Tochter der Hoffnung (German Edition)

sie glücklich ist.“ Versonnen lächelnd schaute Maggie aus dem Fenster in den strömenden Regen. Er hatte immer eine beruhigende Wirkung auf sie gehabt.
    „Was meinst du, wann sie wieder da sind? Ich möchte gerne etwas mit dir alleine besprechen“; meinte Ailish mit einem nervösen Lächeln. Alarmiert von Ailish`s Tonfall schaute Maggie sich nach Ihrer Freundin um.
    „Nun, sie sollten in spätestens einer Stunde wieder da sein. Süße, was ist los? Ich hatte gehofft, dass du dich mehr freuen würdest, uns wieder zu sehen und dass dich die Landschaft hier ein wenig ablenken würde. Du hast in deiner Email ja geschrieben, dass du unzufrieden bist mit deinem Job. Worüber möchtest du denn mit mir reden?“
    „Nun, ich habe gestern Abend ein paar Unterlagen meiner Großmutter durchgesehen. Dabei sind mir ein paar seltsame Briefe aufgefallen. Maggie, hast du je etwas von einer Adoption im Zusammenhang mit meiner Familie gehört?“
    Leise seufzend stellte Maggie Ihren Becher mit Tee auf dem Tisch ab und setzte sich auf den Stuhl neben Ailish. „Weißt du, das ganze Dorf hatte mitbekommen, dass deine Großmutter ein kleines Mädchen mutterseelenallein auf der Straße gefunden hat. Du weißt ja, Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Keiner konnte sich erklären, warum die Adoption so schnell und reibungslos verlief, doch nach einer Weile hatten sich alle an dich gewöhnt und nach einiger Zeit hörten auch die Spekulationen auf, woher du wohl gekommen seist. Du hast damals nur Gälisch gesprochen und warst ziemlich klein und dürr. Ich habe mich auf Anhieb mit dir angefreundet, “ erzählte Maggie.
    „Meine Mutter hat mir später erzählt, dass die Ärzte wohl eine Art Trauma bei dir festgestellt haben und das war wohl der Grund dafür, dass du nur Gälisch gesprochen hast, wenn du überhaupt mal ein Wort von dir gegeben hast. Nachdem du dich erholt hattest, warst du sehr ängstlich, hast dich wohl ständig umgesehen und dich vor jedem und allem gefürchtet. Das hat erst nach über einem Jahr aufgehört. Jeder hier schloss dich schnell ins Herz und bald war es vergessen, dass du nicht die leibliche Tochter deiner Eltern warst.
    Da du nie etwas erwähnt hast, habe ich angenommen, dass deine Familie nicht wollte, dass du etwas davon erfährst. Nun ja, außerdem hattest du ja erst deine Eltern und dann deine Großmutter in einer so kurzen Zeit verloren. Aber eins kann ich dir sagen, deine Eltern haben dich sehr geliebt, ich hoffe, das zweifelst du nie an.“ Maggie schaute sie mit traurigen Augen an.
    „Ich hab die halbe Nacht wach gelegen und darüber nachgedacht. Niemand hat mir jemals zuvor etwas davon erzählt. Ich hatte doch so viele Gemeinsamkeiten mit meinen Eltern. Ich habe die Tagebücher meiner Großmutter in einer alten Kiste gefunden. Dort drin steht beschrieben, dass ich meiner Mutter vor das Auto gelaufen bin. Meine Sachen waren schmutzig und zerrissen. Dazu kommt noch, dass ich in letzter Zeit seltsame Träume habe. Als Kind hatte ich so ähnliche Träume schon einmal und jetzt gibt es keine einzige ruhige Nacht mehr. Ich bin ruhelos und nervös. So, als ob ich etwas erledigen müsste und nicht weiß, was es ist. Vielleicht sollte ich mich auf die Suche nach meiner richtigen Familie machen, vielleicht will mir mein Unterbewusstsein das begreiflich machen. Oh man, das hört sich alles einfach nur verrückt an. Ich hatte ein geregeltes Leben und eine schöne Wohnung in einer Stadt, die ich sehr mag. Anfangs dachte ich, ich muss verrückt sein, das alles aufzugeben und hierher nach Irland, dazu noch ohne Plan, zu kommen. Aber als ich das Cottage aufgeschlossen und mich eingerichtet hatte, fühlte  ich mich ruhiger. Ich hatte das Gefühl, als ob ich nach Hause gekommen wäre.“ Ailish horchte auf, als die Wohnungstür aufging und sie Kinderstimmen hörten, die wild durcheinander redeten. Dann hörten die beiden Frauen Bryan`s tiefe und melodische Stimme.
    „Maggie, wir sind wieder da. Ich soll dir liebe Grüße von deiner Mutter bestellen.“ Als Bryan die Küche betrat, begrüßte er seine Frau mit eine liebevollen Kuss und meinte: “Oh Ailish, du bist schon da. Auch dich soll ich Grüßen und dir ein Herzliches Willkommen ausrichten.“
    „Das Essen ist gleich fertig, bringst du die Kinder bitte nach oben und siehst zu, dass sie sich ordentlich waschen“, begrüße Maggie ihren Mann liebevoll. Die Kinder hatten sich bereits zu Ailish durchgeschlagen und verlangten gleich ihre volle Aufmerksamkeit.