Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
daß Sie den Weg, den Sie betreten, beharrlich weiter verfolgen werden.« – »Ich bitte um Verzeihung, Mylord,« antwortete ich. »Sie sehen aber, daß ich nicht erst durch Ihre Ratschläge ermutigt zu werden brauche. Die meines Gewissens werden mir hoffentlich genügen.« – »Gut. Aber, wie Sie eben diesem jungen Toren bemerklich machten, Sie haben Kinder.« – »Dies ist etwas anderes und meine Pflicht als Mutter gebietet mir, diese unschuldigen Wesen Ihrer Güte zu empfehlen.« – »Nach dem, was ich gehört, schuldet mein Neffe Ihnen eine Summe von zehntausend Pfund Sterling.« –»Das ist wohl möglich, Mylord, aber es ist dies eine Angelegenheit zwischen Ihrem Neffen und mir.« – »Wenn mein Neffe sich dazu versteht, Sie zu verlassen, so werde ich diese Summe verdreifachen.« – »Ich treibe mit meinem Geld ebensowenig Wucher wie mit meiner Liebe.« – »Aber was wollen Sie mit zwei- bis dreihundert Pfund jährlicher Rente machen?«– »Ich werde versuchen, mit meinen Talenten und Kunstfertigkeiten etwas zu verdienen.« – »Dann wollen Sie wohl Unterricht geben?« – »Warum nicht?« – »Was für Unterricht denn?« – »Im Französischen und Italienischen.« – »Sie sprechen französisch und italienisch?« – »Ja.«
    Sir William redete mich in diesen beiden Sprachen nacheinander an und ich antwortete ihm so korrekt, daß er dadurch zufriedengestellt zu werden schien. »Wie es scheint, sind Sie auch musikalisch,« fuhr er fort, »denn ich sehe hier ein Piano und eine Harfe.« – »Allerdings spiele ich diese beiden Instrumente.« – »Dürfte ich Sie wohl bitten, sich vor mir hören zu lassen?«– »Sie haben das Recht zu fordern, Mylord.« – »Nein, nein, ich fordere nicht, ich bitte nur.« – »Dann würden Sie wohl entschuldigen, wenn ich Ihnen etwas sänge, was mit dem Zustand meines Herzens in Einklang steht?« – »Singen Sie, was Ihnen beliebt. Was es auch sein möge, so werde ich es mit Vergnügen hören.«
    Ich gestehe, daß in diesem Augenblick wieder ein wenig Koketterie in meinem Herzen erwachte. Da ich nicht das Gefühl erraten konnte, welches Sir William veranlaßte, alle diese Fragen an mich zu richten, so betrachtete ich dieselben nur von der gefühllosen und egoistischen Seite. Ich fand es grausam, daß er mich in einer solchen Situation aufforderte zu singen, und da ich ihm gehorchen mußte, so wollte ich wenigstens von meinem Gehorsam so viel Nutzen als möglich ziehen. Ich rief das ganze mimische Talent zu Hilfe,welches die Natur mir verliehen. Ich setzte mich, nahm die Harfe zur Hand und lehnte die Stirn daran, während mein aufgelöstes Haar auf meine Schultern herabwallte. Mit zitternder Hand entlockte ich den Saiten des Instrumentes einige Akkorde und begann dann mit leise klagender Stimme ein Lied, welches ich in unseren Gesellschaftskreisen schon oft vorgetragen und womit ich stets den nachhaltigsten Erfolg erzielt. Nachdem ich geendet, ließ ich den Kopf auf die Schulter sinken und erwartete mit verhaltenem Atem unsere Rettung oder unsere Verurteilung.
    »Madame,« hob Sir William, auf den mein Gesang den gewaltigsten Eindruck gemacht, endlich an, »ich begreife nun, daß mein Neffe Sie anbetet. Sagen Sie ihm, daß ich ihn bitten lasse, mich morgen zu besuchen.« – Und nachdem Sir William sich ehrerbietig vor mir verneigt, entfernte er sich. Kaum war er zur Tür hinaus, als Charles, der vom Schlafzimmer aus alles mit angesehen und angehört, in den Salon hereingestürzt kam, mich in seine Arme schloß und mit freudestrahlenden Augen und hoffnungsvollem Herzen rief:
    »Ich wußte es wohl, daß du uns retten würdest!«

28. Kapitel.
    Man begreift, in welcher Gemütsbewegung dieser Tag für mich verging. Sir Charles nährte eine Hoffnung, welche ich, ich weiß nicht warum, nicht teilen konnte. Es schien mir, als ob hinter Sir Williams anscheinender Niederlage sich etwas Unbekanntes verberge. Auf alles, was Charles mir sagte, auf alle Projekte, die er entwarf, antwortete ich: »Morgen werden wir sehen.« – Der morgende Tag kam. Sir William Hamilton hatte keine Stunde bestimmt. Um neun Uhr morgens begab Sir Charles sich zu ihm. Ich blieb zu Hause. Ich wartete eine Stunde, die mir ein Jahrhundert zu sein schien. Nach Verlauf dieser Stunde kam Sir Charles wieder. Ich sah auf den ersten Blick, daß keine seiner Hoffnungen sich verwirklicht hatte. Er war bleich und vollständig niedergeschlagen. »Nun?« fragte ich ihn zitternd. Er zog einen Brief aus der

Weitere Kostenlose Bücher