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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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unglücklicher werden, als wir bereits sind. Wohlan, unser Schicksal ruht in deinen Händen.« Ich betrachtete ihn mit Erstaunen. – »Höre mich an,« fuhr er fort. »Ich kenne meinen Onkel. Er ist Archäolog und liebt jede plastische Schönheit. Er verbringt sein Leben mitten unter den schönsten Marmorgebilden Griechenlands. Nun aber kenne ich keine Statue, wäre sie selbst von Praxiteles oder Lysippus, welche dir an Schönheit gleichkäme. Gehe daher zu meinem Onkel, wirf dich ihm zu Füßen, sprich für uns und unsere Sache ist gewonnen.« Wie betäubt durch eine solche Zumutung sah ich Charles mit erstauntem Blicke an.
    »Wie!« sagte ich dann zu ihm, »ich bin es, um welcher willen er dir zürnt, und du willst, daß ich es sei, die sich seinem Zorne aussetzt?«
    – »Er zürnt mir um deinetwillen, liebe Emma, weil er meine Liebe nicht begreift, und er begreift meine Liebe nicht, weil er dich nicht kennt. Wenn er aber dich einmal gesehen, wenn er deine unwiderstehliche Stimme einmal gehört haben wird, wenn deine flehenden Tränen vor ihm geflossen sind, dann wird er alles verstehen und verzeihen.« – Ich schüttelte den Kopf. Ich empfand ein heftiges Widerstreben, diesen Schritt zu unternehmen. »Dann,« sagte Charles, »bleibt uns nichts weiter übrig, als uns in unser Schicksal zu fügen, denn ich, das weißich gewiß, werde nichts von meinem Onkel erlangen, der meinen Besuch erwartet und sich im voraus gegen mich gepanzert hat, während du –«.
    »Höre, Charles,« antwortete ich, »ich will nicht, daß du glaubest, ich könne dir deine Anhänglichkeit an mich so schlecht vergelten, daß ich mich weigerte, irgendeinen Schritt für dich zu tun, möge der so demütigend sein, als er nur immer wolle. Laß mir bis morgen Zeit, um mich auf dieses Erscheinen bei deinem Onkel vorzubereiten – morgen gehe ich.«
    – »Du wirst tun, was dein Wille dir gebietet, Emma,« sagte Charles, »glaube aber, daß die Zeit kostbar und daß es unklug ist, auch nur eine Minute zu verlieren. Bis morgen kann Lord Hamilton uns von seiner Anwesenheit benachrichtigen, und es kommt für uns viel darauf an, daß wir ihm zuvorkommen. Ziehe dein schlichtestes Kleid an, denn du bist niemals schöner als in deiner Einfachheit; gehe nach Fleetstreet – alle Welt kennt Sir William Hamiltons Haus; tritt keck ein, sprich mit deinem Herzen in deinem Namen; in dem meinigen, in dem unserer Kinder, und Gott wird das Übrige tun.«
    Sir Charles sprach mit einer solchen Überzeugung, daß dieselbe auch mich für sich zu gewinnen begann. Indem ich Aufschub bis zum nächstfolgenden Tag verlangt, hatte ich bloß getan, was der Verurteilte tut, der um eine Frist bittet. Ich hatte versucht, den entscheidenden Augenblick hinauszuschieben, da der Entschluß aber einmal gefaßt war, so war es besser, ihn sofort in Ausführung zu bringen.
    Mit der Festigkeit eines verzweifelten Entschlusses begab ich mich in mein Zimmer. Ich legte mein am wenigsten kostbares Kleid an, ich band mein Haar, welches ich immer ohne Puder trug, mit einem einfachen Bande zusammen, dann setzte ich einen großen Strohhut auf, warf eine kleine Mantille über die Schultern und erschien plötzlich wieder in dem Zimmer, in welchem Charles zurückgeblieben war. Bei dem Geräusch, welches ich bei meinem Wiedereintritt machte, richtete er den Kopf empor und stieß einen lauten Ruf aus. »O,« sagte er, »nie bist du schöner gewesen, teure Emma; wir sind gerettet!«

27. Kapitel
    Anstatt einen Wagen zu nehmen, wollte ich vollständig demütig sein und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Fleetstreet. Charles hatte recht. Ich brauchte nach Sir William Hamiltons Hause nur zu fragen und man zeigte es mir sofort. An der Tür des Hauses angelangt, fühlte ich, wie die Füße mir zu wanken begannen. Ich stützte mich an die Mauer und versuchte ein wenig Mut zu fassen. Sir William war zu Hause. Ein Lakai fragte mich nach meinem Namen, um mich anzumelden. Ich fürchtete, daß mir, wenn ich diesen Namen nannte, der Zutritt verweigert werden könnte. »Sagt Sir William nur,« antwortete ich, »daß ihn eine junge Frau zu sprechen wünscht.« Obschon ich jetzt über vierundzwanzig Jahre alt war, so sah ich doch noch so jung aus, daß der Lakai, der mich nicht als eine junge Frau anerkennen wollte, mich als ein junges Mädchen anmeldete. Ich hörte Sir Williams Stimme, welcher sagte:
    »Sie soll hereinkommen.« Ich drückte die Hand aufs Herz, um das ungestüme Klopfen desselben zu

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