Tochter des Drachen
kämpfen, und wenn doch, so wird ihr Widerstand nur schwach und von kurzer Dauer sein. Ihre Kräfte sind vernachlässigbar, und was sie an Männern hat, ist unerfahren und ohne Ausbildung, so weich wie reife Pfirsiche.«
Theodore setzte an, etwas zu sagen, aber Kurita hob den Zeigefinger, ohne sich zu seinem Sohn umzudrehen. Und Theodore schwieg. »Das mag stimmen«, bemerkte Kurita, und sein träger Blick verließ Sakamotos Gesicht keine Sekunde.
»Doch wir haben dir keine Erlaubnis erteilt, von diesem besonderen Baum zu essen.«
»Und warum nicht?«, insistierte Sakamoto stör-risch wie ein Maulesel. »Sicherlich könnt ihr das Wega-Fiasko im letzten Jahr nicht als Rückschlag betrachten? Es gibt nicht einen Funken Beweise, dass die Republik irgendetwas damit zu tun hatte, und selbst wenn dem so war, warum sollte uns das abschrecken? Wenn überhaupt, dann sollte unser Scheitern bei dem Versuch, Wega zu erobern, Ansporn sein, diese Schande zu tilgen! Ihr seht selbst, dass sich die Republik Katana Tormark nicht entgegenstellt!«
»Was sie tut, ist ihre Sache und wird uns unser Vorgehen nicht diktieren. Außerdem sagen wir, unsere Zeit ist noch nicht gekommen.«
»Wann dann? Worauf wartet Ihr, auf ein Zeichen des Himmels? Ein günstiges Omen? Mit jedem Tag, an dem wir nicht handeln, wächst der Mut der Clans. Jede verstreichende Sekunde ist für die Capellaner die Gelegenheit zu einem neuen Feldzug. Welchen besseren Zeitpunkt könnte es geben als genau den jetzigen, während die Republik von mehreren Seiten angegriffen wird?«
»Wir haben es bereits versucht.« Und nun schaute Kurita Bhatia an. »Wir sind gescheitert. Wega war ein Zeichen, dass wir nicht so stark sind, wie wir gerne glauben würden.«
Autsch. Kein so giftiger Tadel, wie ihn andere, misstrauischere Koordinatoren ausgeteilt hätten, Ta-kashi kam ihm in den Sinn. Aber die Spitze schmerzte auch so, und Bhatia wusste, er konnte diesen Moment nicht ohne den Versuch einer Verteidigung verstreichen lassen, schon gar nicht unter den aufmerksamen Augen der Kriegsfürsten. »Hai, Tono, unsere Bemühungen wurden sabotiert. Aber wir haben Grund zu der Annahme, dass wir durch das Handeln eines einzelnen Unruhestifters mit einem besonderen Hass auf das Kombinat verraten wurden, und wir sind auf der Suche nach Wegen, ihn schnell und effektiv zur Rechenschaft zu ziehen.« Das war völlig aus der Luft gegriffen, aber hier ging es mehr al alles andere darum, den richtigen Eindruck zu erwecken. Bhatia hegte keinen Zweifel, dass sie irgendeinen Sündenbock ausgraben und hinrichten konnten. »Der HPG-Kollaps hat unseren Geheimdienstapparat« -Bhatia wählte das Wort mit äußerstem Bedacht -»behindert, mehr nicht.«
»Lassen Sie die Wortklaubereien, Bhatia«, sagte Sakamoto in fast abfälligem Ton. »Sie und Ihre ISA sind nur noch Papiertiger. Ihr Biss ist so effektiv wie der einer zahnlosen Großmutter, und das wissen Sie auch.«
Bhatia hörte jemanden entsetzt und melodramatisch keuchen - vermutlich Saito, den Wurm. Aber das beachtete er gar nicht. Stattdessen beugte er sich vor, blickte Sakamoto direkt in die Augen und erklärte: »Sehen Sie sich vor, Tai-shu, sonst könnten Sie sich davon überzeugen, dass ich noch nicht darauf angewiesen bin, mich mit weichem Süßreis füttern zu lassen.«
Die Drohung war deutlich, und am nervösen Zucken von Sakamotos Lidern erkannte Bhatia, dass die
Warnung ihr Ziel gefunden hatte. »Ich ... entschuldige mich, Direktor«, antwortete Sakamoto, auch wenn die Worte, dem Gesicht nach zu urteilen, das er dabei schnitt, einen üblen Nachgeschmack hinterließen. »Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich habe mich von der Hitze des Augenblicks mitreißen lassen.«
»Allerdings«, bestätigte Bhatia, ohne zu lächeln. »Eines Tages könnten Sie feststellen, dass Ihr Kopf sehr zu Ihrem Bedauern keine Zunge mehr besitzt, die ihn in Schwierigkeiten bringen kann.« Er sah den Zwiespalt in Sakamotos Augen, konnte die Zahnräder im Kopf des Mannes geradezu klappern hören, als er berechnete, wie aggressiv er darauf reagieren durfte - und ob überhaupt. Bhatias Drohung war real genug. Die Reformen des ursprünglichen Theodore mochten die ISA verkleinert haben, ebenso wie die seines Sohnes Hohiro. Doch selbst diese mächtigen Herrscher hatten gewusst, dass man einen Tiger nicht zu oft reizen dufte, wenn man lange leben wollte.
»Allerdings«, presste Sakamoto schließlich hervor. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen wie
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