TITLE
er, ein vieltrauriger Erbteiler wohl;
's ist scharfschneidiger Stahl, welcher ihr Land blutig verteilt, jedem, wieviel ihm,
Fallend, zum Grabe genügt,
Seines, des gröÃeren Reichs verarmet.
Zweite Strophe
Erschlügen jetzt beide Brüder,
Fielen sie beide wechselmordend,
Tränke der Erde trockner Staub
Der Leichname schwarzgeronnen Blut,
Wer wüÃte dann Sühne noch?
Wer wüsche dann je sie rein? –
O neues Weh, der alten Schuld ihres Hauses beigemischt!
Zweite Gegenstrophe
Der Frevelschuld alter Zeiten
Denk ich, der rastlos gestraften,
Die fortgewährt ins dritte Glied,
Da trotz Phoibos' Willen Laios –
Obschon ihn dreimal gewarnt
Der pythischen Weltmitte Spruch,
DaÃ, wenn er stürbe kinderlos, seine Stadt er rettete –,
Dritte Strophe
Betört dann durch der Freunde bösen Rat,
Den Tod er erzeugte, den Sohn Vatermörder, den Ãdipus sich,
Der drauf das heilge Saatfeld
Des MutterschoÃes, der ihn gebar,
Mit blutschuldigem Samen
Besät; die verworfene Brautnacht
Weihte blinder Wahnsinn.
Dritte Gegenstrophe
Ein Meer von Schuld brandet Wog um Woge her,
Sie senket sich, hebt sich zu dreifältigem Tosen geschwellt, bis sie wild
Jetzt ans Steuer der Stadt schlägt,
Indes die Mauern wenige Frist
Zum Bollwerke sich breiten;
Dann, fürcht ich, zugleich mit den Fürsten
Geht die Stadt zugrunde.
Vierte Strophe
Erfüllt wird jetzt der alterbenden Flüche Last, schweren Endes wahr;
Der emporsteigende Sturm zieht nicht vorbei,
Und über Bord ins Meer versinkt
Manch Kleinod bald des allzubeglückten Mannes.
Vierte Gegenstrophe
Denn wen noch haben so Götter, Freunde, Mitbürger hochgeehrt,
In der heimatlichen Stadt wen alles Volk
Wie Ãdipus, der unsrem Land
Die Mannräuberin tilgte, das blutige Scheusal?
Fünfte Strophe
Sobald enträtselt
Die entsetzliche Ehe der Elende,
Da trug er nicht mehr seinen Schmerz,
Irrenden Geistes ersann er ein doppeltes trauriges Weh,
Schlug mit der Hand sich des Vatermordes
Das Auge, lieb wie liebste Kinder.
Fünfte Gegenstrophe
Bot seinen Kindern
Die zorngetränkte Speise dar,
Weh, weh! Das bittre Wort des Fluches,
Daà mit bewaffneter Hand um das Erbe sie blutig dereinst
Loseten; und es vollendet, fürcht ich,
Die schnelle Flucherinnys jetzt schon!
(Ein Bote tritt auf)
Bote:
Getrost, o Mädchen, ihr der Mütter liebste Sorg,
Dem Joch der Knechtschaft ist die Theberstadt entflohn,
In Nichts zurücksank unsrer Feinde stolzes Drohn;
In heitrer See schifft jetzt die Stadt, trotz allem Schlag
Der empörten Wogen hat sie kein gefährdend Leck;
Rings schützt die Mauer, und die Tore sind zumal
Mit viel bewährten Heldenkämpfern wohl verwahrt.
Es steht an sechs der Tore jetzt das meiste gut,
Jedoch das siebente nahm der hehre Siebenfürst
Phoibos Apollon, daà des Laios alte Schuld
Vollendet würde am Geschlecht des Ãdipus.
Chor:
Welch neues Unheil brach herein auf unsre Stadt?
Bote:
Die Männer beide schlug in raschem Wechselmord –
Chor:
Wer fiel? Wie sagst du? Mich übertäubt dein Wort mit Angst!
Bote:
Sei ruhig, hör mich ruhig; Ãdipus' Geschlecht –
Chor:
Ach, weh mir Armen, alles sah ich wohl voraus!
Bote:
Kein Zweifel bleibt mehr; ja sie beide sanken hin.
Chor:
Und kam es dahin? Hart, o hart ist's! Aber sprich!
Bote:
Ja, so erschlugen beide sich mit Bruderhand.
Chor:
Also gemein war beiden eines Dämons Zorn!
Bote:
Ganz tilgen mag er jetzt den unglückselgen Stamm.
Chor:
Wohl froh darüber magst du sein und weinen auch ...
Bote:
Daà unsre Stadt sich rettet'. Doch die Herrn der Stadt,
Die beiden Feldherrn, teilten mit dem skythischen
Gestählten Eisen ihres Reichs Gesamtbesitz;
Wieviel ein Grab deckt, bleibt des Landes denen noch,
Die durch des Vaters argen Fluch erschlagen sind.
So ward die Stadt frei; doch der Bruderkönige Blut,
Im Wechselmorde trank es ein der Erde Staub.
(Bote ab)
Chorführerin:
Du gewaltiger Zeus und ihr, Götter, der Stadt
Schutzwehr, die getreu ihr die Zinnen bewacht
Der kadmeischen Burg,
Ach, soll ich mich freun und dem Retter der Stadt,
Der des Grams sie befreit, Dank jauchzen?
Soll ich die gramreich, schuldreich, kindlos
Hinsterbenden Fürsten beweinen?
Sie in Wahrheit, wie es der Name verhieÃ,
Sind zwietrachtreich
In des Wahnsinns Frevel erschlagen.
Erste Strophe
Chor:
Finstrer Fluch, du zornerfüllter, an dem Geschlecht, an Ãdipus!
Eiskalter Schauer rieselt mir in das bange Herz;
Den
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