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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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bei sich nannte, jedoch bislang erfolglos. Gelegentlich sah sie einen durch die Straßen streifen, zweimal gelang es ihr, so nahe zu kommen, dass sie ihn ansprechen konnte, aber ehe sie ihn berühren konnte, war er auch schon fort.
    Und dann kam die Gelegenheit, die sie sich erhofft hatte. Sie erkannte den hellhaarigen Grauen sofort – es war derjenige, der sie und Darran gewarnt hatte. Zielstrebig überquerte sie die Straße, drängte sich durch eine Schar kichernder und gackernder Teenager, die in Türkisch, Deutsch und Englisch durcheinanderredeten, und baute sich vor dem Jäger auf.
    Er blieb ungerührt stehen und sah durch sie hindurch. Mit demselben leeren, gleichgültigen Ausdruck, den sie alle hatten.
    »Lass das Theater«, sagte sie in scharfem Ton. »Ich weiß, dass du mich siehst. Und dass du mich hören kannst.«
    Ein Passant ging vorbei, sah zuerst verdutzt die leere Hausmauer, dann sie an, und ging kopfschüttelnd weiter. Gabriella beachtete ihn nicht, sie fixierte den Jäger. Für einen Herzschlag flackerte etwas in den hellen Augen auf, dann waren sie wieder völlig ausdruckslos, wie tot.
    Gabriella trat noch einen Schritt näher. Jetzt brauchte sie nur die Hand auszustrecken, um ihn zu berühren, falls er abhauen wollte. Und diese Berührung würde er beileibe nicht so schnell vergessen!
    »Ich will wissen, wo Darran ist.«
    Er wandte sich ab, um die Straße entlangzugehen. Zumindest lief er nicht gleich davon oder löste sich durch die Hausmauer hindurch in Luft auf. Gabriella folgte ihm auf den Fersen.
    Er ging schneller. Sie blieb dich hinter ihm. »Du hast Gefühle«, zischte sie ihn von hinten an. »Etwas, das euch verboten ist. Was ist, wenn ich es den anderen sage? Meinem Vater vielleicht?«
    Er blieb stehen und wandte sich langsam um. Sein Blick richtete sich auf sie. Kalt und feindselig.
    »Ich will zu Darran«, sprach sie weiter, seinen Blick nicht loslassend.
    Er lachte kurz und spöttisch auf. »So bitte doch deinen Vater darum! Hast du Darran denn noch nicht genügend Unheil gebracht? Ich hatte ihn gewarnt«, fuhr er grimmig fort, »aber er wollte nicht auf mich hören. Wie besessen war er von dir.« Er musterte sie abfällig. »Und selbst wenn ich dir helfen könnte. Was hättest du davon? Er ist zweifellos schon längst tot. Die Nebel sind unbarmherzig.«
    Diese Worte brachen Gabriella beinahe das Herz. Sie schnellte nach vorn, um ihm den Weg abzuschneiden. »Aber es besteht eine Chance, dass er überlebt hat? Ja? Ich will zu ihm!« Sie schaffte es, ihre Stimme fest klingen zu lassen, obwohl sie am liebsten geschrien hätte. Sie wollte wissen, was aus ihrem Liebsten geworden war. Und wenn er noch lebte, dann würde sie alles tun, um ihn zu beschützen. Wie auch immer sie das anstellen wollte, darüber machte sie sich noch keine Gedanken, sie wusste nur, dass sie wie eine Löwin – nein, wie ein feuerspeiender Drache! – für ihn kämpfen würde.
    Er musterte sie von oben bis unten. »Wie stellst du dir das vor? Weißt du nicht, dass unsere Welten durch eine undurchdringliche Barriere getrennt sind?«
    »Die wird mich nicht aufhalten. Es sind schon andere hindurchgekommen.«
    Er hob spöttisch die Augenbrauen. »Wieder hinein wollte allerdings noch keiner. Aber was hättest du schon davon? Wenn die Nebel ihn zerfressen haben, kannst du nicht einmal neben einer Leiche weinen, wie das bei euch so üblich ist. Und«, er beugte sich drohend vor, »was glaubst du, hat Strabo mit ihm gemacht, nachdem er es gewagt hat, sich seiner Tochter zu nähern?«
    »Ich will zu ihm«, wiederholte sie mit fester Stimme.
    Als er sich dieses Mal von ihr abwandte, ging er langsamer weiter, den Blick nachdenklich auf den Boden vor ihm geheftet. Ob er in seiner Entschlossenheit wankte? Gabriella bemerkte, wie sicher er sich bewegte, er sank nicht ein, berührte nicht die Hausmauern, lief nicht durch Stangen mit Verkehrsschildern. Um sie herum strebten Männer und Frauen mit Taschen, Körben, Trolleys vorbei, ohne sie auch nur zu beachten, die meis-ten waren auf dem Heimweg oder noch unterwegs, um eilig Besorgungen zu machen.
    Er blieb unvermittelt stehen und drehte sich zu ihr um. »Vielleicht kann ich dir doch helfen.«
    Erwartungsvoll sah sie ihn an. Ihr Herz klopfte schneller.
    »Ich kenne jemanden, der dich vielleicht durchschleusen …«
    »Ja …?«, meinte Gabriella, als er stockte.
    »Du darfst niemandem sagen, dass ich dir geholfen habe, verstehst du?«
    Sie nickte.
    »Schwöre es.« Er musste bei

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