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noch durch die Ankunft der englischen Flotte gebrochen werden könne. Dies beruhte alles auf so vollkommener Wahrheit, daß beim ersten Anblick die Patrioten – dies war der Name, welchen der Kardinal den Rebellen gab – weil sie die englische Flotte für die französisch-spanische angesehen, sich gefragt hatten, ob die Ankunft dieses Beistandes etwas an der Kapitulation ändere, und daß sie beinahe einstimmig ihre Entscheidung dahin abgegeben, die Unterschriften blieben gültig und der Vertrag müsse aufrecht erhalten werden. Sir William übersetzte, sowie Ruffo sprach, dessen Worte dem englischen Admiral, welcher ungeduldig zuhörte, und als er vernahm, daß eine loyal geschlossene Kapitulation auch loyal ausgeführt werden müsse, auf englisch ausrief: »Aber, Sir, Monarchen unterhandeln nicht mit ihren Untertanen!«
»Allerdings, Mylord,« antwortete der Kardinal, »allerdings ist es besser für sie, wenn sie nicht kapitulieren; von dem Augenblicke an aber, wo sie es getan, sind sie an die Verträge gebunden.«
Dann wendete er sich zu meinem Gemahl und fragte: »Ist das nicht auch Ihre Meinung, Sir?« Sir William verneinte, indem er erklärte, er teile vielmehr Nelsons Ansicht, und der Kardinal sah, daß die Sache ernster stand, als er anfangs geglaubt. Er erhob sich nun und sagte, da die Russen und die Türken auch mit bei dem Vertrag beteiligt wären, so könnte er den vom Lord Nelson erhobenen Einwand nicht allein beantworten. Mit diesen Worten nahm er Abschied und ließ sich wieder ans Land bringen. Als er wieder in sein Quartier zurückgekehrt war, ließ er, wie wirspäter erfuhren, den Minister Micheroux, den Kommandanten Baillie und den Kapitän Foot zu sich rufen. Letzteren hatte Nelson jedoch Sorge getragen zu entfernen, indem er ihn nach Procida geschickt. Der von dem Kardinal zusammengerufene Kriegsrat entschied nicht bloß, daß man die Kapitulation aufrecht erhalten, sondern auch, daß man, wenn Nelson dabei bliebe, sie nicht anzuerkennen, alle Mittel versuchen würde, um die Rebellen zu retten. Der Abend, die Nacht und der Morgen des 26. Juni vergingen mit fortwährenden Hin- und Herfahrten vom Hauptquartier nach dem »Donnerer« und von dem »Donnerer« nach dem Hauptquartier, ohne daß die Frage einen Schritt weiter vorrückte, weil jeder fest bei seinem Willen beharrte. Am Morgen des 27. Juni erließ Nelson folgende an die Jakobiner im Castello Nuovo und im Castello d'Uovo gerichtete Erklärung: »Der Kontreadmiral Lord Nelson, Kommandant der britischen Motte in der Bai von Neapel, benachrichtigt die in dem Castello Nuovo und in dem Castello d'Uovo eingeschlossenen rebellischen Untertanen Sr. sizilischen Majestät, daß er ihnen ebensowenig erlaubt, diese Plätze zu verlassen, als sich einzuschiffen. Sie müssen sich vielmehr einfach ihrem Könige auf Gnade und Ungnade ergeben.«
Um diese Erklärung zu proklamieren, näherte sich ein Boot dem Castello d'Uovo, worauf sie dann laut vorgelesen ward. Der Kommandant des Castells stieg jedoch auf die Mauer und rief dem Herold zu: »Fort, schnell fort, oder ich lasse auf Euch schießen! Es besteht ein Vertrag und dieser Vertrag muß gehalten werden.«
Auf die Meldung dieses Aufrufes, welchen Nelson an die Republikaner erlassen, glaubte der Kardinal Ruffo nun seinerseits eine entschlossene Haltung annehmen zu müssen.
Demzufolge schrieb er folgendes Billett an den Admiral:
»Wenn Lord Nelson die Kapitulation der Castelle von Neapel, an welcher unter den andern Kontrahenten auch ein englischer, Großbritannien repräsentierender Offizier teilgenommen, nicht anerkennen will, so wälzt der Kardinal die ganze Verantwortlichkeit dafür ihm zu und wird sich genötigt sehen, den Feind wieder in den Stand zu setzen, in welchem er sich vor Unterzeichnung des Traktats befand. Das heißt, die Truppen des Kardinals werden die Positionen, welche sie jetzt einnehmen, aufgeben, und sich in ein verschanztes Lager zurückziehen, um die Engländer den Kampf gegen die Republikaner mit ihrer eigenen Streitmacht aufnehmen zu lassen.« Nachdem Nelson dieses Billett, welches die Frage in ein soklares Licht stellte, gelesen, zog er sich mit Sir William in seine Kajüte zurück, aus welcher er dann mit der folgenden Note in der Hand wieder heraustrat. Der Bote des Kardinals empfing gleichzeitig das englische Original und die von Sir William gefertigte Übersetzung:
»Da der Kontreadmiral Lord Nelson,« so lautete die Note, »am 24. Juni in der Bai von Neapel angelangt
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