Tochter der Hoffnung (German Edition)
die zwei Krieger und die Heilerin die Lichtung erreichten, auf der sie das seltsame Leuchten vermuteten, bot sich ihnen ein Bild der Vernichtung. Wie so oft zuvor erblickten sie verkohlte Erde und verbrannte Bäume. Im Augenwinkel sah Liamh eine Bewegung. Noch bevor sein Hengst zum stehen kam, sprang Liamh ab und zog in einer einzigen fließenden Bewegung sein Schwert aus der Scheide. Ein Mann in einer schwarzen Kutte beugte sich grade über eine Gestalt, die am Boden lag. Ein Messer blitze in seiner Hand auf. Doch das Bündel am Boden entpuppte sich als eine junge Frau, die in diesem Augenblick die Augen öffnete, den Mann mit dem Messer über sich gebeugt stehen sah und sich in dem Moment, in dem das Messer auf sie herunter sauste, zur Seite rollte. Mit einem lauten Schrei stürmten Liamh und Duncan in Richtung ihres Gegners, um ihn von der Frau abzulenken. Dieser reagierte jedoch blitzartig, wehrte die Angriffe der beiden Krieger ab. Obwohl beide Männer kräftig gebaut und bereits im Kampf erprobt waren, warf ihr Gegner aus einer Drehung heraus die beiden Krieger zurück und lief dann in Richtung Wald davon. Duncan nahm sofort seine Verfolgung auf und verschwand ebenfalls in Richtung Dickicht.
Als Liamh sich zu der jungen Frau umdrehte, stand diese in Abwehrhaltung mit dem Rücken an einem Baumstamm gepresst, der ebenfalls einem Feuer zum Opfern gefallen zu sein schien. In der Hand hielt sie einen halbwegs stabilen Ast zur Verteidigung. Danil ging mit langsamen Schritten auf die junge Frau zu. Ihre Kleidung war zerrissen und verkohlt, also nahm sie den großen Umhang von ihren Schultern und hielt ihn der Frau mit ruhiger Hand hin. Erst da sah Ailish an sich hinunter und bemerkte, dass die letzten Stofffetzen kaum das Nötigste von ihrem Körper verdeckten. Mit zitternden Händen ließ sie den Knüppel fallen, nahm den Umhang entgegen und hüllte sich vollends in den warmen Stoff ein. Doch immer noch wachsam schaute sie die andere Frau an. Sie war groß, etwas größer als Ailish, obwohl diese mit ihren 1,75m nicht gerade als klein galt. Sie musste etwas älter als Ailish sein, doch genau konnte sie es nicht sagen. Die langen blonden Haare hatte die andere Frau zu einem lockeren Zopf nach hinten gebunden. Nur einige kleine Strähnen hatten sich gelöst und umrahmten ein gut geschnittenes Gesicht. Doch die Augen fielen Ailish am meisten auf. Sie waren groß und hatten die Farbe eines mitternachtsblauen Kleides, das sie einmal als Jugendliche besessen hatte. Danil schaute sie ebenfalls mit einem wachsamen Ausdruck an und hob beschwichtigend beide Hände.
„Wie heißt du?“ Danil schaute sie bei dieser Frage mit einem offenen Blick und einem freundlichen Lächeln an. Sie wollte die junge Frau nicht noch weiter verängstigen.
Die Gedanken rasten in Ailish`s Kopf umher. Sollte sie ihren richtigen Namen nennen? Sie war noch immer benommen und hatte keine Ahnung, wo zum Kuckuck sie sich gerade befand.
Kurz entschlossen reckte sie das Kinn nach vorn und meinte: „Ich heiße Deidrè. Und wer seid ihr?“ Nach diesen Worten machte Liamh ein paar Schritte auf die Frauen zu. Sein Schwert hielt er noch immer kampfbereit in seiner rechten Hand.
„Zuerst einmal möchte ich gern wissen, was hier geschehen ist? Woher kommst du und warum wollte der Scherge dich töten?“
Zu einer hitzigen Antwort ansetztend, drehte Ailish den Kopf in Richtung des Sprechers, doch bei Liamh`s Anblick wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht. Der Krieger stand kampfbereit ein paar Schritte von ihr entfernt. Dunkelbraune Haare umrahmten ein kantiges Gesicht. Die breiten Schultern und die kräftigen Arme hätten jeden Anderen mit Sicherheit sofort eingeschüchtert, doch auch der Blick aus seinen brau n en Augen jagten einen Gegner schnell in die Flucht. Ailish wusste, dass seine Augen nicht einfach nur Braun waren. Wenn er lachte oder seine Augen sich vor Ärger verdunkelten, erschienen kleine gelbe Punkte um seine Iris herum. Mit einem Mal gaben auch die Beine unter ihr nach und sie sank mit dem Rücken am Baumstamm auf die Erde hinunter. Danil, die ihre Reaktion falsch deutete, nahm an, dass sie beim Anblick des Kriegers mit dem Schwert in der Hand wieder Todesängste bekam, stellte sich schnell zwischen die Beiden und sprach beruhigend auf die junge Frau ein.
„Es ist schon gut, wir können erst einmal in unser Lager zurückkehren. Dort kannst du dich ausruhen und dich frisch machen. Auch kann ich mir kurz deine Wunden anschauen. Ein paar
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