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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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chinesische Bauer sei »der Zwillingsbruder des Ochsen«. Ich war alles andere als ein Ochse. Ich kam mit Rückenschmerzen, Muskelkater und Blasen an den Händen von der Feldarbeit zurück. Die heiße Sonne war grausam, und ich begriff nicht, warum ich den ganzen Tag abgekochtes Wasser und Tee trinken sollte. Aber hier sagt man: »Einmal etwas zu sehen, ist besser, als es hundertmal zu hören. Einmal etwas zu tun, ist besser, als es hundertmal zu sehen.« Ich habe beobachtet und vom echten Leben gelernt. Ich bin immer noch weit davon entfernt, eine der Frauen von Maos »Stoßmannschaften« zu werden, aber ich habe das entdeckt, was die Dorfbewohner als eisernen Willen bezeichnen.
    Um mich herum höre ich Leute arbeiten: das Rascheln, wenn sie sich zwischen den Maisstauden bewegen, das Hacken, wenn sie die Ackerfurchen auflockern, und die Melodie eines vor Kurzem autorisierten Erntelieds, das aus der Wiese neben uns aufsteigt. Genau so habe ich mir das Neue China vorgestellt: rotwangige Bauern, die einander helfen und die Früchte ihrer Arbeit teilen, die warme Sonne auf dem Rücken, das Zirpen der Zikaden und Zwitschern der Vögel, die unsere Lieder begleiten.
    Um elf kommen ein paar verheiratete Frauen aus dem Dorf. Sie tragen Blechbehälter an einer Stange über der Schulter. Es gibt Reis und Gemüse – Gurken, Auberginen, Tomaten und Zwiebeln, alles vom Kollektiv angebaut –, danach machen wir uns wieder an die Arbeit. Kurz nach Mittag kommt Z. G. Er trägt einen breitkrempigen Strohhut und hat eine Schultertasche und eine Staffelei dabei. Eine Stunde lang arbeitet er auf dem Feld mit, dann setzt er sich unter einen Baum, um zu malen. Niemand erhebt Einwände. Er hält unsere Arbeit fest.
    Um vier, zur heißesten Zeit des Tages, kehren die verheirateten Frauen mit Tee in Thermosflaschen und noch mehr Reis zurück. Während der Pause versammeln sich alle um Z. G.s Skizzen. Die Leute lachen und staunen, wenn sie sich und andere erkennen.
    »Schaut mal, da ist Genosse Dus fledermausförmige Narbe!«
    »Sind meine Beine wirklich so krumm?«
    »Auf dem hier sieht man die Mädchen von der Bewässerungsgruppe. Wenn diese Mädchen zusammenstecken, lachen sie ständig. Sie glauben, das Leben ist völlig sorgenfrei.«
    Für Tao ist es sicher nicht leicht, diese Komplimente mit anzuhören, denn früher hat er sie selbst bekommen. Aber er weiß, dass nun ein viel besserer Künstler hier ist.
    Nach der Pause kehren wir zu den Ackerfurchen zurück. Der Tag ist schon fast zu Ende, da ertönt der gellende Schrei einer Frau. Der Gesang verstummt, aber die Zikaden zirpen weiter, während wir in der warmen Luft nach der Ursache des Schreis suchen. Wir hören laute Rufe und die Schmerzensschreie einer Frau. Kumei und ich laufen durch die Maisstauden auf die Heuweide nebenan. Auf dieser Weide hat das Mähen schon begonnen, und am anderen Ende ist bereits ein Heuschneider mit scharfer Klinge im Einsatz. Dort, auf dem gemähten Bereich, drängen sich Leute zusammen. Wir rennen hin und drängeln uns durch. Ein blutbespritzter Mann steht über einer Frau. Er sieht blass und verzweifelt aus. Die Frau hat eine offene Wunde am Hals, und ihr Arm ist fast ganz vom Körper abgetrennt. Blut spritzt heraus und sammelt sich in einer Pfütze. Drei Frauen haben ihre Kopftücher abgenommen und versuchen damit die Blutung zu stillen, aber es scheint nicht zu helfen.
    Der Blutgeruch klebt mir in der heißen Sonne dick in der Kehle. Mir wird übel, und der Anblick stößt mich ab, doch Fliegen und andere Insekten werden vom Geruch angezogen und umschwirren die Frau, wollen ihr Blut trinken. Ich habe die Frau schon gesehen – im Dorf, bei unserem abendlichen Malunterricht und auf dem Weg zu den Feldern –, aber ich weiß nicht, wie sie heißt.
    »Ich kann nichts dafür«, sagt der blutbespritzte Mann mit zittriger Stimme. »Ich habe auf meinem Abschnitt gearbeitet. Genossin Ping-li war neben mir. Und dann hat sie sich plötzlich vor den Heuschneider geworfen – ganz flach, sodass ich nicht ausweichen konnte. Offenbar hat sie mich nicht gesehen. Aber wie kann das sein?« Er sieht uns fragend an, doch keiner von uns hat eine Antwort. »Sie muss mich gesehen haben. Wir arbeiten jeden Tag nebeneinander.«
    »Du bist nicht verantwortlich dafür, Genosse Bing-dao«, sagt jemand aus der Menge. »So etwas passiert.«
    Zustimmendes Gemurmel ertönt. Aber ich überlege: So etwas passiert? Wer wirft sich denn vor eine Mähmaschine? Dann stelle ich mir

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