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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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Planetare Miliz war schon immer ein Witz gewesen, bestenfalls das blanke Gerippe einer Einheit. Also hatte das Planetare Ober-kommando entschieden, den Planeten zu verteidigen statt einen Versuch zu unternehmen, die Draconier am Sprungpunkt aufzuhalten. Um genau zu sein, die Verteidigung bestand aus Hammonds Doppelschwarm und einem zweiten tausend Kilometer hinter ihnen, befehligt von einem gewissen Kirk Jameson. Hammond kannte Jameson nicht näher. Er hatte sich eingebildet, mehr als genug Zeit zu haben, um seine Bekanntschaft zu machen. So wie sich die Dinge entwickelten, hatte er sich damit aber vermutlich geirrt.
    Sie donnerten mit schussbereiten Waffen über den Him mel, Hammond voraus, die Luzifer in Viererstaffel fast auf gleicher Höhe. Sie schnitten durch dichte, wogende Gewitterwolken, die sich zugleich als Segen und als Fluch erwiesen. Die Sicht war äußerst eingeschränkt, und auf der Sensoranzeige sah er nichts als grün-rotes Geflimmer. Das Einzige, was er ausmachen konnte, waren der Sperber und der Rest seines Doppelschwarms, und auch das nur, weil er Befehl gegeben hatte, zweihundert Kilometer Abstand zu halten, eine Entfernung, die ungefähr dem Wendekreis eines Luzifer entsprach. Genug Ellbogenfreiheit für Manöver und Angriff. Es hatte keinen Sinn, so dicht aufzuschließen, dass sie sich bei einem Luftkampf gegenseitig in die Triebwerksflammen flogen.
    Die Funkanlage funktionierte nicht besser. Ein Mischmasch verzerrter Sprachfetzen, überlagert durch lautes Krachen und Rauschen, dem er keine sonderliche Aufmerksamkeit schenkte, denn nichts von dem Kommandogelaber hatte den geringsten Wert. Das Einzige, was seine Stimmung hob, war das Wissen, dass es den Dracs auch nicht nennenswert besser ergehen konnte als ihm. Hoffte er.
    Ein Knistern im Helmlautsprecher. »Ray 36 ...eun ...akte ...echts ...alb!«
    Der Sperber-Pilot meldete Feindkontakt. »Ray 36, wiederholen Sie«, bellte Hammond. »Wiederholen Sie.«
    Knattern, Krachen, dann eine Stimme: »Ray 36 ... neun ... vier null Steuer... sechs null Klicks, oberh... scharfen ...!« Fauchen, Knistern, dann warf Hammond einen Blick auf die Ortung und sah, dass der kleine grüne Punkt, der den Sperber dargestellt hatte, verschwunden war. Aber Hammond hatte verstanden: Neun Kontakte, vierzig Grad steuerbord, sechzig Kilometer entfernt, oberhalb.
    Während er seinen Doppelschwarm bereit machte, hart steuerbord auf Abfangkurs zu schwenken, brannte sich für einen kurzen Moment ein Erinnerungsstrom kometengleich durch sein Bewusstsein. Er spürte den warmen, liebevollen Körper seiner Frau in seinen Armen, die Haare seiner Tochter, die weichen Lippen seiner Frau, ihren Geschmack. Er erinnerte sich an die zarte Berührung des Winds auf seiner Haut und das Wunder eines Blattes in seiner Hand. Er erinnerte sich daran, was es hieß, zu leben. Er erinnerte sich an sein Leben. Es war ein gutes Leben gewesen.
    Major Todd Hammond befahl: »Schwarm Ray 31, schwenk vier null rechts, aufwärts, jetzt!«
    Niemand bestätigte den Befehl. Es war nicht nötig. Sie drehten ein, und Hammond löste die Nachbrenner aus. Ein wildes Fauchen wetteiferte mit dem Heulen des Gewitters, und eine riesige Faust schlug ihn in die Sitzpolster, als sein Luzifer in den Kampf raste. Der abrupte Andruck bescherte ihm einen kurzen Rauschzustand, und er grunzte automatisch, um das Blut zurück ins Gehirn zu drücken, bis der Andruckanzug die ein wirkenden Kräfte kompensierte. Der Luzifer fraß sich durch die Luft, und er stieg aufwärts, aufwärts ...
    Die Dracs schienen im dichten Nebel zu materialisieren. Erst wogende Wolken, dann ein seltsam rotes Leuchten, das die ganze Atmosphäre in Brand zu stecken schien, danach gellte Hammonds Kontaktalarm. Ein Regen rubinroter Laserimpulse zerschnitt die Luft und tanzte um sein Kanzeldach. Die Laserbahnen waren so nahe, dass ihr Gleißen durch den Schutz seines Helmvisiers drang und dunkle Geisterbilder auf seiner Netzhaut hinterließ. Zu neunt donnerten die Draconier aus den Wolken, das Laserfeuer wie eine Vorhut aus Flammenzungen, gefolgt von der gewaltigen Masse des dichtauf folgenden Landungsschiffes.
    »Mutter Gottes«, stieß Hammond aus - und noch während der Computer gellte, dass die Dracs ihn ins Visier nahmen, noch während sein Doppelschwarm zu Ausweichmanövern auseinanderbrach, noch wäh-rend die Luft über seinem Kanzeldach brannte -wusste er es.
    Es war das letzte Gebet seines Lebens.
    Ferienclub Stilles Meer, Stille Bucht, Shanghai,

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