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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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dem Augenwinkel sah er seinen Flügelmann vorbeidonnern. Der Luft/Raumjäger wirbelte um seine Längsachse, wieder völlig außer Kontrolle.
    Erneut gellte der Alarm, und Penns Herz schlug bis in den Hals. Panisch suchte er rechts, links. Nichts. Voraus. Da! Noch ein Luzifer wirbelte gezielt auf ihn zu. Power.
    Später sollte sich Penn fragen, warum Will nicht entkommen war. Als Strich-Vier war ihr Jäger am weitesten entfernt gewesen, in der höchsten Position.
    Theoretisch hätte Power dem Schlimmsten entgehen müssen. Möglicherweise hatte sie in diesen ersten, entscheidenden Sekunden den Jäger in eine Hundert-achtzig-Grad-Kehre gerissen, um tiefer zu gehen, und Penn in der Verwirrung aus den Augen verloren. Oder sie war ins Trudeln geraten und brachte die Maschine gerade erst wieder unter Kontrolle, ohne zu wissen, wo sich irgendjemand sonst befand. Vielleicht war es auch nichts weiter als Pech.
    Sie reagierten auf die einzig mögliche Weise. Sie drehten ab, Penn nach oben, Power nach unten. Sie hätten einander verfehlen müssen. Taten es aber nicht.
    Ein harter Schlag lief durch den Jäger, als Powers Luzifer seine Maschine rammte, und der Jäger sackte senkrecht abwärts. Penn wurde in den Gurten wie eine Fliege in einem Spinnennetz hin und her geschleudert. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, die Eindrücke vermischten sich: Nordlicht, Wolken, schwarzer Weltraum direkt voraus, die leuchtenden Augen der fernen, unbeteiligten Sterne, dann orangerote Triebwerksflammen, als die Sholagars zurück ins All fauchten.
    Penns Luzifer bäumte sich auf, zog wieder hoch, dann kippte er nach hinten, drehte dem Weltraum die Bauchseite zu, und jetzt sah er das Nordlicht wieder, aber diesmal genau über sich, weil er kopfüber flog. Und nur ein einziger Gedanke erfüllte sein Bewusstsein: Bitte, lieber Gott, lass die Triebwerke nicht aussetzen, lass die Triebwerke nicht aussetzen ...
    Die Triebwerke setzten aus.
    Penn stürzte wie ein verstoßener Engel aus dem Himmel.
    Jetzt spielte die Schwerkraft eine Rolle. Penn wurde schneller, verlor mit atemberaubender Geschwindigkeit an Höhe, die Luft heulte über das Kanzeldach. Der Schwerkraftsog wuchs zu einem Orkan und hämmerte auf ihn ein wie ein Tsunami auf eine Küste. Die Ränder seines Sichtfelds wurden grau. Er keuchte, rang nach Luft, nahm kaum wahr, dass sich die Druckkammern seines Andruckanzugs füllten. Dann übernahm etwas in ihm die Kontrolle, eine Kombination aus Training, Instinkt und vielleicht auch dem guten alten Selbsterhaltungstrieb. Penn grunzte. Laut. Presste mit aller Gewalt, zwang das Blut zurück in die Adern, die sein Gehirn ernährten. Und konnte wieder denken. Nicht allzu klar. Nur ein wenig. Aber das genügte.
    Muss den Ausrichtschalter erreichen. Er kämpfte gegen die Ohnmacht an, bewegte einen bleischweren Arm. Doch es war Knochenarbeit. Der Arm war so verflucht schwer, und er war in seinem ganzen Leben noch nicht so müde und erschöpft und ausgelaugt gewesen. Sein rechter Arm hob sich entsetzlich träge, die Finger schoben sich durch Luft, die dicker war als Sirup. Einen Sekundenbruchteil wusste er nicht mehr, warum dieser verdammte Schalter so wichtig sein sollte. Seine Gedanken hakten. Schub null... muss die Maschine rollen ... kippen ... abwärts ... muss abwärtskippen ...
    Er spürte Widerstand am rechten Zeigefinger. Jetzt fühlte er den Schalter durch den Handschuh. Merkte, wie etwas nachgab. Dann schüttelte sich der Rumpf des Luzifer, und ein lautes, kehliges Donnern drang an sein Ohr.
    Er sah etwas über dem Kanzeldach vorbeizucken, einen blausilbernen Lichtreflex. Und weg war es. Aber es kam wieder, war wieder vorbei, kehrte zurück ...
    »Penn!« Eine Stimme brannte sich in seinen Geist. Menace flog direkt neben ihm, stürzte mit ihm, blieb bei ihm, versuchte ihn zurück unter die Lebenden zu reden. »Penn, Penn, du hast Schub! Penn, verdammt, antworte!. Du hast Steuerbordschub, aber du fliegst kopfüber, du drehst dich. Penn, nimm Schub zurück, bring den Bug runter, bring ihn runter, bring ihn runter!«
    Kontrolle, er musste die Kontrolle zurückgewinnen! Und jetzt erinnerte sich Penn, warum es so verdammt wichtig war, den Bug zu senken: Weil er keinen Vorwärtsschub erzeugte, weil sein Luzifer kopfüber abschmierte und sich gegen den Uhrzeigersinn drehte. Die Tragflächen erzeugten keinen Auftrieb. Er hatte keine Möglichkeit, seinen Sturz abzubremsen oder sich aus dem Trudeln zu befreien, solange er den Jäger nicht nach

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