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ich es um der Vollständigkeit meiner Memoiren willen niederschreiben. Ohne Zweifel um jenen unverantwortlichen Haß zu befriedigen, den ich gegen seine Frau hegte, von welcher er doch körperlich völlig getrennt lebte, wollte Nelson, daß diese Trennung sich auch auf materielle und unempfindliche Gegenstände erstrecke. Eines Tages schrieb er mir: ich solle Lady Nelson alle Toiletten und andere Gegenstände zurückschicken, die ihr vielleicht gehört hätten, und die mit unter die seinigen geraten wären. Ich hätte mich weigern und lieber eine Frau von Nelsons Familie, eine Schwägerin, mit dieser grausamen Mission beauftragen sollen. Ich fand aber im Gegenteil darin jenes herbe Vergnügen der Eifersucht, welche sich rächt, und Lady Nelson empfing alle Gegenstände, welche ihr gehört hatten, mit dem Blatt Papier, auf welches ich bloß die Worte geschrieben: »Auf Befehl und im Namen Lord Nelsons.« Ich hoffe, daß der barmherzige Gott mir in Hinblick auf meine Reue den Schmerz verzeihen wird, den ich jener unglücklichen Frau auf diese Weise zufügte.
Sir William hatte sich auf jenem Ausfluge, wo er Merton Place in Augenschein nahm, mit dem Besitzer dieses Landhauses nicht verständigen können. Mit den zunehmenden Jahren war er immer geiziger geworden, und hatte um bloß zwei- oder dreihundert Pfund Sterling willen von dem Ankauf dieses Hauses Abstand genommen. Als Nelson nach London kam, hatte ich ihm von dieser beabsichtigten Akquisition gesagt und ihm die Lage von Merton Place und die bequeme Einrichtung der Wohngebäude gerühmt. Er erinnerte sich jetzt meines Wunsches, und als er erfuhr, daß Sir William das Grundstück nicht gekauft, schrieb er ihm, und erteilte ihm Auftrag, es um den verlangten Preis für ihn zu akquirieren. Er sagte, da er von jeher die Absicht gehabt, mit Freunden auf dem Lande zu leben, so kaufe er Merton Place,um es zu einem Asyl für uns alle drei zu machen, wo wir, fern vom Geräusch der Stadt und den Intrigen der Politik, unsere letzten Tage in Ruhe verleben könnten. Sir William begab sich demgemäß zu dem Notar und kaufte Merton Place in Nelsons Namen für den Preis, den er selbst zu zahlen sich geweigert. Da ich mir wohl dachte, daß Nelson dieses Grundbesitztum nur kaufe, um es mir zu schenken, so erhob ich einige Bedenken dagegen, indem ich sagte, daß eine Lokalität, die mir gefiele, vielleicht für ihn keinen Reiz habe. Er beeilte sich jedoch mir zu antworten: »Machen Sie sich über diesen Punkt keine Sorge. Ich bin überzeugt, daß Merton Place mir gefallen wird, und habe von Ihrem Geschmack und Ihrem Urteil eine so gute Meinung, daß ich den einen wie das andere für untrüglich halte.«
Man kennt jenen furchtbaren Feldzug Englands gegen Dänemark, an welchem Nelson berufen ward, teilzunehmen. Mit dem Bombardement von Kopenhagen beauftragt, wagte Nelson sich so weit heran, daß der Admiral Parker, welcher fürchtete, daß die englischen Schiffe auf den Grund geraten und dann nicht mehr imstande sein möchten, zu manövrieren, durch Signale den Befehl zum Rückzuge gab. Durch den Kapitän Hardy von den Signalen, welche sein Vorgesetzter ihm gab, in Kenntnis gesetzt, hielt Nelson das Fernrohr an sein ausgeschlagenes Auge. »Ich sehe nichts,« sagte er. Und er setzte den Kampf fort. Der schlechte Gesundheitszustand Nelsons und besonders sein Wunsch, mich und seine teure Horatia, auf welche ich hätte eifersüchtig sein mögen, wenn eine Mutter dies auf ihr Kind sein könnte wiederzusehen, bewogen ihn, als er den Feldzug für beinahe beendet ansah, um die Erlaubnis zur Rückkehr nach London nachzusuchen. Da er diese Gunst unter der Form eines Urlaubs erbat, so gewährte die Admiralität sie ihm, denn sie wußte ja, wo sie ihn beim ersten Kanonenschuß, welcher abgefeuert werden würde, zu finden hätte. Man hoffte jedoch, daß dieser Kanonenschuß nicht sobald fallen würde. Das Ministerium Pitt, das heißt das Ministerium des Krieges, war gestürzt und das Ministerium Addington, das heißt das Ministerium des Friedens, ans Ruder gelangt. Nelson legte demzufolge sein Kommando in der Ostsee nieder, ging am 18. Juni an Bord der Brigg »Kitte«, die von dem Kapitän Dogby befehligt ward, und langte am 1. Juli in Yarmouth an. Er trat mitten unter uns, als wir ihn am wenigsten erwarteten, denn sein Schiff hatte die Fahrt von der Kiöge-Bai bis Yarmouth in nicht ganz zehn Tagen zurückgelegt.
Meine Freude war groß. Zum Glück konnten wir unter dem Schleier einer vertrauten
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