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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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welcher ich, ohne sie jemals schon gesehen zu haben, sofort Lady Nelsonerkannte. Das Herz schnürte sich mir auf eine Weise zusammen, daß ich beinahe rücklings niedergesunken wäre. Nelson drehte sich nach mir herum. Er sah mich bleich und mit zusammengekniffenen Lippen dastehen, und er ward ebenso grausam als ich. Er ging stracks auf seinen Vater zu, umarmte denselben mit vieler Wärme, begrüßte dann aber seine Gattin ganz kalt, als ob sie eine ihm völlig fremde Person wäre. Sie ward ihrerseits sehr bleich, warf mir einen Blick zu, der mich erbitterte, denn ich glaubte in diesem Blick mehr Mitleid als Zorn zu erkennen, und dann stützte sie sich auf den Arm des Greises, als ob sie mit ihrem Schmerz sich unter dessen Silberhaar flüchten wollte. Ich verließ das Zimmer und begab mich in das, welches augenblicklich für uns bestimmt war. Nelson kam mir sofort nach, warf sich mir zu Füßen und schwur mir, daß seine Gattin für ihn nie etwas anderes sein solle, als eine Schwester. Er sah, daß dieses Versprechen nicht genügte, um mich zu beruhigen, und dann – Gott verzeihe ihm, der den Schwur tat, und mir, die ich ihn denselben tun ließ – und dann tat er den Schwur, sie niemals oder nur in meiner Gegenwart wiederzusehen.
    Der nächstfolgende Tag war Sonntag. Der Lordmayor, welcher Nelson ein Fest bereiten wollte, mußte dasselbe auf den Montag verschieben, weil die strenge englische Sonntagsfeier keine weltliche Beschäftigung gestattet. Am Montag begab Nelson demgemäß sich in die City; bei Ludgate Hill spannte ihm das Volk die Pferde vom Wagen und zog ihn mit wahnsinnigem Hurrageschrei an Guildhall vorüber. Als er Cheapside passierte, ward er von dem Beifallsjubel der Frauen begrüßt, die an allen Fenstern standen und ihre Tücher schwenkten. Nachdem die gebräuchlichen Toaste ausgebracht worden, ward Nelson ersucht, den ihm votierten Ehrendegen in Empfang zu nehmen. Er trat unter einen zu seinem Empfange errichteten Triumphbogen, wo ihn der Schatzmeister der City erwartete, der eine Anrede an ihn hielt, auf welche Nelson antwortete: »Sir, mit freudigem Stolze und inniger Dankbarkeit empfange ich von dieser ehrenwerten Korporation dieses Zeugnis ihrer Zufriedenheit mit meiner Handlungsweise, und mit diesem Degen« – hier hob er denselben empor – »hoffe ich noch den vollständigen Sieg über unseren eingefleischten unversöhnlichen Feind zu erfechten, einen Sieg, ohne welchen unser Vaterland niemals einen dauernden und ehrenvollen Frieden erwarten kann.« Man sieht es, Nelson hatte sich schon durch seine eigenen Worteverbindlich gemacht, wieder aus der Ruhe herauszutreten, die er sich bei seiner Rückkehr nach England versprochen.

93. Kapitel.
    Noch am Tage seiner Ankunft, das heißt am 8. November, war Mylord Nelson auf die Admiralität gegangen, um Lord Spencer, seinem Freund, einen Besuch abzustatten, und hatte ihm den Wunsch zu erkennen gegeben, den Abschied zu nehmen, indem er den Beweggrund geltend machte, den man in einem solchen Falle gewöhnlich anführt, nämlich schwächliche Gesundheit. Lord Spencer hatte sich, indem er ihn so sprechen hörte, begnügt zu lächeln und ihm eine zweite Gesundheit und ein zweites Abukir gewünscht. Am 1. Januar fand eine Promotion statt, und Nelson erfuhr, daß er zum Vizeadmiral des blauen Geschwaders ernannt worden, was gleichzeitig eine Belohnung und ein Avancement war. Noch denselben Tag verpflanzte er, mit dem Meer und dem gefahrvollen Leben, welches einmal sein Beruf war, ausgesöhnt, seine Flagge auf den »St. Joseph«, der im Hafen von Plymouth lag. Mittlerweile fühlte ich, daß der Tag meiner Entbindung immer schneller herannahte. Es war nicht wahrscheinlich, daß der Monat Februar vergehen würde, ohne daß ich das Kind zur Welt brächte, welches ich der Welt so sorgfältig und ich muß sagen mit soviel Schmerzen zu verbergen suchte. Genötigt, am Hofe von Wien, bei dem Erzherzog Carl in Hamburg immer in großer Toilette und enggeschnürt zu erscheinen, hatte ich während meiner Schwangerschaft öftere Anfälle von Krämpfen gehabt, welche Sir William sehr beunruhigten, obschon er nichts ahnte, denn Nelson zeigte mir eines Tages einen Brief von ihm, in welchem er mir schrieb: »Emma hat Magenschmerzen und Krämpfe. Ich glaube, sie sollte ein Brechmittel nehmen.« In London angelangt, mußte ich nicht weniger auf meiner Hut sein als in Wien, in Dresden und in Hamburg, denn hier war Nelsons ganze Familie, sein Vater, sein Bruder, sogar seine

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