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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Glück wollte, daß er zu Hause war. »Lord Greenvilles Heiratsversprechen!« rief ich ihm zu. »Geben Sie es mir, mein lieber Romney.«
    – »Was ist Ihnen denn, meine arme Emma? Sie sind ja ganz verstört.«
    – »Es ist nichts – jenes Versprechen – ich bitte Sie inständig darum. Schnell! schnell!« – Romney eilte an einen Schrank, öffnete die schon erwähnte Schatulle und gab mir Lord Greenvilles Heiratsversprechen.
    – »Hier,« sagte er. »Wollen Sie mich aber in bezug auf das, was Sie damit machen wollen, nicht lieber erst zu Rate ziehen?«
    – »In solchen Dingen, lieber Romney, zieht man bloß sein eigenes Gewissen zu Rate. Ich danke Ihnen.«
    Mit diesen Worten eilte ich aus dem Zimmer hinaus, ließ mich wieder nach Sir Williams Wohnung in Fleetstreet zurückfahren, ging mit derselben Schnelligkeit wieder die Treppe hinauf und zu Sir William hinein, welcher gedankenvoll und mit großen Schritten im Zimmer auf und ab ging. Ich ließ ihm nicht Zeit, mich zu befragen, sondern hielt ihm das Heiratsversprechen seines Neffen vor die Augen. »Was ist das?« fragte er.
    – »Haben Sie die Güte zu lesen, Mylord.« – Er las: »Ich mache mich bei meiner Ehre verbindlich, Miß Emma Lyonna, sobald ich das Alter der Volljährigkeit erlangt haben werde, zu heiraten und will mich als Mann ohne Ehre betrachten lassen, wenn ich meinem Versprechen untreu werde. Den 1. Mai 1780. Lord Greenville.«
    »Nun und?« sagte Sir William nachdem er gelesen. »Das Vorhandensein dieses Versprechens war mir bekannt.«
    – »Sie irren sich, Mylord,« antwortete ich, »es ist nicht mehr vorhanden.« Mit diesen Worten näherte ich mich dem Feuer und warf das Papier in die Flammen, welche es sofort verzehrten.
    – »Was machen Sie da?« fragte Sir William.
    – »Nun ist Ihr Neffe durch nichts mehr gebunden, Mylord,« antwortete ich. »An Ihnen ist es nun, ihn so weit zu bringen, daß er mich verlasse.« – Und ohne auf seineStimme, die mich rief, zu antworten, verließ ich das Zimmer und kehrte nach Hause zurück.
    Charles wartete mit der größten Unruhe. »Wohlan,« fragte er, als er mich mit vom Gehen und von Gemütsbewegung gerötetem Gesicht wiederkommen sah, »was ist geschehen?« Ich erzählte ihm meine Unterredung mit seinem Onkel in allen ihren Einzelheiten. »Also,« sagte er, »du hast mein Eheversprechen verbrannt?« – »Ja, Mylord, und Sie sind frei.« – »Das heißt, liebe Emma, meine schriftliche Schuld hat sich dir gegenüber in eine Ehrenschuld verwandelt, das ist der ganze Unterschied.« »Hören Sie mich an, Mylord,« sagte ich. »Überlegen Sie sich alles wohl. Sie sind bei jenem wichtigen Moment angelangt, der über ein ganzes Leben entscheidet. Wenn Sie mich verlassen, so wird nicht bloß alle Welt Ihnen recht geben, sondern von demselben Augenblick an ist auch Ihre Zukunft gesichert, Ihr Glück gemacht. Bleiben Sie dagegen hartnäckig bei mir, so wendet sich die ganze Gesellschaft von Ihnen ab und Ihr Onkel sagt sich von Ihnen los und enterbt Sie. Sie können in materieller Beziehung nicht mit mir leben, ich aber wohl ohne Sie. Sobald Sie reich sind, geben Sie mir die zehntausend Pfund, welche wir zusammen vertan haben, zurück. Sie bitten Ihren Onkel, daß er die Zukunft unserer Kinder sichere und ich lebe und unsere Kinder leben. Bleiben Sie dagegen arm, so bleibe ich mit meinen Kindern auch arm und es wird unvermeidlich ein Tag kommen, wo Sie Ihre Aufopferung bereuen und wo unsere Kinder mir ihren Untergang zum Vorwurf machen werden.«
    »Genug, Emma, genug!« rief Charles, indem er mich mit seinen Armen umschlang, wie um zu verhindern, daß man mich ihm entreiße. »Es mag geschehen, was Gott will, aber keine menschliche Macht soll uns trennen.« In diesem Augenblick stieß er einen lauten Schrei aus. Die Tür des Zimmers war offen stehen geblieben. Sein Onkel, welcher die Treppe heraufgekommen war, ohne zu gestatten, daß man ihn anmeldete und ohne daß wir ihn gesehen, stand auf der Schwelle der Tür und hatte alles gehört, was wir soeben gesprochen. »Mein Onkel!« rief Charles, indem er einen Schritt zurücktrat. – »Sie sehen, Mylord,« sagte ich zu Sir William, »daß ich tue, was ich kann und daß es nicht meine Schuld ist.« –»Laß mich mit dieser jungen Frau allein,« sagte Sir William zu Charles. Letzterer verneigte sich ehrerbietig und verließ das Zimmer. Sir William Hamilton näherte sich mir und bot mirdie Hand. »Ich bin zufrieden mit Ihnen,« sagte er, »und ich hoffe,

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