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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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getreten. Aus dem rotschwarzen Krater, wo ihre Kehle gewesen war, tropfte Blut. Putsch ... putsch ... putsch ... aber langsamer jetzt, weil sie schon eine Weile tot war und das Blut allmählicher dicker wurde. Aber seine Stimme hatte die Fliege aufgeschreckt. Sie ließ die Soba und landete auf dem glasigen rechten Auge der Frau. Dort gefiel es ihr jedoch nicht. Sie flog hinüber zum linken Auge, dann in den klaffenden, zu einem stummen Schrei aufgerissenen Mund.
    Und dabei hatte es so gut angefangen. Er hatte es klicken gefühlt. Er hatte alles im Griff gehabt. Aber dann gerieten die Dinge außer Kontrolle, und als es vorbei und die Frau endlich tot war, war es noch immer nicht genug gewesen. Es war, als hätte ihm jemand die Gedärme aus dem Leib gezogen, lange Schleifen rosa Darm und gelbliches Fett. Weil immer noch der Hunger an ihm nagte, weil er immer noch verrückt nach mehr war. Und er wusste auch, warum.
    Ihn konnte nur Katana Tormark befriedigen.
    Deber City, Benjamin
    Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat 2. Februar 3135
    Ich will, ich will, ich will. Mit steinerner Miene wartete Atsutane Kobayashi, während Sakamoto schwafelte. Sie waren vor zwei Tagen auf Benjamin eingetroffen: Kobayashi und sein Sakimono von Kitalpha, Hideki Ames Gesellschaft von Minukachi und als Letzter, aber ganz sicher nicht Geringster, o nein, das ganz bestimmt nicht, Jazeburo Enda von Shibuka mit einem Gefolge aus hübschen Geishas und süßem Pflaumenwein.
    Sakamoto, der große Kriegsherr, und seine Forderungen. Der Mann blökte wie eine Ziege. >Ich will dies< und >Ich will das< und >Das will ich auch noch<. Höflich um etwas zu bitten, darauf wäre Sakamoto gar nicht gekommen. Natürlich würde sich ein bloßer Oyabun nicht um seine Ehre scheren. Kobayashi hatte selbstverständlich gewusst, dass so etwas irgendwann kommen musste. Wenn nicht in Sakamotos Tagen, dann unter dem nächsten Tai-shu, den es nach mehr Macht und Ruhm verlangte.
    Das ist schon wahr, aber man kann entweder um Dinge bitten oder sie fordern. Er lässt uns sehr deutlich spüren, dass wir Yakuza dank seines Wohlwollens operieren, unter seinem Schutz. Und deshalb bekommt er, was er verlangt, und wann er es verlangt - als hätte er nie von unseren Geschäften profitiert.
    Er spürte, wie ihm warm wurde. Nein, das ging nicht. Er suchte sein Heil in Zanshin, in aufmerksamer Wachsamkeit. Es war eine alte Kunst der Samurai, und nun half sie dem Oyabun, beruhigte seinen Puls und kühlte seine Haut. Gerade noch rechtzeitig, denn schon drehte Sakamoto seinen Stierkopf herüber und musterte ihn misstrauisch.
    »Sie sagen gar nichts, Kobayashi«, stellte er fest, ohne sich die Mühe einer höflichen Anrede zu machen.
    Noch eine Gelegenheit, mich mit der Nase darauf zu stoßen. Kobayashi zuckte mit keiner Miene, obwohl sein Blut kochte. Was bildete sich dieser Sakamoto ein? Wer war er denn, dass er Kobayashi einfach herumkommandierte? Natürlich kannte er die Antwort: Der Mann, der meine Waka-shu ungehindert ihrer Tätigkeit nachgehen lässt. Kobayashi beobachtete ihn wie aus großer Entfernung, sah, wie sich Sakamoto in seinem wehenden Kimono aus roter, schwarzer und goldener Seide drehte, geschlossen mit einem steifen Rang-Obi, dessen Machart an die Windungen der Drachen erinnerte, die sich über den ganzen Kimono verteilten; fühlte Sakamotos Atem
    auf seinem Gesicht und stellte mit beinahe amüsierter Distanz fest, dass der Pflaumenwein seine Spuren auf der geröteten Nase des Tai-shu hinterlassen hatte, auch wenn sein Atem nicht nach Alkohol roch.
    Sakamoto beugte sich dicht genug heran, um mit seinem Speichel Kobayashis Wange zu benetzen. »Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Kobayashi neigte den Kopf - gerade genug, um Respekt anzuzeigen, ohne seine Ehre zu verletzen. »Ich habe nichts dazu zu sagen, Sakamoto-san. Ich kann nichts beitragen, außer dem Hinweis, dass die Geisterregimenter vor Jahrzehnten aufgelöst wurden und ihre Mitglieder sich in alle Winde verstreut haben, so gewiss wie ein kräftiger Wind die Blütenblätter selbst der vollkommensten Kirschblüte verweht. Für eine Operation von der Größe, die Ihnen vorschwebt, werden wir auf Männer und Frauen zurückgreifen müssen, die noch niemals eine Schlacht erlebt und kaum die Fähigkeiten entwickelt haben, eine Simulation zu überstehen.«
    »Pah!« Sakamoto wischte seine Warnung beiseite. Er kehrte Kobayashi den Rücken zu - noch eine Beleidigung - und wandte sich den anderen Oyabun zu. »Ihr

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