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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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real werden, weil dahinter ein mächtiges Begehren steckte, das stärker war als das physische Universum? Oder war es möglich, dass wir das Universum erst erschaffen hatten? Sogar das Multiversum? Hatten die Menschen selbst den großen Baum hervorgebracht und wachsen lassen, bis er sich ihrer Kontrolle entzog?
    Wenn dem so war, hatten wir dann auch die Götter, das komische Gleichgewicht und die Elementarwesen erschaffen? Ich wollte das nicht glauben, denn es würde bedeuten, dass wir unsere Ketten selbst geschmiedet und das Mittel zur Erlösung selbst erschaffen haben. Es würde bedeuten, dass die Götter nichts als Symbole unserer eigenen Stärken, Schwächen und Begierden waren.
    Ich erzählte meiner Tochter von diesen Spekulationen, doch sie tat sie einfach ab. Sie hatte dies schon viel zu oft gehört. Es führte zu nichts, meinte sie. Wir sind hier. Wie auch immer die Ursachen oder Gründe liegen, wir existieren hier und heute und müssen das Beste daraus machen. Sie erinnerte mich an den Grund dafür, dass sie mich hergeholt hatte.
    »Sobald Ihr frei seid«, sagte sie, »könnt Ihr alles tun, was Ihr auch vorher schon tun konntet, und noch mehr. In Mu Ooria werdet Ihr nicht mehr von Euren verbündeten Elementarwesen getrennt sein. Von Bek besitzt eine Manifestation von Sturmbringer. Er bietet Euch den einzig gangbaren Weg, Eure eigene Klinge zurückzubekommen. Mit von Beks Hilfe könnt Ihr Euer Schwert zurückbekommen und Tanelorn retten. Ich werde Euch so gut wie möglich zur Seite stehen, doch sind meine Kräfte begrenzt. Ich besitze die Fähigkeiten meiner Mutter, aber nicht ihr Temperament.«
    Am nächsten Morgen wartete ich neben ihr, während sie die Tür zusperrte und ihrem Hund und dem Vogel, die aufmerksam lauschten, die letzten Anweisungen gab.
    »Nein.« Sie drehte sich zu mir um, als wollten wir einen Familienausflug aufs Land machen. »Wir nehmen die Mondstrahlwege, die bis zum Herzen des Multiversums führen. Wir gehen zum Nebelgrund, danach weiter nach Mu Ooria, mein lieber Vater, wo Euer Schicksal seinen Lauf nehmen soll.«
    Der Nebelgrund? Ich will gar nicht erst versuchen, den Ort zu beschreiben, den viele für den Ursprung aller Dinge halten, für den Grundbaustein des Multiversums. Dunstige Regionen, wo man die Fäden der Urmaterie sieht, die geheimnisvolle Schnörkel bilden, die sich ewig winden und pulsieren, die sich neu formen und wieder formieren, aus denen ganze Welten entstehen, nur um sich gleich wieder aufzulösen. Welten, die bewohnt sind von verrückten Abenteurern, die weder der Ordnung noch dem Chaos treu ergeben sind, sondern nur ihrer eigenen, ganz persönlichen Mathematik. Liebenswürdige Kerle von großartigem Geist, die mit ›Traumschiffen‹ durchs ganze Multiversum segeln können und sich in Bewusstsein und Körpermaßen ihrer jeweiligen Umgebung anpassen. Wir gingen diesen Herren und Herrinnen der Exquisiten Unordnung tunlichst aus dem Weg. Sogar sie konnten spüren, welch große Katastrophe uns allen drohte, nachdem die Ordnung verrückt geworden war.
    Die Chaos-Ingenieure führten uns durch den verwirrenden Nebelgrund in die entsetzliche Welt der Nazis. Danach war ich die meiste Zeit bei von Bek, auch wenn er mich nur selten wahrnahm. Ich wurde sein Schutzengel, denn sein Überleben war für mich ausnehmend wichtig. Indem ich Oonas Anweisungen folgte, konnte ich meinem Doppelgänger von Bek in den Lagern und später in den Höhlen von Mu Ooria helfen, wo ich entdeckte, dass meine Tochter die Wahrheit gesagt hatte. Es war möglich, meine eigene Substanz mit von Beks Körper zu verschmelzen.
    Meine Kräfte waren - schon bevor ich die Verbindung mit von Bek einging - teilweise zurückgekehrt. Mit seiner Hilfe standen sie mir dann wieder vollständig zur Verfügung. Wir waren mehr als die Summe unserer Teile. Vereint waren wir stärker, auch wenn es nicht leicht war, die Bindung herzustellen und zu halten.
    Mehr als einmal versuchte ich mit ihm zu verschmelzen, doch entweder er sträubte sich oder der Zeitpunkt war nicht richtig. Zweimal hätte ich fast Erfolg gehabt, verlor ihn jedoch wieder. Schließlich, als er meine Hilfe am dringendsten brauchte und bereit war, alles anzunehmen, was ich ihm bieten konnte, drang ich in seinen Körper ein, wie Oona es mich gelehrt hatte, und sofort wurden wir zu einem einzigen Wesen, wie ich es bereits beschrieben habe. Ich verschmolz mit ihm, seine Persönlichkeit mit allen Fähigkeiten, die ihr eigen waren, vereinigte sich mit der

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