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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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nicht zum Liebling der Feinde meines Vaters, aber das war meiner dunklen Seite in diesem Augenblick völlig egal. Brachte ich es also hinter mich.
    Ich sah, dass Antwoine mich über den Tisch hinweg genau beobachtete. »Wirst du mir helfen?«, fragte ich ihn.
     
    Mein Eifer hielt bis zum Abend an, bis Antwoine um Punkt zehn Uhr bei Noah eintraf. Obwohl ich wusste, was mir für die kommende Nacht bevorstand, verspürte ich tief in mir ein Gefühl von Freude.
    Ich konnte es schaffen. Ich stand mit dieser Aufgabe nicht allein da. Ich hatte Antwoine und meinen Vater, dem Verek zur Seite stand, und ich hatte Noah. Gemeinsam würden wir Karatos besiegen. Und an diesen Gedanken klammerte ich mich, wann immer mein Blick auf Noah fiel und ich feststellen musste, dass er noch müder und blasser aussah als am Morgen.
    Er entglitt mir.
    Er und Antwoine musterten einander von Kopf bis Fuß, wie Männer das öfter taten, und hatten offenbar nichts aneinander auszusetzen. Antwoine nickte Noah sogar zu, als wolle er ihm wohlwollende Anerkennung oder eine Art Segen zuteilwerden lassen – eine Geste, die ich auf eigentümliche Weise sehr liebenswürdig und amüsant zugleich fand.
    »Nimm das hier«, sagte Antwoine, während ich mir die Scheide meines Marae-Dolchs an meinem linken Vorderarm befestigte. Es war ein juwelenbesetztes Armband, das er mir wie eine Manschette um das rechte Handgelenk legte. Es schnappte zu und wirkte wie eigens für mich gemacht. Dann verschwand der Schnappverschluss, so dass das Armband nur noch ein durchgehendes Band war.
    »Was ist das?« Das hätte ich eigentlich fragen müssen, bevor er mir das Armband umlegte.
    »Ein Sukkubi-Armband«, antwortete er, während er sich eine identische Manschette anlegte. »In alten Zeiten, und wir sprechen von wirklich alten Zeiten, wurden Sukkubi bisweilen in Harems gehalten. Jeder Sukkubus trug ein solches Armband, durch das sie mit ihrem Haremsherrn verbunden war. Wenn dieser nach seiner Dienerin verlangte, musste er nur an sie denken und an dem Band ziehen. Umgekehrt funktionierte es auch. Sollte eine der Dienerinnen in Gefahr schweben, musste sie nur daran ziehen, und ihr Herr kam ihr zu Hilfe geeilt.«
    »Woher weißt du solche Sachen?«
    Er lächelte nicht, wirkte aber auch nicht verärgert. »Ich glaube, ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht, so viel Wissen wie möglich über die Traumwelt zu sammeln.«
    Ich lächelte ihn an und hob meinen Arm. »Wie können solche Armbänder in der hiesigen Welt existieren, wenn sie aus der Traumwelt stammen? Außerhalb der heimatlichen Traumgefilde kann normalerweise nichts länger als wenige Stunden bestehen.«
    »Das gilt zwischen der Traumwelt und der Erde. Aber diese Manschetten wurden weder dort noch hier angefertigt. Genau wie dein Dolch wurden sie in der Unterwelt geschaffen.«
    Das unsterbliche Geschlecht, dem mein Vater angehörte, kannte viele Namen, um die sich viele Geschichten rankten. Griechen, Römer, Chinesen, Minoer und Azteken, sie alle hatten den Geschöpfen der Traumwelt eigene Namen und Persönlichkeiten gegeben, im Kern aber waren es immer die Gleichen. Ich kannte nicht einmal den
echten
Namen meines Vaters, sofern er überhaupt einen besaß. Sein griechischer Name war am geläufigsten. Die alten Ägypter nannten ihn Serapis. Die Hindu kennen ihn als Frau – die Göttin Maya. Man stelle sich nur einmal vor, dass der eigene Vater ein gemischtgeschlechtliches und allenfalls menschenähnliches Geschöpf war, und es schwirrte einem ganz schön der Kopf.
    Nichtsdestotrotz war ich heilfroh um jede Hilfe, die Antwoine mir bieten konnte. »Das heißt, wenn ich in Gefahr bin, dann ziehe ich einfach?« Ich machte eine entsprechende Bewegung mit meinem Arm. »Aber du kannst nicht zu mir kommen und mich retten.«
    »Nein, aber ich kann dich hoffentlich herausziehen.«
    Das könnte funktionieren. »Gut.«
    Antwoine zuckte mit den Schultern. »Wir werden die Armbänder vermutlich gar nicht brauchen. Ich nehme an, dass dein Daddy eingreifen wird, sobald du anfängst zu schreien, aber es schadet nie, für alle Fälle vorbereitet zu sein.«
    Und vorbereitet waren wir. Zehn Minuten später gab es keinen Grund mehr, das Unvermeidliche länger aufzuschieben.
    Ich war nervös, was gegen mich arbeitete, genau wie mein Zorn für mich zu arbeiten schien. Die Tatsache, dass ich Publikum hatte, machte mich noch nervöser, so dass ich länger als in den Nächten davor brauchte, um ein Portal zu öffnen. Es war zunächst nur

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