehenden Mannschaft des »Vanguard« mit lautem Hurra begrüßt ward. Salutschüsse wurden nicht abgefeuert, weil man sich innerhalb desHafendammes befand. Nelson blieb an Bord. An der Leiche des armen Kindes vertrat ich gewissermaßen die Stelle der Mutter, die mir eine Liebe schwur, welche sie auch niemals verleugnet hat. Um zwei Uhr nachmittags ward die kleine Leiche auf ihre Bahre gelegt, und ein Bote kam, um uns zu melden, daß der Leichenwagen auf dem Kai wartete. Die Matrosen ließen die Leiche in die Admiralsjolle hinab. Nelson und ich nahmen, wie eigentlich der Vater und die Mutter hätten tun sollen, zu beiden Seiten des Sarges Platz und man ruderte nach dem Kai. Der Sarg ward auf den Leichenwagen gehoben; eine Hofequipage stand für uns bereit. Wir stiegen hinein und fuhren langsam hinter der Leiche her. So kamen wir fast durch ganz Palermo, welches durch zwei Hauptstraßen, die Via de Toledo und die Via Maqueda, kreuzweise durchschnitten wird, und gelangten an den königlichen Palast. Die Leiche ward in der byzantinischen Kapelle beigesetzt, wo sie drei Tage bleiben sollte, und nun erst verlangte ich, daß man mich in die Zimmer der Königin führe.
    Nelson ließ sich mittlerweile zum König bringen. Er fand denselben sehr beschäftigt, aber nicht mit der Niederlage der Armee oder mit den Fortschritten der Revolution, und ebensowenig mit Berechnung der Zeit, wo die Franzosen wahrscheinlich in Neapel sein wurden, sondern mit zwei andern, weit wichtigeren Fragen. Die erste war: Gab es in der Ficuzza einen guten Wildstand? und die zweite: Wer waren wohl am Abend dieses Tages die Mitspieler, welche die Ehre hatten, mit dem Könige eine Partie Reversi zu machen? – Es waren nun beinahe zwei Monate vergangen, seitdem der König nicht auf der Jagd gewesen, und über acht Tage, daß er keine Partie Reversi gemacht. Allerdings hatte er seine gewöhnlichen Spieler, den Herzog von Ascoli, den Fürsten von Castelcicala und den Fürsten von Belmonte, mit bei sich, aber er liebte auch dann und wann einmal andere Gesichter zu sehen. Ruffo spielte nicht, und übrigens hatte die Königin auch eine solche Antipathie gegen ihn gefaßt, daß der König darauf verzichtet hatte, ihm in dem engern

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