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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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die nordische Koalition beschlossen ward. Die Regierung beschloß nun, eine mächtige Flotte unter dem Befehl des Admiral Parker mit Nelson als Vizekommandanten in die Ostsee zu schicken. Demgemäß erhielt Nelson am 17. Februar 1801 von der Admiralität folgenden Befehl zugefertigt: »Lord Nelson wird sich unter das Kommando von Sir Hyde Parker, Admiral von der blauen Flagge und Oberkommandant des königlichen Geschwaders, stellen, um zu besonderen Diensten verwendet zu werden.« Infolge dieses Befehles begab er sich am 18. desselben Monats auf den »St. George« und ging nach Spithead ab, wo er seine Instruktionen erwarten sollte.
    Während dieser Zeit war mein Stündlein gekommen. Am 15. Februar ward ich von Wehen ergriffen, gerade in dem Augenblicke, wo Sir William Hamilton ein acht Stunden von Londonliegendes, sehr schönes Landhaus, welches Merton Place hieß und mir sehr gefiel, in Augenschein zu nehmen gegangen war. Ich befand mich daher in dieser Stunde, wo ich des Alleinseins am nötigsten bedurfte, auch wirklich allein. Zum Glück befand sich in unserem Hause eine Frau, welche, da sie selbst mehrere Kinder gehabt, in dergleichen Dingen sehr erfahren war, und in dringenden Fällen schon mehr als einmal als Hebamme und Arzt fungiert hatte. Ich ließ sie rufen und nach einem drei- oder vierstündigen Kampfe brachte ich ein kleines, so schwaches Mädchen zur Welt, daß man anfangs glaubte, es habe bloß das Licht der Welt erblickt, um zu sterben. Der Grund hiervon lag in den Vorsichtsmaßregeln, welche ich in Anwendung zu bringen genötigt gewesen, und namentlich an dem Schnürleibe, den ich nicht aufgehört zu tragen. Die Frau verschloß sich mit dem Kinde in das abgelegenste Zimmer des Hauses, wo die arme Kleine drei oder vier Tage lang mit dem Saugfläschchen genährt wurde, so gut es gehen wollte, denn sie war noch nicht kräftig genug, um zu der Amme getragen zu werden, die ich im voraus gedungen und welche in Little Ditchfield-Street wohnte. Noch denselben Tag schrieb ich an Nelson. Da ich aber fürchtete, daß er nach Empfang meines Briefes sogleich herbeigeeilt käme und durch den überaus schwächlichen Zustand des Kindes erschreckt würde, so bat ich ihn, seine Reise um sechs oder acht Tage aufzuschieben, unter dem Vorwand, weil ich nicht wünschte, daß er unsere liebe Horatia ohne mich sähe. Am nächstfolgenden Tage kam Sir William von seinem Ausfluge zurück. Er war durchaus nicht überrascht, mich im Bett zu finden. Man sagte ihm, ich hätte einen Anfall gehabt und dabei viel Galle ausgebrochen. Er glaubte es und schrieb Nelson: »Emma ist sehr krank gewesen! Es geht jetzt wieder besser mit ihr, aber dennoch glaube ich, daß sie trotz der Galle, die sie vomiert, noch purgieren muß.« Nach Verlauf von vier Tagen konnte ich, dank meiner bewundernswürdigen Konstitution, das Bett verlassen, und am achten Tage fühlte ich mich stark genug, um auszugehen.
    Ich ging zu der Frau, welche meine kleine Horatia in Pflege genommen. Letztere war ein wenig munterer, aber immer noch ungemein schwächlich. Man kann sich einen Begriff davon machen, wenn ich sage, daß ich sie, um sie ungesehen aus dem Hause zu schaffen, in meinen Muff steckte, worin sie bequem Platz hatte. Die Amme war eine Frau von der untern Bürgerklasse und hieß Mistreß Thompson. Sie war hübsch, frisch und kerngesund. Nelsonhatte sie, ohne zu sagen, für wen sie bestimmt war, durch seinen Arzt ausfindig machen lassen. Dieser Frau sagte ich, daß die Belohnung, die sie empfangen sollte, nach ihrer Verschwiegenheit und Treue bemessen würde. Mittlerweile ließ ich ihr für den ersten Monat fünf Guineen zurück. Am nächstfolgenden Tage kam plötzlich Nelson an. Er hatte wegen dringender Angelegenheiten einen Urlaub von drei Tagen verlangt, und war, sobald dieser Urlaub ihm bewilligt worden, mit Postpferden abgereist. Er nahm sich nicht einmal Zeit, zu frühstücken, obschon er ganz nüchtern ankam, so große Eile hatte er, die Kleine zu sehen. Er schützte einen Wohltätigkeitsbesuch vor, bei welchem er, wie er sagte, meiner Gegenwart bedürfte. Wir stiegen in den Wagen und fuhren nach Little Ditchfield-Street. Hier machte es mich wahrhaft glücklich, die Freude dieses Mannes zu sehen, welcher mein Leben geworden war. Er lachte, er weinte, er nahm das Kind in seinen einen Arm, ließ es hüpfen und tanzen, wollte es durchaus zum Lachen bringen, behauptete, es habe auch wirklich gelacht, nannte es sein Kind, sein einziges Kind, und befahl

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