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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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vor ihnen ritten. Es schien, als wären Spielzeugsoldaten in zwei verschiedenen Maßstäben geschnitzt worden. Es waren offenbar Wilde, mit Keulen und Äxten bewaffnet. Bogenschützen und Schwertkämpfer befanden sich ebenfalls unter ihnen. Eher ein bewaffneter Haufen als ein diszipliniertes Heer. Doch sie kamen zu Tausenden.
    »Troogs«, sagte Oona.
    Ich konnte verstehen, warum die Off-Moo von diesen Bewohnern der Nachbarländer wenig zu befürchten hatten. Die Riesen besaßen weder die Intelligenz noch den Ehrgeiz, Mu Ooria aus eigenem Antrieb anzugreifen.
    Ein Off-Moo murmelte etwas und Oona nickte. »Alle Panther sind verschwunden«, erklärte sie mir. »Sie halten die Troogs nicht mehr im Zaum. Wir wissen nicht, ob die Katzen tot, verzaubert oder einfach nur verschwunden sind.«
    »Wie könnten sie verschwinden?«
    »Durch einen mächtigen Zauberspruch.«
    »Durch einen Zauberspruch?« Ich war mehr als skeptisch. »Durch einen Zauberspruch, mein Fräulein? Sind wir schon so verzweifelt, dass wir zur Hexerei Zuflucht nehmen müssen?«
    Sie reagierte sichtlich ungehalten. »Nennen Sie es wie Sie wollen, Graf von Bek, aber das ist die beste Beschreibung. Sie spüren einen Ruf. Den Ruf eines Wesens, das viel mächtiger ist als jene, die gewöhnlich in diesen Höhlen umgehen. Vielleicht ein Herr der Höheren Ebenen oder gar mehrere. Gaynor hat sie irgendwie aus der gewohnten Welt geholt, um sich mit ihnen zu verbünden. Wenn sie all ihre Macht mitgebracht haben, dann sind sie fast nicht zu besiegen. Aber manche von ihnen brauchen menschliche Wesen wie zum Beispiel Gaynor und seine Armee als Medium.«
    »Diese Troogs sind riesig.«
    »Nur hier«, sagte sie. »In gewissen Bereichen der Verästelungen sind sie winzig. Sie sind einfach nur Geschöpfe, die das Grenzland zwischen Mu Ooria und dem Nebelgrund bewohnen. Sie gehören nicht den Höheren Ebenen an, sondern sind genau das, wonach sie aussehen. Es sind Geschöpfe der tiefsten Tiefen. Sie sind Gaynors Kanonenfutter. Wenn Gaynors Zauberei gegen uns Erfolg hat, dann werden sie das Abschlachten übernehmen.«
    »Es scheint fast, als hätten Sie eine solche Invasion schon einmal erlebt«, sagte ich.
    »Oh, sogar mehr als eine«, erklärte sie. »Glauben Sie mir, es ist ein ewiger Kampf. Sie können sich nicht vorstellen, welche Ereignisse sich gerade in Ihrer eigenen Welt zusammenbrauen.«
    Wieder und noch stärker als zuvor hatte ich den Wunsch, das Rabenschwert an meiner Hüfte zu spüren. Als Oona sich wieder mit den Off-Moo unterhielt, entschuldigte ich mich und sagte, ich würde bald gleich zurückkommen.
    Ich lief durch die gewundenen Straßen, durchs wechselhafte Licht, und fand den Rückweg zu meinem Quartier sowohl mithilfe der gedämpften Farben als auch, indem ich mich an den Umrissen der Gebäude orientierte. Ich eilte zu der Stelle, an der ich das Schwert zurückgelassen hatte, und fand es zu meiner großen Erleichterung in der Nische neben meinem Bett. Ich wickelte es aus, nur um sicherzugehen, dass es die geliebte Klinge war. Der dunkle, vibrierende Stahl schien zur Begrüßung zu murmeln.
    Rabenbrand wurde in die behelfsmäßige Scheide gesteckt, die ich mir über die Schulter warf, um durch die Straßen der Stadt zurückzueilen. Ich erkannte Orte wieder, die ich schon einmal gesehen hatte: ein Schaft silbernen Lichts, der auf eine bestimmte Weise fiel, Schatten, die auf eine bestimmte Weise spielten, Farben, die sich auf einer Mauer ständig veränderten, die Gewächse in den eigenartigen Gärten.
    Gerade überquerte ich zum zweiten Mal den Hauptplatz und näherte mich den Gebäuden auf der anderen Seite, als ich hinter mir ein höhnisches Lachen vernahm. Ich drehte mich um und sah meinem Vetter Gaynor in die triumphierenden Augen. Er zielte mit einem Pfeil auf mich.
    Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er so kühn sein könnte, uns bis ins Herz von Mu Ooria zu verfolgen. Außerdem war ich immer noch nicht ganz daran gewöhnt, gleichzeitig zwei Versionen ein und derselben Person zu sehen - die eine führte eine schreckliche Armee gegen eine große Stadt, die Zweite stand vor mir auf der Straße.
    Gaynor strahlte eine vergnügte Grausamkeit aus. »Wie ich sehe, bist du überrascht, mein Vetter. Ich habe ein Alter Ego, das sich um die Front kümmert, während ich frei bin, an einer anderen Stelle anzugreifen. Das ist der größte Wunsch jedes Generals, was?« Er sabberte beinahe, während sein Blick immer wieder zum Schwert abirrte. Er war

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