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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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dort.«
    Gabriella nickte. Was Rita sagte, stimmte. Aber galt das auch wirklich für sie? Das war ein Gedanke, der ihr nicht zum ersten Mal kam, und jedes Mal löste er heftigeres Herzklopfen aus. Sie war nicht wie Rita. Sie war die Tochter eines Amisayers. Musste sie wirklich hier sitzen und akzeptieren, dass ihr Liebster für immer verschwand? Ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, ihm zu folgen?
    Jedenfalls nicht, ohne alles getan zu haben, nicht ohne nicht jeden Grauen, der ihr über den Weg lief, zu jagen, bis er ihr Rede und Antwort stand. Und je länger sie hier in der Sonne saß und die Leute um sich herum beobachtete, desto mehr reifte in ihr der Plan, wie sie herausfinden konnte, was mit Darran geschehen war. Und ihn vielleicht sogar wiedersah.

Siebzehntes Kapitel
    Es waren zehn oder zwölf, die wie aus dem Nichts auftauchten. Darran konnte es nicht genau sagen, weil sie ständig in Bewegung waren, immer um ihn herum, ihn so einkreisten. Wie Hunde, die sich um einen Bären scharten.
    Sie hatten wirklich keine Zeit verloren. Ob sie immer hier lauerten oder Späher hatten? Sie ließen ihm keine Zeit für lange Überlegungen, denn der Erste stürzte in diesem Moment auf ihn los. Und dann fielen sie fast gleichzeitig über ihn her.
    Steine flogen, einer traf ihn so heftig an der Schläfe, dass er taumelte. Sein Schwert fiel ihm aus der Hand. Schwere Knüppel schlugen auf ihn ein. Gleich der erste Schlag ließ ihn beinahe zu Boden gehen.
    Fäuste droschen auf ihn ein. Sie wollten ihn zu Boden reißen. Worte stiegen in seiner Erinnerung hervor. Die vertraute sonore Stimme eines älteren Mannes, seines Lehrmeisters und Beschützers, seines Schattens: »Nur nicht fallen, mein Junge. Ein Krieger musst immer auf den Beinen bleiben.« Der Gedanke blitzte in ihm auf, sich dennoch einfach fallen zu lassen, sich nicht zu wehren. Sie würden ihn zu Tode treten, prügeln. Und dann wäre es vorbei. Nur nicht hier leben müssen. Nicht ohne Gabriella leben müssen.
    Aber dann tauchte Gabriellas Gesicht vor ihm auf. Ihr Lächeln. Ihre Stimme. Die Gefahr, in der sie schwebte: Andere würden kommen, um sie zu töten.
    Nein, nicht, solange er lebte.
    Er riss die Arme hoch, wehrte die Schläge ab, wusste selbst kaum, was er tat. Sein Körper reagierte von allein. Die Erinnerungen an jahrelanges eisernes Training, an frühere Kämpfe waren nicht nur in seinem Kopf gespeichert, und dort, wo sein Gedächtnis versagte, erinnerte sich sein Körper. Das Wissen, diesen Männern im Kampf überlegen zu sein, tauchte aus jeder Ecke seines Bewusstseins auf und verlieh ihm Sicherheit und Kampfkraft.
    Knochen knirschten, als seine Faust auf einen Körper traf. Ein Schlag in seinen Rücken, Holz splitterte. Sein Verstand wollte stocken, aber sein Körper reagierte von selbst. Staub wirbelte auf. Noch im Herumwirbeln schlug er einem der Männer den Prügel aus der Hand, nützte die Wucht seiner Drehung, um sein Schwert mit aller Kraft im Kreis zu schwingen. Schreie. Einige taumelten, zwei fielen. Er drehte sich im Kreis, schwang das Schwert wie der Tod die Sense. Nicht auf die Köpfe, die schützten sie mit ihren Prügeln, nein, auf die Beine. Er war taub von ihren Schreien, von seinen Schmerzen, von seinem eigenen Wutschrei.
    Er stolperte, stürzte, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine, im Aufspringen stieß er seinen Kopf einem der Männer in den Unterleib, sein Schwert in die Brust eines anderen. Der Staub wirbelte höher. Er kam ihm in die Lunge, er rang nach Atem, aber er war nicht der Einzige, der hustete.
    Um ihn herum verdichtete sich die Menge. Einige rollten blutend und schreiend am Boden, andere lagen still. Nicht mehr lange und sie würden ihn überwältigen. In Darrans Gegenwehr mischte sich Verzweiflung mit blinder Angriffslust. Zwei taumelten zurück, ein anderer stolperte beim Versuch, aus der Reichweite seiner Klinge zu kommen. Verflucht, es wurden immer mehr. Wie die Ratten fielen sie über ihn her. Und dann hatten sie ihn. Sie stießen ihn zu Boden, traten auf sein Schwert, er konnte es nicht mehr heben. Sie rissen an seinen Haaren, Fäuste schlugen auf ihn ein.
    Ein scharfer Befehl ließ sie zurückweichen. »Noch nicht! Aufhören! Nein, noch nicht. Erst soll er uns Fragen beantworten.«
    Sie hielten ihn zu Boden, sodass er nicht aufstehen konnte und den Mann, der sich über ihn stellte, von unten her ansehen musste. Er hustete und spuckte Blut.
    Der Mann betrachtete ihn lange. »Darrans Sohn. Ich hätte nicht

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