Tochter des Drachen
weiter schwierig gewesen, sie trotzdem zu erledigen. Die Kasernenstädte waren nicht autark, und was an Bergleuten nicht an die Oberfläche gekommen war und dort von den Blakisten abgeschlachtet wurde, war von geschickt platzierten Sprengladungen in den einstürzenden Tunneln verschüttet worden.
Doch die armen Seelen in Präfektur I taten ihm leid. O'Mallory steckte die Hände in die Taschen. Seine Finger spielten mit Kleingeld. »Und ihr Plan?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
»Nach unseren besten Erkenntnissen verfolgen sie eine zweiteilige Strategie. Ein Flügel zieht in Richtung Wega. Die Truppen entlang der Grenze von Präfektur III sind minimal starke Einheiten, die nur eine Aufgabe haben: Katana Tormark anzulocken. Sobald die Dracs Tormark haben, werden ihre Truppen schnell kapitulieren.«
Ein gar nicht so dummer Plan. Hätte O'Mallory den Feldzug geleitet, er hätte es genauso gemacht und den Gegner im Ungewissen gelassen. Es passte alles. Die Dracs mobilisierten für einen Angriff auf Wega und machten Jagd auf Katana Tormark. Das war gut. Wenn sie erst ausgeschaltet war, würde dies die Lage auf Al Na'ir etwas entspannen. Die Tormark-Situation war problematisch: Gouverneur Reinaldo Tormark in der Homai-Zaki-Kuppel hatte seine rauflustige Cousine zweiten Grades mit deutlichen Worten verurteilt, aber das machte ihn keineswegs immun gegen Gerüchte, insgeheim auf ihrer Seite zu stehen. Möglicherweise entpuppte sich diese Drac-Invasion aus Sicht Al Na'irs sogar als ein heimlicher Glücksfall.
Da blieb nur ein kleines Problem. O'Mallory kaute auf der Innenseite der linken Wange. Ihre Truppen konnten keine zusätzliche Bedrohung gebrauchen, nicht, solange die Aufmerksamkeit des Exarchen von den Jadefalken-Angriffen in Präfektur IX und den andauernden Schwierigkeiten mit den Capellanern in V beansprucht wurde. Er und Fuchida mochten es mit ausreichender Anstrengung schaffen, den Planetaren Milizen auf Rukbat und Shitara Truppen abzuluchsen, um Tsukude, Altas und Anasi zu verstärken. Aber falls die Draconier ernsthaft angriffen, würde das niemals genügen. »Was ist mit Truppenstärken? Was haben die Dracs gegen Wega aufzubieten?«
»Sakamotos Truppen werden in zwei bis drei Monaten zuschlagen. Darauf können Sie setzen«, erklärte sein Besucher im Brustton der Überzeugung. »Was einen Zweifrontenkrieg betrifft, selbst wenn eine von beiden nur begrenzte Aktionen sieht ... Ich vermute, das wird selbst die Möglichkeiten des Kombinats arg beanspruchen. Der draconische Handel in Schwarzmarkt-Mechs hat schwer gelitten, seit Katana Tormark vor zwei Jahren den Schieberring in Präfektur III zerschlagen hat.«
»Ja, ein paar dieser angeblich verschrotteten Batt-leMechs könnten wir jetzt gut gebrauchen«, stellte O'Mallory fest. Er drehte sich um und setzte sich wieder. Sein Bauch glitt in die breite Lücke zwischen Schreibtisch und Sessel. »Andererseits hat Sakamoto sie so auch nicht.«
»Mechs über die Grenze in den Kombinatsraum zu schmuggeln, war ein lukratives Geschäft«, bemerkte sein Besucher. »Inzwischen könnte Katana wünschen, sie hätte einen Teil der Maschinen behalten, denn Sie dürfen mir glauben, ihre Mittel sind ziemlich ausgereizt, wenn sie nicht bereits am äußersten Ende der Fahnenstange angekommen ist. Ich habe es selbst gesehen. Ihre Truppen haben so wenig Nachschub, dass sie allen Ernstes gezwungen sind, bei den Gefechtsübungen mit Farbbeuteln zu schießen. Glauben Sie mir, wenn Sakamoto nur niest, wird der ganze Zorn wie ein Kartenhaus zusammenklappen.«
»Das hat etwas Beruhigendes.« In Gedanken spielte der Legat mit der Möglichkeit, dass seine Leute diesen Konflikt unter Umständen von der Seitenlinie aus beobachten konnten. Falls Sakamoto es auf Wega und Tormark abgesehen hatte, mochte AI Na'ir die Sache ohne eine Schramme überstehen. Was mehr konnte er sich wünschen? Er musterte seinen Besucher aufmerksam und fand in dessen Miene nur Selbstvertrauen und keine Spur von Hinterlist. Er nickte. Damit war dies geklärt. Er würde Fuchidas Truppenanforderung unterstützen, sich zurücklehnen und sich das Schauspiel anschauen. Ja, er lebte in der besten aller möglichen Welten.
»Danke für Ihren Besuch.« Er stand auf und streckte die Hand aus. »Wir können nur hoffen, Ihre Informationen stimmen auch.«
Mit einem Lächeln stand Wahab Fusilli ebenfalls auf und schüttelte O'Mallory die Hand. »Habe ich Sie jemals enttäuscht, Legat?«
Conqueror's Pride, Proserpina
Weitere Kostenlose Bücher