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viertausend Dukati und gab ihm tausend auf Abschlag. Er forderte die größte Geheimhaltung, besonders dem Kardinal gegenüber, der, wie er behauptete, Caracciolo zur Flucht behilflich gewesen. Man kam überein, daß der Kardinal von dem, was in dieser Beziehung geschehe, nicht das mindeste erfahren solle. Der Bauer verlangte vier Mann, um ihm auf seiner Expedition Beistand zu leisten. Hier aber begann die Verlegenheit. Nelson hätte ihm wohl vier englische Matrosen mitgegeben, diese aber würden, wie gut sie sich auch verkleidet hätten, Verdacht erregt haben, weil sie nicht die Sprache des Landes redeten. Nelson fragte den Verräter, ob er nicht selbst vier Männer habe, auf die er rechnen könne. Er antwortete Ja, denn für Geld könne man alles haben, was man wolle, aber man werde wenigstens fünfzig Dukati per Mann zahlen müssen. Es waren sonach zweihundert Dukati mehr zu riskieren. Nelson bewilligte die zweihundert Dukati. Der Pächter gab dafür seinen Namen und seine Adresse. Er hieß Luigi Martino und wohnte im Dorfe Calvezzano. Es ward verabredet, daß den nächstfolgenden Tag abends ein englisches Boot am Granatello warten und der Admiral, sobald man ihn einmal festgenommen, in dieses Boot gebracht und sofort an Bord des »Donnerers« geführt werden sollte. Dies war eine große Neuigkeit und man wagte nicht recht, sich zu schmeicheln, daß sie in Wahrheit begründet sei. Auch erwähnte Sir William sie in dem Briefe, den er am 27. früh an den General Acton schrieb, nur beiläufig.
Ich teile diesen Brief hier mit, denn er gibt eine genaue Idee von dem Zustande, in welchem Neapel sich in diesen Tagen befand. »Euer Exzellenz werden aus meinem letzten Briefe ersehen haben, daß der Kardinal und Lord Nelson keineswegs einer und derselben Meinung waren. Deshalb haben wir nach reiflicher Überlegung beschlossen, von einer kleinen Kriegslist Gebrauch zu machen, und Lord Nelson ermächtigte mich demgemäß gestern, dem Kardinal zu schreiben, daß er sich der Einschiffung der Rebellen nicht widersetzen würde und daß er bereit wäre, ihm mit der unter seinem Kommando stehenden Flotte allen Beistand zu leisten. Dies äußerte die beste Wirkung. Neapel war erst ganz außer sich bei demGedanken, daß Lord Nelson den Waffenstillstand brechen wollte. Heute dagegen ist alles wieder beruhigt und der gute Kardinal hat ein Te Deum singen lassen, um dem lieben Gott für die Rettung seiner teuren Patrioten zu danken. Er hat mit Ball und Truebridge verabredet, daß die Rebellen in den beiden Kastellen diesen Abend eingeschifft werden sollen, während fünfhundert englische Matrosen ans Land gehen und dann die Besatzung der beiden Kastelle bilden, auf welchen, Gott sei Dank, die Fahnen Seiner sizilischen Majestät wehen.
Wir befanden uns in Mylord Nelsons Boot, als die Matrosen in dem Sanitätshafen ausgeschifft wurden. Die Freude des Volkes war laut und stürmisch. Die neapolitanischen und englischen Farben wehten an allen Fenstern, und als wir wieder Besitz von den Kastellen nahmen, erstrahlte Neapel wie von einem einzigen unermeßlichem Freudenfeuer. Ich habe mit einem Worte begründete Hoffnung, daß Lord Nelsons Ankunft hier zum Nutzen des Ruhmes und der Interessen der sizilischen Majestäten sein wird. Es war notwendig, daß ich mich zwischen Mylord Nelson und den Kardinal stellte, sonst wäre schon vom ersten Tage an alles verloren gewesen. Der Baum des Abscheues, den man vor den Palast gepflanzt, ist umgehauen, und die rote Mütze vom Kopfe des Riesen herabgerissen. Der Kapitän Truebridge leitet die Ausschiffung und die Rebellen, die sich an Bord der Felucken befinden, dürfen ohne einen Befehl von Lord Nelson nicht von der Stelle, denn man hat wohl gesagt, Lord Nelson werde sich ihrer Einschiffung nicht widersetzen, aber man hat nicht gesagt, was man, nachdem sie sich eingeschifft, mit ihnen machen würde. W. Hamilton.«
Am Abend des 27. begaben sich, wie Sir William gesagt hatte, in der Tat alle Rebellen auf die Feluken, in dem Glauben, daß sie nun die Fahrt nach Toulon antreten würden; aber in ihrer festen Zuversicht sahen sie sich bitterlich enttäuscht; denn kaum waren sie an Bord, so wurden die Feluken in den Schutzbereich englischer Schiffe geführt, die sie in wenigen Sekunden in Grund und Boden schießen konnten. Am 29. wurde ich bei Tagesanbruch durch einen großen Lärm im Schiffe erweckt. Ich warf einen Morgenrock über, und ging auf Deck. Aller Augen waren auf eine Barke gerichtet, die fast noch
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