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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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der Zunge. »Wie du ihn zu deinem Vater gebracht hast.« Er dehnte jedes Wort. »Öffne ein Portal und bring ihn mit.«
    »Woher weißt du davon?«
    Er lächelte. »Ich weiß eben viele Dinge. Ich weiß, dass deine Mutter vor zwei Nächten wunderschönen Perlenschmuck getragen hat und dass Morpheus einfach nicht dahinterkommt, warum ich ihm stets einen Schritt voraus bin.«
    »Grundgütiger«, wisperte ich. »Du hast einen Spion.«
    Karatos’ Lächeln zog sich zu einem breiten Grinsen. »Und ich weiß, dass viele Traumwesen Angst vor Morpheus’ kleinem Mädchen haben und vor all den Dingen, die sie tun kann, die selbst ihr Vater nicht zu tun vermag – wie etwa, ein menschliches Wesen in die Traumwelt zu bringen.«
    Ich schluckte. »Jetzt lügst du.« Mir schwirrte der Kopf. Ein Spion. Es gab also jemanden im Haus meines Vaters, der Morpheus’ Vertrauen genoss und der Karatos mit Informationen versorgte. Kein Wunder, dass der Dämon nicht zu finden war, solange er nicht gefunden werden wollte.
    Karatos maß mich mit einem selbstgefälligen Blick. »Glaubst du nicht, dass er deine Mama längst in sein Reich befördert hätte, wenn er über die Fähigkeiten dazu verfügen würde? Du bist etwas ganz Besonderes, kleines Morgenlicht. Die Geschöpfe hier sind sich nicht sicher, ob sie dich mit offenen Armen empfangen oder vernichten sollen.«
    O mein Gott. Ich schaffte es irgendwie, trotz meiner zitternden Knie aufrecht stehen zu bleiben und nicht zusammenzuklappen. Ich wollte nicht vernichtet werden.
    Ich hütete mich davor, Karatos’ Worte für bare Münze zu nehmen. Trotzdem erkannte ich die Wahrheit darin. Der Mob ging vielleicht noch nicht mit Heugabeln und Fackeln auf mich los, aber er hielt sie bereit. Nach jahrhundertelangem Kontakt mit den Menschen unterschieden sich die Traumwesen nicht mehr viel von den Sterblichen. Und was sie nicht kannten und verstanden, war ihnen ein Dorn im Auge. Ich.
    »Du und ich, wir könnten Chaos und Verwüstung anrichten«, sagte Karatos und rückte noch ein paar Schritte näher. »Ich könnte dir helfen, dich vor ihnen zu verstecken, Dawn. Dich lehren, deine Kräfte zu nutzen.«
    Ich blickte ihm in die Augen, und es ängstigte mich zu wissen, dass unsere Augen fast gleich aussahen. »Du kennst meine Fähigkeiten nicht«, erwiderte ich. »Keiner kennt sie, weil es niemanden gibt, der so ist wie ich.«
    Mit einem Mal kam Karatos auf mich zugeschossen, bis sein Gesicht nur einen Atemhauch von meinem entfernt war. »Das stimmt.« Mit seinem Fingernagel schlitzte er mir die Wange auf. Mir entfuhr ein Zischen vor Schmerz, als das Blut über mein Gesicht rann. Dann spürte ich eine schneidende Kälte unterhalb des Brustbeins, blickte an mir hinab und sah, dass die Hand des Dämons bis zum Handgelenk in meiner Brust steckte.
    Lachend schüttelte er den Kopf. »Dummes, kleines Morgenlicht. Ich habe viele Jahre auf diesen Moment hingearbeitet. Hast du wirklich gedacht, du und dein Daddy, ihr könntet mich hereinlegen?«
    Ich öffnete den Mund, um etwas Schlaues zu entgegnen, doch die Worte erstarben auf meinen Lippen, als mich eine Welle von Schmerz überspülte. Ich konnte seine Finger in meinem Körper spüren, konnte spüren, wie er nach meiner Seele grub. Er bemächtigte sich meiner – wollte mir das Gleiche antun wie Noah. Ich spürte, wie das Leben aus mir wich. Er zog.
    Und dann blieb er stecken.
    Eine seltsame Energie pulsierte durch meine Adern, als ich begriff, was passiert war. Ich lächelte ihn an – benommen und fast albern.
    »So ein Pech aber auch, Karatos. Diese Welt ist ein Teil von mir, und den kannst du mir nicht nehmen.«
    Er machte trotzdem weiter. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, während sich sein wunderschönes Gesicht vor Anstrengung verzerrte. Er versuchte, mir meine Kraft zu entreißen, was ihm mit kleinen Teilen auch gelang. Er konnte mir vielleicht nicht meine Träume nehmen, aber er konnte mich schwächen.
    Ich packte ihn am Arm, krallte meine Finger in sein Fleisch und die harten Muskeln unter seiner Haut. Das Pulsieren in meinen Adern wurde stärker. Ich nahm ihm ebenfalls etwas.
    »Was würde passieren, wenn ich meine Hand in deinen Körper stecke?«, fragte ich mich laut und lachte, als sich seine Augen vor Schreck weiteten. »Willst du es herausfinden?«
    Karatos riss mit einem Ruck seine Hand zurück.
    »Ahhh!« Unter dem Nachhall der Trennung krümmte ich mich zusammen, und die Hitze floss wieder in meinen Körper zurück. Gütiger Himmel, es

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