Tochter Des Krieges
danke ich dir, Thomas.«
»Margaret, woher wusste der Ordensgeneral Thorseby, dass wir in Lancasters Palast in London miteinander Unzucht getrieben haben?«
»Unzucht? Ich glaube nicht, dass man es so bezeichnen kann.«
»Beantworte meine Frage.«
Margaret senkte den Blick auf das Kind. »Ich wurde beobachtet, als ich in die Gemächer der Herzogin zurückgekehrt bin.«
»Von wem?«
»Von Meister Wycliffe.«
Thomas lachte kurz und hart. »Er hat Euch gute Dienste geleistet, meine Dame.«
»Tom«, sie blickte ihm wieder in die Augen, »ich bitte dich um Verzeihung dafür, dass ich dich in diese Falle gelockt habe. Ich musste mich und mein Kind beschützen.«
»Als ich noch Geistlicher war, Margaret, wolltest du für nichts um Verzeihung bitten. Aber nun, da ich wieder ein Mann bin, geht dir diese Bitte leicht über die Lippen.«
»Der Mann steht ehrlicher zu dem, was er ist. Der Geistliche tat es nicht. Sag mir, Tom, was empfindest du bei dem Gedanken, dass du nun mein Gemahl werden musst?«
»Begierde«, sagte er ohne zu zögern und sah, wie Schmerz in ihren Blick trat. »Ich leugne nicht, dass ich mich nach dir verzehre, und die Ehe gestattet mir, diese Begierde auf ehrbare Weise zu stillen. Aber ich misstraue dir auch, Margaret, das musst du wissen. Unsere Körper mögen sich vereinigen, aber niemals unsere Seelen. Du hast mich nicht wirklich gefangen.«
In ihrem Gesicht zuckte es. »Du liebst mich nicht?«
»Nein. Ich werde dich niemals lieben, Margaret.«
»So sei es denn«, flüsterte sie und wandte das Gesicht ab.
»Margaret, Lancaster und Raby werden bald hier sein, zweifellos in Begleitung eines Mönchs, um unserer Verlobung beizuwohnen. Dann muss ich abreisen, denn ich muss nach Norden gehen, um meine Ländereien wieder in Besitz zu nehmen.«
Darauf drehte sich Margaret wieder zu ihm um, ein seltsames Leuchten in den Augen.
Thomas erinnerte sich, wie Raby sich letzte Nacht um Margaret gesorgt hatte und wie er an ihre Seite geeilt war. Wieder spürte er, wie ihn Eifersucht durchzuckte. Waren Margaret und Raby womöglich ineinander verliebt?
»Aber wir werden uns nicht im Norden niederlassen«, fuhr Thomas fort und sah mit noch größerer Beunruhigung, wie das Leuchten in ihren Augen erstarb. »Lancaster wird uns Halstow Hall in Kent als Hochzeitsgeschenk überlassen, und dort werden wir unseren Wohnsitz aufschlagen. Raby muss das Glück seiner eigenen Ehe genießen können, Margaret, ohne dass du ihn dabei störst.«
Sie presste die Lippen zusammen. »Ich werde dich nicht betrügen, Thomas. Ich weiß, du hältst mich für eine Dirne, aber das bin ich nicht und auch nie gewesen.«
Thomas beugte sich über das Bett und ergriff ihr rechtes Handgelenk. »Wenn ich dich jemals dabei erwische, dass du mich betrügst, Margaret, werde ich dich zu den Salzmarschen an der Mündung der Themse schleifen und dein Gesicht so lange in das Salzwasser tauchen, bis deine verdorbene Seele ertrinkt.« Wenn ich dich je mit meinem Onkel erwische…
Margarets Augen füllten sich mit Tränen, weniger wegen der Drohung, sondern weil er es für nötig gehalten hatte, sie auszusprechen. »Dann werde ich ein langes Leben genießen, Thomas, denn ich werde dir eine treue Gemahlin sein.«
Thomas wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment klopfte es an der Tür, und Maude steckte den Kopf herein.
»Lord Lancaster und Lord Raby, Herr, und Bruder Harold.«
»Bitte sie herein, Maude, denn wir haben heute wahrlich Anlass zur Freude.«
Die Verlobungsgelübde waren gesprochen – die feierlichsten Gelübde, die einen Mann mit einer Frau verbinden konnten –, Thomas und die Zeugen waren gegangen, und nun war Margaret allein mit ihrer Tochter und ihren Gedanken.
Sie würde seine Gemahlin werden. Ach, wenn sie nicht so erschöpft wäre und sich so unwohl fühlen würde, würde sie sich darüber freuen. Oder nicht? War das nicht das, worauf sie und die ihren so lange hingearbeitet hatten? Warum sie Raby und Lancaster so lange unter Druck gesetzt hatte, bis diese wiederum Thomas unter Druck setzten? Warum sie in jener Nacht zu Thomas gegangen war, damit es hieß, sie seien Liebende?
O ja, aber Margaret war in jener Nacht auch zu Thomas gegangen, weil sie sich verzweifelt gewünscht hatte, dass er sie in den Armen hielt. Ja, sie würde sich freuen, seine Gemahlin zu werden, aber sie fürchtete sich auch davor. Sie wäre mit einem Mann verheiratet, der ihr misstraute und der geschworen hatte, dass er sie eher in die
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