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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Nelson seinerzeit nicht seinesgleichen. Die Schlacht bei Abukir hatte ihn über alle Seehelden des achtzehnten Jahrhunderts gestellt, denn noch nie seit Erfindung des Pulvers hatte ein Mann einen solchen Sieg davongetragen, wie der bei Abukir war.
    Was aber war Caracciolo neben dem Sieger von Toulon, von Calvi, von Teneriffa, von Abukir? Als Seemann sehr wenig. Oder war Nelson eifersüchtig auf den Vorzug der Geburt, welchen Caracciolo vor ihm voraus hatte? Auch dies ist nicht wahrscheinlich. Wie alle aus mittlerem Stande stammenden zu einer hohen Stellung gelangten Männer der Intelligenz war Nelson vielmehr stolz darauf, nicht von vornehmer Geburt zu sein. Anstatt durch seine Ahnen und durch seinen Vater geadelt worden zu sein, hatte er vielmehr diese geadelt. Ich werde, glaube ich, zu einer gerechterenWürdigung Nelsons gelangen, wenn ich ihn nach mir selbst beurteile. Nelson war, wie ich, ein Kind aus dem Volke. Er arbeitete sich durch seinen Mut empor, ebenso wie ich durch meine Schönheit, und plötzlich nach der Schlacht bei Abukir befand er sich, ebenso wie ich nach meiner Vermählung mit Sir William, in Berührung mit den Großen der Erde.
    Die Wirkung war auf das Weib dieselbe wie auf den Helden, obschon beide auf verschiedenen Wegen zu ihrem Ziel gelangt waren. Erstaunt über seinen Triumph, geblendet durch sein neues Glück, berauscht von den Lobreden und Geschenken, die er von allen Königen empfing, und von den Liebkosungen und Schmeicheleien, womit besonders der König Ferdinand und die Königin Karoline ihn überhäuften, sah Nelson bald keine andern Rechte mehr als die der Monarchen und bekannte sich mit Begeisterung zu der Sache der Könige gegen die Völker. Jeder, der diese Rechte in Frage zu stellen wagte, war in seinen Augen ein Rebell; jeder, der es unternahm, sie zu bekämpfen, verdiente nach seiner Ansicht den Tod. Er glaubte gleich dem Erzengel Michael aus der Hand Gottes das flammende Schwert empfangen zu haben, und ebenso wie der Erzengel Michael schlug er mit diesem flammenden Schwert auf Satan und die empörten Engel los. Bei der entsetzlichen Hinrichtung Caracciolos, so wie bei der nicht weniger entsetzlichen der Republikaner von Neapel zögert er keinen Augenblick, und nachdem die Hinrichtung vorüber ist, empfindet er nicht bloß keine Reue, sondern wundert sich sogar, daß man ihm ein solches Gefühl zutrauen könne. Der König und die Königin haben ihm befohlen, sich Caracciolos tot oder lebendig zu bemächtigen, und wenn er ihn lebend in seine Gewalt bekommt, ohne Schonung gegen ihn zu verfahren. Dies genügt ihm. Infolge dieses Auftrages ist ihm die Vollmacht des Richters und im Notfall auch die des Henkers verliehen. Jetzt fragte man, wie man sich leicht denken kann, mich über diese Angelegenheit Caracciolos nicht um Rat. Ich habe gesagt, daß ich, um dem unglücklichen Admiral nicht in den Weg zu kommen, mich in meine Kajüte eingeschlossen hatte. Nelson und Sir William ließen mich darin. Sie wußten nur zu gut, daß, wenn ich sähe, wenn ich hörte, mein Frauenherz schwach werden würde, und da sie dann mit meinem Mitleid zu kämpfen hätten, wie dies später der Fall war, als ich die Königin um Cirillos Begnadigung bat, und die Königin ihren Gemahl auf den Knien, obschon vergeblich, anflehte, ihr diese Begnadigung zu gewähren.
    Ich blieb daher in meiner Kajüte, hörte aber später folgendes erzählen:
    An Bord angelangt, ward Caracciolo sofort seiner Fesseln entledigt und unter die Aufsicht gemeiner Schildwachen gestellt, welche instruiert waren, ihn nicht aus dem Auge zu lassen.
    Gegen Mittag trat der Kriegsrat zusammen. Derselbe bestand aus fünf Offizieren der neapolitanischen Marine. Die Namen dieser Offiziere habe ich niemals erfahren. Der Graf von Thurn führte den Vorsitz. Das Verhör dauerte eine Stunde. Caracciolo antwortete in würdiger, edler Weise, aber ohne juristischen Beistand und ohne daß man ihm Zeit ließ, eine ausführliche Verteidigung vorzubereiten, die übrigens schwer gewesen sein möchte, da er ja öffentlich und bei hellem, lichtem Tage gegen seinen König gekämpft. Seine Strafbarkeit ward deshalb einstimmig anerkannt und das Protokoll Nelson vorgelegt, welcher mit derselben Unerschütterlichkeit wie am Morgen folgenden Befehl niederschrieb:
    »An den Kapitän Grafen von Thurn.
    In Erwägung, daß der aus Offizieren im Dienste Seiner sizilischen Majestät zusammengesetzte Kriegsrat sich versammelt hat, um Francesco Caracciolo wegen des ihm zur

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