Tochter des Drachen
Yakuza arbeitet seit Jahren ungehindert. Ich habe keinen Finger gerührt, um euch aufzuhalten und eure Dienste nie in Anspruch genommen.«
Das war gelogen. Sakamoto suchte sich regelmäßig das Beste aus, was sie anzubieten hatten, und nicht zum ersten Mal war Kobayashi dankbar, dass der Kriegsherr kein Interesse an Pachinko und Baccarat hatte, auf die sein Clan sich spezialisiert hatten.
»Jetzt wird es Zeit, ein wenig zurückzuzahlen«, bellte Sakamoto. Er spießte Arne mit einem scharfen Blick auf. Der korpulente kleine Oyabun, dessen an Würste erinnernde Finger durch breite goldene Ringe gezwängt waren, duckte sich ängstlich.
»Und ich will keine Ausreden hören, ihr könntet die Leute und das Material nicht beschaffen.« Der Kriegsherr durchbohrte Enda mit demselben Blick, aber dieser blinzelte nur. Er war so hager wie Ame fett war, ein Mann mit einem dürren, immer hungrig wirkenden Gesicht unter Haar, das so schwarz und ölig war wie Robbenhaut. »Ich weiß, dass ihr sie habt. Wenn ihr sie nicht hergebt, werde ich eure Geschäfte dichtmachen, euch alle auf die Straße befördern und den hungrigsten Welpen in eurem Gefolge an eure Stelle setzen.«
»Sakamoto-san«, ergriff Enda das Wort und neigte seinen schlanken Kopf. Sein Ton war so honigsüß und ölig, dass Kobayashi staunte, wie es ihm gelang, durch all diese Klebrigkeit noch ein verständliches Wort herauszubringen. »Ihr wart äußerst großzügig darin, unsere ... Tätigkeit zu übersehen. Teilt uns nur einfach mit, was Ihr benötigt, und wir werden es zur Verfugung stellen.«
Du vielleicht. Kobayashi hörte mit wachsendem Missfallen zu, wie Sakamoto Truppenzahlen und Waffensysteme herunterrasselte. Eine Operation dieser Größenordnung hätte seine Organisation zwei Drittel ihres effektiven Personals gekostet.
»Und BattleMechs. Fertig bestückt und mit einsatzbereiten Piloten. Es hat gar keinen Wert, so zu tun, als hättet ihr keine.
Ich weiß, dass ihr sie habt. Ihr Yakuza werft nie etwas weg. Ihr seid wie Hamster. Und ich will sie alle.« Sakamoto stemmte die Fäuste auf die Hüften. »In genau vier Monaten.«
Ame keuchte hörbar auf, und selbst Enda klappte der Unterkiefer herunter. Kobayashi war starr vor Schreck. Vier Monate? Um all das an Menschen und Material zu beschaffen? Fast hätte er den Kopf geschüttelt, aber er schaffte es im letzten Moment noch, sich zu beherrschen. Sakamoto hatte Leuten schon für weniger den Kopf abgeschlagen, und Kobayashi hing an seinem.
Doch wenn der Koordinator das wünscht... Er beugte höflich den Kopf, so weit es ihm möglich war, ohne auf den verdammten Tisch zu schlagen. Als wären es der Beleidigungen noch nicht genug gewesen, hatte dieser Rüpel von einem Militär sie auch noch gezwungen, statt auf Tatami auf Stühlen zu sitzen. »Natürlich werden wir den Wünschen des Koordinators gehorchen, wie wir es immer getan haben.«
Er war noch nicht fertig, aber Sakamoto schnitt ihm das Wort ab. »lie«, verneinte er mit einem Tonfall wie ein Peitschenknall. »Dieses Mal, Kobayashi, gehorcht ihr meinen Wünschen.«
Die Eröffnung war so schockierend, dass Kobayashi ihn nur anstarren konnte. Hinter den Oyabun wurde es unruhig, als ihre an der Wand wartenden Stellvertreter reagierten. Offenbar hatte Sakamoto in den Mienen der Sakimono gelesen, denn als er weitersprach, klang sein Ton umgänglicher. »Der Koordinator hat vorgeschlagen, niemand solle etwas unternehmen, bis die Zeit gekommen ist. Wir haben uns mit ihm besprochen, die anderen Kriegsherren und ich, und genau das hat er gesagt. Nun, genau jetzt ist die Zeit gekommen!«
Als deutlich wurde, dass er keine weiteren Erklärungen abgeben würde, schauten sich die Oyabun in einer überraschten Pantomime an, als wollten sie sagen: Wer antwortet ihm als Erster? Schließlich war es Kobayashi, der sich räusperte. »Natürlich, Saka-moto-san. Es wird so geschehen, wie Sie es wünschen. Und Sie dürfen versichert sein, dass wir diskret vorgehen.«
Doch Sakamoto hatte noch eine Überraschung für sie im Ärmel. »Im Gegenteil, ich will Aufsehen. Und ich werde euch mitteilen, wann exakt die Zeit dafür gekommen ist.«
Wann exakt die Zeit dafür gekommen ist, ja? Sakamotos Worte nagten an Kobayashis Gedanken wie ein Schwarm Termiten. Er stand hinter seinem Landungsschiffspiloten und beobachtete auf dem Sichtschirm, wie sie die Umlaufbahn verließen. Benjamin fiel davon ab, eine braune Weltkugel, umringt von ihren zwanzig Halbsonnen wie eine protzige
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