Tochter der Hoffnung (German Edition)
ist es am sichersten für euch, wenn ihr zu einem Versteck der Rebellen reist. Das ist kein Befehl, sondern eine Bitte, die ich als Sohn und Bruder an euch stelle.“ Beim letzten Satz schwand Sinèad`s Widerstand und sie willigte in die Pläne ein. Ailish errötete leicht auf Grund des Lobes und wandte sich schnell in eine andere Richtung ab, damit niemand es bemerkte. Nach dieser Diskussion entspannten sich alle wieder und es wurde gescherzt und gelacht. Bevor Liamh und Duncan den Tisch verließen, meinte sie:
„Ich werde Alaina von unseren Plänen berichten. Außerdem möchte ich mich erkundigen, wie es Danil geht.“ Zustimmend nickte Liamh.
„Ja, das ist eine gute Idee. Sobald du fertig bist und deine Sachen gepackt hast, können wir abreisen. Duncan hat bereits für Proviant und genug Wasser gesorgt.“
Ohne Eile machte sich Ailish auf den Weg in ihr Zimmer. Sie wusste, dass die Männer noch einiges bereden wollten. Mittlerweile kannte sie Liamh gut genug. Er war einer jener Männer, die alles im Voraus bis ins kleinste Detail planen wollten. Sie jedoch verdrängte erst einmal die Gedanken an das südliche Tal. Es brachte nichts, wenn sie sich jetzt Sorgen machen würde. Sie konnte es ja so oder so nicht ändern.
In ihrem Zimmer angekommen, setzte sie sich in einer bequemen Haltung auf das Bett und schloss die Augen.
Sie stellte sich Alaina vor, ihr Aussehen und ihre Stimme. Nach einem kurzen Moment hörte sie ihre Tante bereits sprechen.
„Ailish, es ist schön, ein Lebenszeichen von dir zu erhalten. Ist bei dir alles in Ordnung? Die Visionen, die mich die letzten Nächte heimsuchten, ließen mich nicht mehr zur Ruhe kommen. Etwas ist geschehen. Etwas, dass die Erde vor Schmerz aufschreien ließ und eine Störung in den Energien der Elemente verursacht hat.“ Irritiert runzelte sie die Stirn.
„Bei uns ist alles in Ordnung. Wir haben die Höhlen der Seelen aufgesucht. Die Königin…“, zögernd sprach sie weiter. “Meine Mutter ist dort sozusagen als Geist erschienen und hat uns einen Hinweis gegeben, warum die Menschen ihre Gaben und die alte Sprache vergessen. Anscheinend wird den Menschen über die Nahrung und das Trinkwasser ein bestimmtes Kraut untergemischt, das eine Wirkung auf das Gehirn und das Gedächtnis hat. Liamh und ich werden heute noch zu einem Ort aufbrechen, an dem wir hoffen, genaueres darüber zu erfahren. Die Königin nannte es das südliche Tal. In einigen Tagen werden wir zu den anderen Rebellen stoßen. Wie geht es Danil?“
Ailish konnte die Besorgnis Alaina`s allein anhand der Veränderung
der Energien spüren.
„Ihr geht es wieder besser. Die Verletzungen sind fast verheilt und sie übt täglich ihre Kräfte. Gebt auf euch Acht, ich habe ein ganz ungutes Gefühl in der Bauchgegend.“
„Ja, wir werden aufpassen. Grüß Danil von mir. Sobald ich kann, werde ich mich wieder melden.“ Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach ihre Konzentration und somit die Verbindung zu Alaina. Liamh wartete vor der Tür auf sie und half beim Tragen ihrer wenigen Habseligkeiten. Die feminine Seite in ihr bedauerte das Zurücklassen des Kleides, das sie auf der Hochzeit getragen hatte. Doch der logische Teil in ihr schalt sie eine Närrin. Was sollte sie auf so einer Reise mit einem Kleid? Irgendwann, wenn der Kampf vorbei war, musste sie sich entscheiden, ob sie in dieser Welt bleiben oder in ihre alte Welt zurück wollte. Ihr Überleben natürlich voraus gesetzt. Doch wenn sie hier bleiben würde, bräuchte sie ein Haus und endlich eigene Anziehsachen. Langsam hatte sie es satt, von anderen Frauen Hosen, Röcke und Oberteile geliehen zu bekommen. In Italien hatte sie einen begehbaren Kleiderschrank besessen. Auch wenn sie sich nicht als hübsch ansah, war sie doch eine Frau, die sich gern Klamotten kaufte und sich an einem großen Kleiderschrank erfreute.
In aller Eile verabschiedeten sie sich von Duncan, Ciara, Sinèad und Niall. Die erste Zeit unterhielten sie sich noch über die Hochzeit und andere Belanglosigkeiten. Doch nach einer Weile schwiegen sie. Die Sonne brannte unbarmherzig auf sie hinunter und selbst der Hut, den Ailish sich von Ciara geliehen hatte, brachte nicht viel Schutz. Um sich abzulenken, spielte sie ein wenig mit dem Wind herum. Doch auch das brachte keine Abkühlung. Gerade, als sie einen Waldabschnitt hinter sich ließen, hob eine Gruppe von Hirschen die Köpfe, um die Neuankömmlinge zu begutachten. Anders als Ailish es kannte, hatten diese Tiere
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