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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ein schlanker, silberner Pfeil war eingelegt und zielte auf Oonas Herz.
    Sie wollte nach ihrer Waffe greifen, dann aber hielt sie inne, denn ihr wurde klar, dass Gaynor im Vorteil war.
    »Ich habe einige interessante Abenteuer und Begegnungen hinter mir, mein Vetter«, sagte er. »Und ich habe einige wichtige Lektionen gelernt. Die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Und wie war es für dich?« 10.

10. Zeitbeben
     
    Meine Rabenklinge befand sich dort, wo ich sie zurückgelassen hatte, in meinen derzeitigen Gemächern. Oona konnte ihren Bogen nicht benutzen und war sonst unbewaffnet. Gaynor dachte offenbar noch darüber nach, wen von uns er zuerst erschießen sollte. Sein Arm schwankte, aber er war viel zu weit entfernt, als dass ich ihn hätte angreifen können.
    Die Vernunft sagte mir, dass er es sich nicht erlauben konnte, uns zu töten. Er wollte mein Schwert. Die leisen, langsamen Wächter der Off-Moo schien er vergessen zu haben.
    »Du wirst dich erinnern, mein Vetter, dass nicht alle, die diesen Ort bewachen, sofort zu erkennen sind«, warnte ich ihn.
    Er tat meine Bemerkung mit einem geringschätzigen Lächeln ab. »Die können mir nicht gefährlich werden. Ich habe viele Feuerproben bestanden, viele Abenteuer erlebt und viele Dinge gesehen, seit wir uns zum letzten Mal begegnet sind. Ich habe jetzt mächtige Helfer, mein Vetter. Übernatürliche Helfer. Wir belagern bereits Tanelorn. Die Verteidigung der Off-Moo ist dagegen vergleichsweise primitiv. Dies ist ein wundervolles Land, sobald man sich einmal darin zurechtgefunden hat. Ich habe viel gelernt, das mir sehr nützlich sein wird, wenn ich den Gral besitze.«
    »Glaubst du wirklich, du wirst so einfach zurückkehren können?«
    »Das wird mir nicht schwer fallen. Du musst wissen, dass ich einige neue Freunde gewonnen habe, seit wir uns mit so unfreundlichen Worten verabschiedeten. Wenn du sie erst kennen gelernt hast, wirst du dich aufrichtig bei mir entschuldigen wollen. Du wirst voller Freude nach Hause laufen und das Rabenschwert holen, während ich mich um deine hübsche junge Freundin kümmere.«
    Er gab sich tollkühn, die Augen aber irrten unsicher ab. Meine Antwort war voller Verachtung. »Wenn ich das Schwert bei mir hätte, mein Vetter, dann würdest du dich etwas höflicher aufführen. Lass den Bogen sinken. Hast du den Panther getötet?«
    »Ich halte den Bogen vorerst noch gespannt, um das Gleichgewicht der Kräfte nicht zu stören, mein Vetter. Ist die große Katze tot? Zweifellos eine Epidemie. Eine dieser schrecklichen Krankheiten, die manchmal die Anzahl der Katzen so schrecklich dezimieren …« Er zielte auf mein Herz, doch die Gemeinheiten galten Oona.
    Oona antwortete nicht. Was sie reizen sollte, führte nur dazu, dass sie die Kontrolle über sich zurückgewann. »Ihre Behauptungen sind unberechtigt, Prinz Gaynor. Ihr eigener Zynismus wird Sie besiegen. Alles, was die Zukunft noch für Sie bereithält, ist eine Ewigkeit voller Verzweiflung.«
    Seine Belustigung schien sogar noch zuzunehmen. Dann runzelte er die Stirn, als wollte er sich wieder aufs Geschäftliche konzentrieren. »Es ist wahr, ich hatte gehofft, dich zusammen mit deinem Schwert hier vorzufinden, Ulric. Also lass uns einen Handel schließen - du bringst mir die Klinge und ich verschone dafür das Leben des Mädchens.«
    »Das Schwert ist mir anvertraut«, erwiderte ich. »Ich kann es nicht hergeben. Meine Ehre hängt davon ab, dass ich behüte, was mir…«
    »Pah! Auch die Ehre deines Vaters hing davon ab, dass er hütete, was ihm anvertraut war. Wir wissen genau, wie schlecht er das Anvertraute verteidigt hat.« Jetzt war er voller Verachtung.
    »Was war ihm denn anvertraut?«
    »Du Narr. Die von Beks besaßen die mächtigste Sammlung übernatürlicher Gegenstände im ganzen Multiversum. Dein schwacher Vater, weit genug heruntergekommen, dass er nur noch Voodoosprüche und anderes Hexenzeug brabbeln konnte, verzichtete auf einen davon, weil er fürchtete, der Gegenstand könne gestohlen werden! Deine Familie verdient diese Ehre nicht. Von jetzt an werden ich und die Meinigen diese Gegenstände der Macht beisammenhalten. Für immer.«
    Ich war verblüfft. Hatte er den Verstand verloren? Einerseits glaubte ich ihn ganz genau zu verstehen, andererseits konnte ich kaum nach vollziehen, was er mir sagen wollte.
    »Schnell jetzt.« Er spannte die Bogensehne etwas weiter. »Wer von euch holt das Schwert und wer bleibt als Geisel hier?«
    Oona fasste sich plötzlich an den

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