TITLE
zweifelte nicht, daß ich nach seinem Tode, infolge von Nelsons einflußreicher Vermittlung, seine Pension von fünfzehnhundert Pfund Sterling jährlich auch noch ferner ausgezahlt erhalten würde. Er wußte, daß Nelson für mich Merton Place gekauft, welches ziemlich fünfhundert Pfund eintrug. Er glaubte daher mich reich zu verlassen, wenn er mir außerdem noch siebenhundertundfünfzig Pfund jährliche Rente vermachte, und in der Tat hatte ich, alles dies zusammengenommen, ein Jahreseinkommen von ziemlich siebzigtausend Franks. Der Hoffnung auf eine Pension vom Ministerium mußte ich jedoch sehr bald entsagen.Welche Schritte auch von mir und von Nelson getan wurden, so erwies man uns doch nie die Ehre einer Antwort. Nelson war nicht der Mann, der mich lange einen Schimpf ertragen ließ. Er verkaufte Merton Place zum Schein an mich und sicherte mir eine Rente von zwölfhundert Pfund, so daß ich mit dem Ertrage von Merton Place und Sir Williams Vermächtnis ein jährliches Einkommen von sechzigtausend Franks hatte. Durch ein Kodizill zu seinem Testament, welches er eine Woche vor seinem Tode errichtet, vermachte Sir William seinem Freunde Nelson ein schönes, auf Email gemaltes Miniaturporträt von mir. Ich schenkte ihm dazu eine goldene Kette, und er trug dieselbe fortwährend an seinem Halse und das Bildnis auf seinem Herzen. Ein Umstand, der mich aber sehr in Erstaunen setzte und betrübte, war das Benehmen des Lord Greenville, des Neffen Sir Williams. Dieser Mann, der mich früher so sehr geliebt, welcher, als er mich verlor, den Verstand zu verlieren geglaubt, erklärte sich jetzt zu einem meiner erbittertsten Verfolger und kaum war nach dem Tode seines Onkels ein Monat verflossen, so zwang er mich, das Haus zu verlassen, welches ihm gehörte. Nelson, der nun sah, daß ich keine Wohnung in London mehr hatte, mietete für sich eine Wohnung, die von der meinigen vollständig getrennt war. Es war dies ein großes Opfer, welches er der Sorge für meinen Ruf und die Achtung der Welt brachte, aber er hatte nicht den Mut, diese Trennung auch auf unser Landhaus zu erstrecken. Ich mietete meinerseits ein Haus in Clergy-Street. Unglücklicherweise verlor ich einige Wochen nach diesem neuen Umzüge die Stütze und Nähe meines edlen Freundes, der zum Kommando der Flotte im mittelländischen Meere berufen ward. Es war dies gleichzeitig eine große Ehre und ein großer Schmerz für mich. Seit den letzten achtzehn Monaten hatten wir einander nicht verlassen. Ich hatte mich an jenes vertrauliche Leben gewöhnt, welches nun unterbrochen werden sollte, und zwar um eines Krieges willen, welcher heftiger zu entbrennen drohte als je. Es war, als ob die lange Friedenshoffnung, welche nun erloschen war, Frankreich und England noch mehr gegen einander angestachelt hätte. Nelsons Verzweiflung war um so größer, als ich jetzt zum zweiten Male Aussicht hatte, Mutter zu werden. Ehe wir einander verließen, schwuren wir uns, daß nichts jemals den Bund unserer Herzen zerreißen solle, und er gab mir einen Ring, durch welchen ich den ersetzte, welchen ich von Sir William hatte. In den letzten Tagen des Juni empfing ich folgenden Brief von ihm:»Meine teure Emma. – Ich habe Ihnen schon von mehreren Orten geschrieben, aber bloß, um Ihnen zu sagen: ›Ich bin hier, ich bin da,‹ denn ich hatte nicht Zeit, etwas Weiteres hinzuzufügen. Unglücklicherweise glaube ich nicht, daß ich Ihnen auf anderem als dem Seewege eine Sendung machen kann, um diese Sendungen, welche nur mittels der kleinen Schiffe geschehen können, welche der Admiral mir gegeben, können folglich keine häufigen sein. Unsere Fahrt von Gibraltar nach Malta hat ungeheuer lange gedauert, nämlich nicht weniger als elf Tage. Erst am 26. langten wir vor Capri an, wo ich Befehl gab, daß die Fregatte, welche Mr. Elliot nach Neapel gebracht, wieder zu mir stoßen solle. Ich schicke Ihnen Abschriften von den Briefen des Königs und der Königin. Es tut mir außerordentlich leid, daß die letzteren nicht ein einziges Wort für Sie enthalten. Freilich sind es ausschließlich politische Briefe. Als ich an die Königin schrieb, sagte ich: Lady Hamilton habe ich am 18. Mai verlassen. Sie hängt an Ew. Majestät noch mit so großer Liebe, daß ich überzeugt bin, sie würde ihr Leben opfern, um das Ihrige zu retten. Ew. Majestät haben nie eine aufrichtigere und redlichere Freundin gehabt, als Ihre liebe Emma. Ganz gewiß werden Sie mit lebhaftem Bedauern erfahren, daß Sir William
Weitere Kostenlose Bücher