Tochter Des Krieges
Hölle schicken würde, als sich in sie zu verlieben. Es wäre nicht der beste Anfang für eine Ehe.
»Aber zumindest werden wir eine Familie sein«, flüsterte sie Rosalind zu. »Du, ich und er.«
Außerdem gab es Anlass zur Zuversicht. Thomas hatte Rosalind gegen den Erzengel verteidigt. Margaret war zwar bewusstlos gewesen, als der heilige Michael Thomas erschienen war und ihm gesagt hatte, dass es besser wäre, wenn sie starb. Aber zwischen Margaret und dem heiligen Michael bestand eine tiefe Verbindung, und auch wenn sie ohnmächtig gewesen war, hatte sie trotzdem bemerkt, was um sie herum vorgegangen war, als der Erzengel erschien.
Als Thomas sich ihm widersetzt hatte.
»Es gibt noch Hoffnung für uns«, flüsterte Margaret und küsste Rosalind auf die Stirn. »Hoffnung.«
Vielleicht würde er sich eines Tages ja in sie verlieben.
Margaret schloss die Augen und träumte, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Vielleicht würde er sich doch noch in sie verlieben.
Kapitel Einundzwanzig
Weißer Sonntag
Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(17. April 1379)
Thomas verbrachte vier Wochen im Norden – kaum genug Zeit, um alles zu erledigen, was er zu tun hatte –, bevor er wieder gen Süden reiste. Sein Onkel hatte Wort gehalten und Thomas die Güter, die er von seinem Vater geerbt hatte, zurückgegeben. Allerdings würden die Verträge erst in Kraft treten, wenn Thomas sein Versprechen, Margaret zu ehelichen, tatsächlich eingelöst hatte.
Thomas’ Vater Robert war Rabys achtzehn Monate jüngerer Bruder gewesen. Während Raby als ältester Sohn die riesigen Ländereien der Neville-Familie geerbt hatte, waren an Robert die Rittergüter gefallen, die seine Mutter als Mitgift in die Familie eingebracht hatte. Als Robert und seine Gemahlin während der Pest im Jahr 1353 gestorben waren, waren ihre Ländereien an ihren fünfjährigen Sohn Thomas übergegangen, der sie wiederum bei seinem Eintritt in den Dominikanerorden seinem Onkel überlassen hatte.
Nun befanden sich diese wieder in Thomas’ Besitz… oder würden es jedenfalls bald sein. Die fünf Güter lagen in einem ungefähren Halbkreis, ausgehend von der Kleinstadt Pickering, über den Südrand des Pickering Forest bis zu der Küstenstadt Scarborough. Zusammen würden sie Thomas ein anständiges Einkommen einbringen. Lancasters »Mitgift«, die Landgüter in Devon und Halstow Hall, und der Einfluss und das Ansehen, die er an Lancasters Hof gewinnen konnte, machten Thomas zu einem reichen Mann. Er hatte nur vier Tage in Sheriff Hutton verbracht, bevor er zu seinen Gütern im Norden aufgebrochen war.
Auf jedem Gut verbrachte er einige Tage, sprach mit den Verwaltern und Vorstehern und sah sich die Listen und Aufzeichnungen über Vieh und Getreide an. Verständlicherweise hatte sich Raby in den letzten fünf oder sechs Jahren, die sie in seiner Obhut gewesen waren, nicht sonderlich um die Anwesen gekümmert, und Thomas war deshalb tagelang damit beschäftigt, mit Leibeigenen und freien Pächtern zu sprechen, den Viehbestand zu prüfen, mit ihnen über Verbesserungen und Neuerungen zu reden und mögliche Märkte für ihre Waren zu erörtern, die sich aus einer besseren Nutzung von Hafen und Markt in Scarborough ergeben konnten.
Thomas’ Reisen als Mönch hatten ihm zumindest über die Möglichkeiten europäischer Märkte und Handelsgilden die Augen geöffnet.
Er war rechtzeitig nach Sheriff Hutton zurückgekehrt, um Ostern mit seinem Onkel und dessen neuer Gemahlin zu verbringen, und war am Ostermontag dann wieder gen Süden aufgebrochen.
Thomas ritt nicht zusammen mit seinem Onkel. Raby und Lady Johanna würden zu Richards Krönung und Thomas’ Hochzeit nach London zurückkehren, aber Thomas zog es vor, ihnen vorauszureiten.
Es war gewiss besser, Margaret von Raby fernzuhalten, bis sie verheiratet waren.
Auch wenn Thomas nicht von Raby begleitet wurde, war er dennoch nicht allein unterwegs. In York war er auf den Grafen von Northumberland getroffen, Heinrich Percy, seinen Sohn Hotspur, und das Gefolge der Northumberlands, die allesamt aus dem hohen Norden zur Krönung unterwegs waren. Tatsächlich schien halb Nordengland auf dem Weg nach London zu sein.
Thomas genoss die Gesellschaft von Northumberland und seinem Sohn, aber die Woche, die sie gemeinsam unterwegs waren, bevor sie Lincoln erreichten, hatte auch einige unangenehme Momente.
Northumberland war höchst alarmiert, was Rabys neue Ehe betraf, und
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