Tochter der Hoffnung (German Edition)
drei schaufelartige Geweihe, die aus dem Stirnbein hervor kamen. Das Fell am Hals war rot gefärbt, wohingegen der Rest des Körpers eine braune Färbung aufwies. Mit einem dröhnenden Geräusch bekundeten sie ihren Unmut. Dann, ohne die Reiter weiter zu beachten, senkten sie wieder die Köpfe und grasten weiter. Ailish wagte kaum zu atmen, so magisch kam ihr diese Begegnung vor. Im Laufe der nächsten Stunden sahen sie schwarze Hasen, die so groß wie ein Pony waren, Greifvögel, die sich immer wieder auf Liamh`s Schulter niederließen, Füchse, die so klein wie ein Chihuahua waren und weiße Wölfe mit einem wunderschön schwarz-weiß gezeichnetem Gesicht, die so groß wie ihre Pferde waren. Doch keines der Tiere fühlte sich weiter durch sie gestört und auch die Wölfe, vor denen Ailish einen riesigen Respekt entwickelte, grüßten sie lediglich mit einem Jaulen. Liamh fiel fast vom Pferd vor Lachen über ihren endrückten Gesichtsausdruck, sodass sie eine kurze Rast einlegen mussten.
„So etwas habe ich selbst auch noch nicht erlebt. Wenn ich allein reise, akzeptieren die Tiere des Waldes mich. Ich brauche keine Angst zu haben, dass mich ein wildes Tier angreift. Wenn ich sonst mit jemandem unterwegs war, wie zum Beispiel mit Duncan, mussten wir ständig aufpassen, dass uns kein hungriges Tier angreift. Bei dir scheint das anders zu sein.“ Schweigend ritten sie weiter. Ailish fühlte sich mit jeder Stunde, die verging, immer schwächer und ausgelaugter. Liamh versuchte ihr ein paar Mal beizubringen, wie sie anhand des Standes der Sonne die Zeit bestimmen konnten, doch Ailish konnte sich nicht mehr konzentrieren. Als die Sonne endlich unterging, suchte Liamh einen Platz für die Nacht. Geschützt unter einem Baum legten sie sich schlafen. Das Knistern des Feuers, ihr gefüllter Magen und die Anstrengung des Tages sorgten dafür, dass sie schnell einschlief. In ihrem Traum wurden sie von einem Monster gejagt. Ein Mensch, der kein Mensch mehr war, hatte ihre Spur aufgenommen. Bedrohliche Schatten folgten ihnen auf Schritt und Tritt. Als Liamh erwachte, zog er Ailish, die sich unter ihrer Decke unruhig hin und her bewegte, beruhigend in seine Arme. Auch ihm war der Schreck des Traumes noch anzusehen.
„Du hast es auch gesehen, hab ich recht?“ Ailish`s Stimme klang noch etwas rau vom Schlaf. Zustimmend nickte Liamh.
„Das ist das erste Mal seit deiner Reise durch die Coirthen, dass wir denselben Traum, dieselbe Vorahnung, erleben.“ Auch Liamh`s Stimme hatte einen tieferen Klang als sonst. Ailish hoffte inständig, dass er den Schauer, der ihren Körper erfasst hatte, nicht bemerkte. Sie zwang ihre Gedanken wieder zurück zu ihrem Traum.
„Alaina erwähnte, dass sie seit Tagen mit Visionen kämpft, die nichts Gutes verheißen. Etwas scheint das Gefüge der Elemente gestört zu haben. Doch sie konnte mir nichts Genaueres sagen.“ Eine kurze Weile lag sie noch unter der wärmenden Decke in Liamh`s Armen gekuschelt da. Erstaunlicherweise gingen die Temperaturen nachts so tief runter, wie sie am Tag hinauf gingen. Als Liamh beim zusammenpacken der Sachen half, wurde ihr immer wieder schwindlig und ihr Kopf fing schmerzhaft an zu pochen. Erst schob sie es auf die verstörende Vision der letzten Nacht. Doch als sie trotz der enormen Hitze anfing vor Kälte zu zittern, war ihr klar, dass es daran nicht liegen konnte. Mühsam biss sie die Zähne zusammen und versuchte die Kälte zu verdrängen, damit Liamh nichts bemerkte. Das fehlte ihr gerade noch, dass sie sich eine Grippe oder etwas Ähnliches eingefangen hatte. Um sich abzulenken, beobachtete sie die Landschaft um sie herum. Mittlerweile hatten sie schon seit mehreren Stunden keinen Baum mehr gesehen. Der Weg führte durch eine Ebene aus Felsgestein und rotem Sand. Überall bewegten sich kleine Lebewesen, die vom Pferd aus nicht auszumachen waren. Die Ebene wurde nun hügeliger und somit nicht mehr überschaubar. Ab einem Punkt, der durch ein Holzschild gekennzeichnet war, führte der Weg steil hinab in eine Schlucht. Die Pferde bewegten sich vorsichtig und bald taten Ailish durch die ruckelnden Bewegungen alle Knochen weh. Unten angekommen, passten beide Pferde kaum nebeneinander, so schmal war der Weg. Jeder Vogelschrei, jedes Auftreten der Pferde auf dem harten Steinboden wurde mit unheimlichen Geräuschen von den Felswenden wieder gegeben. Ailish`s Kopfschmerzen waren mittlerweile so sehr angestiegen, dass die nicht mehr ordentlich sehen konnte. Zudem
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