Tochter Des Krieges
Kreisen bei Hofe verschaffen.
Thomas wollte dem Erzengel nicht zuwiderhandeln… er wusste lediglich im tiefsten Inneren seines Herzens, dass es besser war, wenn Rosalind am Leben blieb. Vielleicht war er der Sünde des Stolzes erlegen, oder eines zu starken Selbstbewusstseins… doch wann immer er daran dachte, sich abzuwenden und das Kind sterben zu lassen (nachdem er Alice und ihr Kind, seine Tochter, auf diese schreckliche Weise in den Tod geschickt hatte… ), überkam ihn ein solcher Trübsinn, dass er es unmöglich zulassen konnte. Er beschloss, um Lenkung und Stärke zu beten… aber er war froh, dass er Rosalinds Leben gerettet hatte.
Auch konnte er nicht behaupten, dass er über die Vereinbarungen, die ihn erneut zu einem Teil des höfischen und ritterlichen Lebens machen würden, allzu bestürzt gewesen wäre. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ die Finger über den prächtigen Stoff seiner Tunika und die üppigen Goldstickereien an Saum und Ärmeln gleiten. Dann hielt er inne, blickte auf seine Finger hinab und fragte sich, ob Raby wohl immer noch die Topas- und Granatringe besaß, die er ihm zur Aufbewahrung übergeben hatte, als er in den Orden eingetreten war.
Thomas verzog ein wenig reumütig den Mund. Er würde besonders um Stärke beten müssen, um seine übermäßige Freude über die Rückkehr in ein Leben in weltlichem Reichtum und privilegierter Stellung nicht überhand nehmen zu lassen.
Thomas seufzte und erhob sich. Lancaster und Raby würden bald da sein, und er konnte in der Zwischenzeit schon einmal mit Margaret sprechen, um sie über die Vereinbarungen in Kenntnis zu setzen, die sie betrafen.
Er lächelte, während er – ohne es zu bemerken – in dem lässigen, überheblichen Gang, der ihm in seinem früheren Leben als Adliger eigen gewesen war, den Korridor entlang auf Margarets Gemach zuging. Thomas wusste, was sie war; oder zumindest glaubte er, es zu wissen. Margaret war keine gewöhnliche Frau. Er war sich ziemlich sicher, dass sie Verbindung zu den dämonischen Kreisen bei Hofe hatte und womöglich sogar selbst eine Dämonin war. Doch er wusste auch, dass Margaret ein wichtiges Teil in dem Puzzle war, das er lösen musste. Wenn er sie heiratete, hätte er sie nicht nur in seiner Nähe und könnte sie überwachen – und war das nicht genau das, was Gott allen Frauen zugedacht hatte? In den Mauern der Ehe eingesperrt zu sein, um ihren natürlichen Hang zum Bösen zu unterdrücken? –, sondern sie würde die Dämonen auch wie ein Magnet anziehen.
Margaret würde für Thomas von ebenso großem Nutzen sein wie jedes andere Mittel, dessen er sich bedienen würde.
Er runzelte die Stirn und blieb vor der Tür ihres Gemachs stehen. Er musste jedoch dafür sorgen, dass der Hang der Mutter zum Bösen und der Magie sich nicht auf das Kind übertrug.
Thomas klopfte und trat ein.
Maude stand neben dem Bett und machte einen Knicks vor Thomas.
Er nickte ihr zu und sah dann zu Margaret hinüber. Sie war wach und blickte ihn an, das in eine Decke gewickelte Kind im Arm.
»Du kannst gehen«, sagte Thomas an Maude gewandt, und sie schenkte Margaret ein kleines Lächeln, ging aus dem Gemach und schloss leise die Tür hinter sich.
Thomas setzte sich auf den Schemel neben Margarets Bett und musterte sie ruhig. Sie war immer noch blass und ihr Gesicht wirkte ein wenig eingefallen, doch aus ihren dunklen Augen leuchtete das Leben, und ihre Hände zitterten nicht, als sie das Kind fester an sich drückte.
Thomas beugte sich vor und zog eine Ecke der Decke fort, die Rosalinds Gesicht verhüllte.
Im Gegensatz zu dem ihrer Mutter wirkte Rosalinds Gesicht voller als am Abend zuvor, und ein Großteil der Röte und der Runzeln waren verschwunden. Ihr Atem ging leise und leicht… aber sie war immer noch so winzig, so zart.
»Ich habe sie auf den Namen Rosalind taufen lassen«, sagte Thomas. »Wir dachten, sie würde sterben.«
»Ich danke dir«, sagte Margaret leise. »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass du dich daran erinnern würdest.«
Ihre Augen waren voller Gefühl, und Thomas musste den Blick abwenden. »Wie es aussieht«, sagte er, »werden wir einander heiraten.«
Margarets Mund verzog sich zu einem kleinen, spöttischen Lächeln. »Dann werde ich also doch noch eine Neville werden.«
»Das Kind braucht einen Vater und ein Zuhause.«
Margarets Gesicht wurde sanft, als sie auf ihre Tochter hinabblickte. »Ja, das braucht sie, und für beides, den Namen und das Zuhause,
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