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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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dass zwei Menschen meiner Statur Schulter an Schulter hindurchgepasst hätten. Der Nebel legte es nun offensichtlich darauf an, mir aus dem Weg gehen.
    Gut.
    Das Fürstentum meines Onkels Icelus befand sich am Ende des Pfads. Aber lag es dort, weil ich es dort haben wollte oder weil ich die Traumwelt tatsächlich an einer Stelle betreten hatte, die unmittelbar an sein Reich grenzte? Ich wusste es nicht. Doch hätte ich gedacht, ich bräuchte ein Auto, um in das Fürstentum zu kommen, hätte bestimmt eins für mich bereitgestanden.
    Ich sah mich nicht nach einer Möglichkeit um, das Haus meines Onkels zu betreten, denn schließlich war ich nicht zum Familienbesuch hier. Und ich musste auch nicht hineingehen, um Karatos herbeizurufen. Wahrscheinlich war es sogar besser, wenn ich draußen blieb, da ich nicht wusste, auf welcher Seite Icelus stand. Und war er für Karatos, wollte ich keinesfalls mit den beiden allein sein.
    »Karatos.« Ich flüsterte den Namen und wiederholte ihn dann dreimal schnell hintereinander. So rief man den Teufel herbei, nicht wahr?
    Anscheinend ja, denn während ich auf einer etwa vier Quadratmeter großen Lichtung im Nebel vor den Mauern des Anwesens von Icelus stand, fühlte ich, wie sich etwas in der Luft regte. Und dann war Karatos da.
    »Kleines Morgenlicht«, begrüßte er mich mit liebenswürdiger Stimme und einem Haifischgrinsen. »Ich habe dich schon erwartet.«
    Ich ignorierte meine Magenkrämpfe, als ich seinem Blick begegnete. »Jede Wette.«
    »Und hier bist du und durchstreifst das Ödland, als würde es dir gehören.« Er spähte hinter mich. »Wie ich sehe, hast du den Nebel gefügig gemacht.« Er schien fast überrascht zu sein, und ich gestattete mir einen kurzen Augenblick der Freude.
    »Wir müssen reden«, sagte ich.
    Er sah mir ins Gesicht, und seine Augen wurden groß, als er in meine sah. Er erkannte, dass es keine menschlichen Augen mehr waren. »Sieh einer an.« Das war dahingehaucht, voller Staunen.
    »Du musst Noah in Ruhe lassen.«
    Er zögerte, starrte noch immer in meine Augen. »Nein.«
    »Er stirbt.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und was willst du dagegen tun?«
    »Es geht nicht darum, was
ich
dagegen tun will, Dawnie. Was willst du dagegen tun?«
    »Du kannst ihn nicht haben.«
    »Er wird sterben.«
    »Du wirst ihn sowieso töten, wenn du dich seiner bemächtigt hast.«
    Ein Schulterzucken, es schien ihn nicht im mindesten zu beeindrucken, dass ich wusste, was er mit Noah vorhatte. »Wahrscheinlich. Vielleicht können wir aber auch lernen, zusammenzuleben. Wir passen gut zueinander, weißt du.«
    Ich schnaubte vor Wut. »Ja. Wie Zwillinge.«
    Doch statt sich angegriffen zu fühlen, wirkte der Dämon amüsiert. »Deshalb habe ich ihn mir ausgesucht. Wegen all der Wut und Gewalt in seinen herrlichen Träumen. Ich habe unseren Noah lange beobachtet. Wenn ich durch ihn Fleisch werde, wird alles, was ich tue, von Dauer sein.«
    Mir gefiel überhaupt nicht, wie er von »unserem Noah« sprach. »Er ist überhaupt nicht wie du.«
    »Er ist mein ureigener, wahr gewordener Traum«, schwärmte Karatos. »Stell dir vor, wie viel Spaß er und ich zusammen haben werden.«
    Mir wurde beim bloßen Gedanken daran schlecht.
    »Ich weiß, du machst dir Sorgen, dass du ihn verlieren könntest«, fuhr er fast mitfühlend fort. »Aber falls es dich tröstet, ich werde dich ordentlich rannehmen, wann immer es dich an dieser speziellen Stelle juckt.«
    Ich grinste ihn höhnisch an. »Wohl kaum.«
    »Oh, komm schon. Hast du etwa vergessen, wie es mit uns beiden gewesen ist? Ich werde hart, wenn ich nur daran denke.«
    In meinem Bauch rumorte es inzwischen heftiger, was ich aber unterdrückte. »Sollst du nicht auch mich töten?«
    Er bewegte sich auf mich zu und setzte dabei sein schaurig-verführerisches Lächeln auf. »Du könntest dich mit mir verbünden. Stell dir vor, was wir alles erreichen könnten.«
    Ich versuchte es mit einem arroganten Lächeln. »Du wärst bloß ein Normalsterblicher. Was hätte ich schon davon.«
    »Ich weiß viele Dinge. Dinge, die deinen Vater durchaus interessieren dürften – etwa, für wen ich arbeite.«
    Natürlich würde Morpheus das gern wissen wollen. Aber würde er dafür Noahs Leben aufs Spiel setzen? Ich jedenfalls nicht. »Lass mich raten. Ich brauche mich bloß auf deine Seite zu schlagen, und schon wirst du mir sagen, wer es ist?«
    »Und du musst mir Noah bringen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das bewerkstelligen soll.«
    Karatos schnalzte mit

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