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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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zu setzen, war sie drauf und dran, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Nur meine Warnung, dass sie sehr leicht dein Schicksal teilen könne, hat sie davon abgehalten, Dummheiten zu machen.«
    »Hat Strabo sie nicht bedroht?«
    »Nein, niemals. Und keiner von uns anderen gehörte jemals zu der Gruppe, die Malina um sich geschart hat.«
    Darran legte ihm die Hand auf die Schulter, als er den defensiven Tonfall seines alten Lehrmeisters spürte. »Das musst du mir nicht beteuern, Markus.«
    Ein Schatten huschte über Markus’ Gesicht, als er nickte. Dann wandte er sich um. »Lass uns zu ihnen gehen.«
    Markus hatte recht. Darrans Schwester hatte sich nicht verändert. Levana wartete nicht hoheitsvoll darauf, wie es ihre Mutter noch getan hätte, dass Darran den Palast betrat, sie lief ihm, Staub und Sand aufwirbelnd, entgegen, um sich in seine Arme zu werfen. Er zog sie an sich, hielt sie und fühlte zum ersten Mal seit seiner Rückkehr, seit Gabriellas Verlust, eine Zufriedenheit, die für einige Atemzüge beinahe an Glück grenzte.
    »Ich habe es Aldi nicht geglaubt, als er sagte, er hätte Nachricht, dass du zurück bist.« Überschwänglich wie immer, packte Levana seinen Kopf und zog ihn zu sich, um ihn auf beide Wangen zu küssen. Dann musterte sie ihn kritisch, die feinen Brauen zusammengezogen, sodass sie sich an der Nasenwurzel berührten.
    »Du hast dich geprügelt.«
    Darran lachte. Es tat gut, auch wenn sein Gesicht und seine Prellungen dabei schmerzten. Er nahm sie abermals in die Arme, streichelte ihr über den Rücken und blickte dabei über sie hinweg. Hinter ihr stand – unverändert – ihr Schatten und Beschützer Alderan. Ernst, mit markanten Gesichtszügen. Er war kaum hundert Jahre älter als Levana, als Mensch hätte man ihn auf Ende zwanzig geschätzt.
    Er nickte ihm zu, und Alderan erwiderte ernst seinen Gruß. Jeder Frau und jedem Mann aus seinem Geschlecht wurde bei der Geburt ein Schatten , ein Beschützer, zur Seite gestellt, der tatsächlich wie ein Schatten bis an ihr Lebensende bei ihr blieb, den Frauen bis zu ihrem Gatten folgte. Vielleicht war dies der Grund, weshalb man früher auch außerhalb von Amisaya sein ganzes Volk Schattenvolk genannt hatte.
    Bei den Mädchen waren es meist Kriegerinnen, die ihnen Freundin, Mutter und Schwester zugleich war. Bei den Männern waren es Krieger. Ganz selten geschah es, dass ein Junge eine Kriegerin wählte oder ein Mädchen einen Krieger. Alderan war es zugestoßen. Darran war selbst dabei gewesen, als der damals noch junge Mann erwählt worden war. Allerdings, wie es der Tradition entsprach, nicht von den Eltern, sondern von dem Säugling selbst.
    Die Frau, die seiner Mutter bei der Geburt zur Seite gestanden hatte, war die Reihe der Kriegerinnen abgegangen. Es war eine Ehre, die Beschützerin einer Frau zu sein, die wie eine Prinzessin aufwuchs, und die Frauen hatten dem Säugling lockend zugelächelt – mit dem Ergebnis, dass das Kind zu weinen begonnen hatte. Alderan dagegen war mit einigen anderen Kriegern etwas abseits gestanden und hatte kaum seine Augen von dem Kind lassen können.
    Darrans Schwester war rein zufällig bei ihm vorbeigetragen worden, als die Frau eine zweite Runde machen sollte. Und ihre Wahl war eindeutig gewesen. Sie hatte gekreischt, als man sie wegtragen wollte. Die Frau war stehen geblieben, hatte ratlos zu Levanas Eltern geblickt, die hatten ebenso ratlos die Schultern gehoben, und einige der Kriegerinnen hatten gelacht, als Alderan das Kind unbeholfen in die Arme nahm. Levana hatte Alderan mit ihrer zahnlosen Schnute angegrinst und ihm dann mit einem zufriedenen Rülpsen ihr Frühstück auf den Wams gespuckt. Das hatte den Bund besiegelt. Und schließlich hatte Alderan mit dem Baby im Arm und einem verklärten Ausdruck im Gesicht dagestanden und ihr mit leiser, aber fester Stimme einen Namen gegeben, den er für sie ausgesucht hatte. Levana . Eine mystische Prinzessin aus jenen Tagen, in denen Amisaya noch ein blühendes und glückliches Land gewesen war. Seitdem war er für ihre Sicherheit und Ausbildung zur Kriegerin ebenso verantwortlich wie die Frauen um sie herum für ihre Nahrung und Erziehung.
    »Komm. Komm herein. Die anderen wollen dich begrüßen und deine Rückkehr feiern.« Darrans Schwester zog ihn mit sich, Darran ließ sich willig mitziehen. Alderan und Markus mit seinen Männern folgten.

Achtzehntes Kapitel
    Gabriella versuchte seit Tagen, sich einen der Grauen vorzuknöpfen , wie sie es grimmig

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