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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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schmeckt köstlich. Danach essen wir lauwarmen Reis, der aus einem Blechbehälter ausgegeben wird.
    Die ganze Zeit über schwatzt Kumei. Der kleine Junge, den wir zuvor mit ihr gesehen haben, ist ihr Sohn. Er heißt Ta-ming. Eine alte Frau namens Yong lebt ebenfalls hier. Sie hat den Kunstunterricht nicht besucht, denn während des Feudalismus hat man ihr die Füße gebunden, und sie kann nicht weit laufen.
    Nach dem Essen führt uns Kumei zurück durch das Labyrinth von Wegen und Höfen. Sie erzählt uns, dass das Hofhaus neunundzwanzig Zimmer hat.
    »Warum wohnen hier nicht mehr Menschen?«, frage ich. Wenn das Gründrachendorf ein Kollektiv ist, sollten sich dann nicht noch mehr Leute dieses große Haus teilen?
    »Egal, egal«, sagt Kumei und winkt ab. »Ich kümmere mich für die Leute darum.«
    Womit sie meine Frage nicht beantwortet.
    Im dritten Hof bringt uns Kumei in ein Gebäude. Wir betreten eine Art Wohnzimmer, die hölzernen Wände haben die Farbe von Ahornsirup. Auf der anderen Seite befinden sich zwei Fensteröffnungen hinter geschnitzten Holzgittern. Darüber hängen kunstvoll aus Holz geschnitzte und vergoldete Eichhörnchen, die sich in einer mit schweren Trauben behängten Laube vergnügen. In der Mitte des Raumes steht ein Tisch. Ein paar Stühle sind mit der Lehne an die Wand gerückt. Es gibt zwei Türen auf der rechten Seite und zwei Türen auf der linken.
    »Hier schlaft ihr«, sagt Kumei. »Ihr dürft euch eure Zimmer aussuchen.«
    Z. G. wirft rasch einen Blick in die Zimmer, bevor er sich für das zweite auf der linken Seite entscheidet. Ich nehme das Zimmer daneben. Es ist klein, kommt mir aber noch kleiner vor, weil der größte Teil des Raumes von einem antiken Ehebett eingenommen wird, mitsamt Gestell und geschnitztem Baldachin. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich in etwas so Luxuriösem schlafen soll. Andererseits habe ich weder ein Badezimmer noch elektrisches Licht gesehen, und die Küche war ziemlich rückständig. Ist das ein Hofhaus oder das Haus eines Bauern?
    Ich stelle meinen Koffer ab und wende mich an Kumei. »Wo ist das Badezimmer?«
    »Das Badezimmer?«
    Kumei wirkt verwirrt. Ich sage das Wort für »Toilette«, aber selbst das scheint sie zu verblüffen.
    »Sie möchte wissen, wo sie sich das Gesicht waschen und ihr Geschäft verrichten kann!«, ruft Z. G. aus seinem Zimmer.
    Kumei kichert. »Ich zeige es dir.«
    »Wenn du fertig bist«, fügt Z. G. hinzu, »könntest du mir eine Thermosflasche mit abgekochtem Wasser und eine Schüssel in mein Zimmer bringen?«
    Ich würde ihn gerne daran erinnern, dass wir jetzt in der Neuen Gesellschaft leben und Kumei nicht seine Bedienstete ist, aber ihr scheint es nichts auszumachen.
    Mit meinem Kulturbeutel folge ich Kumei zurück durch das Anwesen, zum Tor hinaus und einen Weg entlang zu einem Wassertrog. Ich werfe einen Blick auf den Trog, dann auf Kumei. Durch Gesten deutet sie an, sich das Gesicht zu waschen. Na gut, sie muss ja wissen, was sie tut. Also tauche ich meine Zahnbürste in den Trog und putze mir die Zähne. Als ich mir Wasser ins Gesicht spritze, tut sie es auch. Bei meiner Abfahrt aus Los Angeles habe ich kein Handtuch eingepackt, deshalb folge ich Kumeis Beispiel, wische das Wasser mit den Unterarmen ab und lasse den Rest von der Hitze der Nacht trocknen.
    Als wir zum Anwesen zurückgehen, nehme ich Kumei am Ellbogen. »Wolltest du mir nicht auch den Ort zeigen, wo ich mein Geschäft verrichten kann?«
    Sie führt mich zurück zu meinem Zimmer und zeigt auf ein Ding, das aussieht wie das Butterfass, das eine meiner Grundschullehrerinnen einmal mit in den Unterricht gebracht hat, als wir die Pionierzeit durchnahmen. Es besteht aus Holz, ist knapp einen halben Meter hoch, unten breiter als oben und wird mit einem Deckel verschlossen. Das soll ich benutzen? Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein!
    Als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, fragt Kumei: »Habt ihr so etwas in Shanghai nicht?« Ich habe keine Ahnung, ob es diese Dinger in Shanghai gibt, aber ich schüttle den Kopf. Kumei kichert wieder. »Das ist dein Abortkübel. Du nimmst den Deckel ab, setzt dich darauf und machst dein Geschäft.« Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: »Vergiss nicht, ihn wieder zuzumachen, wenn du fertig bist, sonst stinkt es, und du ziehst eine Menge Fliegen an!«
    Diese Information finde ich nicht sonderlich begeisternd, und mir fällt ein, dass ich bei meiner Abreise kein Toilettenpapier eingesteckt habe, ganz zu schweigen von

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