Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
Vom Netzwerk:
gedacht, dir je als Verräter gegenüberzustehen.«
    Darran versuchte, das Gesicht auszumachen, aber alles verschwamm vor seinen Augen. Sand und Staub bissen in den Augen und ließ sie tränen. Er blinzelte die Tränen weg. Der Mann holte aus und trat ihm in die Seite. Darran krümmte sich vor Schmerz.
    »Erinnerst du dich an mich? Ja? Dein Vater ist im Kampf gegen Strabo und die Alten gefallen. Ich stand neben ihm, als die Klinge ihn traf.« Der Mann beugte sich herab zu ihm. »Und seinen Sohn sehe ich als Strabos Schergen wieder? Der unsere Leute zurückschleppt und sie den Nebeln vorwirft?«
    Ein Scherge, der keine Wahl gehabt hatte. Dem man sein Gedächtnis genommen hatte. Darran hatte nicht vor, sich zu verteidigen. Er sagte das Erste, das ihm in den Sinn kam, auch wenn es aus der Welt jenseits der Barriere stammte, wie vieles, das sich in seinem Wortschatz eingegraben hatte. »Geh zur Hölle.«
    Ein heiseres Auflachen. »Ich höre, du hast lange unter den Menschen gelebt. Wir sind hier schon in der Hölle, wusstest du das nicht? Aber das ist nichts gegen die, die dich erwartet.« Ein weiterer Tritt, der ihn laut aufstöhnen ließ. »Nun, wie fühlt sich das an? Nicht mehr so sauber. So gleichgültig. So überlegen wie sonst, wenn du uns auslieferst, was?«
    Darran kannte den Mann, er war einer der Krieger seines Vaters gewesen. Und später war er in der ersten Reihe der Schaulustigen gestanden. Es war derjenige, dessen Augen vor Hass geglüht hatten, wann immer Darran einen Flüchtigen gebracht hatte.
    »Erinnerst du dich an mich? Ja, ich sehe es dir an.«
    Plötzlich entstand ein Tumult. Männer schrien auf. Eine wütende Stimme übertönte ihr Geschrei. Darran nützte die Unaufmerksamkeit der Männer, er riss sich los, rollte sich herum und war auch schon wieder auf den Beinen, das Schwert in der Hand.
    Er wäre jedoch beinahe wieder gefallen, hätte nicht ein kräftiger Arm zugepackt und ihn gehalten. Als er sich losreißen wollte, zischte ihm eine bekannte Stimme zu: »Nicht fallen, mein Junge. Wie oft muss ich dir das noch sagen.« Er wandte den Kopf und sah sich seinem ehemaligen Lehrmeister gegenüber. Unmöglich! Er hatte zugesehen, wie er in den Nebeln verschwunden war.
    Sein Freund hatte ihn jedoch schon längst losgelassen und hieb einem der Angreifer mit einem langen Stock den Prügel aus der Hand, ein anderer musste einen Hieb auf den Kopf einstecken.
    »Schluss jetzt!« Seine Stimme rollte wie ein Donner über die Gruppe hinweg. Die Männer hielten tatsächlich inne. Aber nicht Markus’ wegen, wie Darran im nächsten Moment sah, sondern weil sich bewaffnete Reiter näherten.
    »Das sind Strabos Wachen«, flüsterte Markus.
    Darran antwortete nicht. Sein ganzer Körper schmerzte. Aber er hatte Übung darin, sich nichts anmerken zu lassen. Erstaunlicherweise war es leichter, Schmerzen zu verbergen als Gefühle.
    Er beobachtete den Trupp, der sich näherte. Die Tiere, auf denen sie ritten, sahen aus wie Pferde in Gabriellas Welt. Nur stämmiger. Die Köpfe waren gebogener, die Ohren kleiner, die Schweife kürzer, fleischig. Darrans Vater hatte ihm erzählt, die Krieger hätten sie lange vor Darrans Geburt von jenseits der Grenzen mitgebracht, gezähmt und gezüchtet.
    Der Mann an der Spitze war ähnlich gekleidet wie Strabo. Dunkler Mantel, dunkle Hosen, grau von Staub. Er trug einen Hut mit rundem Deckel und breiter Krempe gegen die Sonne. Seine Aufmachung erinnerte Darran an einen irdischen Quäker. Allerdings blitzte hier unter dem Mantel eine kostbare Jacke hervor.
    »Sei vorsichtig«, raunte ihm Markus leise zu. »Tabor ist inzwischen zu Strabos rechter Hand aufgestiegen. Aber ich traue ihm nicht über den Weg.«
    Darran nickte leicht. Der Mann war ihm von früher kein Unbekannter, und die Erinnerung an den Speichellecker war keine erfreuliche. Er hatte ihn nicht gemocht, und sein Vater und er waren nicht gerade Freunde gewesen.
    Die Angreifer wichen auseinander, und der Trupp kam knapp vor Darran und Markus zum Stehen.
    »Einer der Jäger ist zurückgekehrt? Hat er Ärger gemacht?« Er musterte Darran eingehend, und dieser fühlte, wie kalter Zorn in ihm hochstieg. Ehe er jedoch eine scharfe Antwort geben konnte, legte Markus ihm die Hand auf den Arm.
    »Es wird keinen Ärger geben, wenn wir einfach unseres Weges gehen können«, erwiderte er mit seiner ruhigen Stimme. »Außerdem«, fuhr Markus fort, und Darran hatte das Gefühl, er sprach eher für die verwahrlosten Männer um ihn herum als

Weitere Kostenlose Bücher